Freitag, Dezember 31, 2010

Happy New Year 2011

Allen meinen Freunden, Bekannten und allen Lesern, die sich auf diese Seite verirren, wünsche ich von Herzen ein


Gesundes, glückliches und erfolgreiches 2011!


El-Qamar

Dienstag, Dezember 28, 2010

Banking in Egypt

Ein Bankkonto muss her! Ich fragte meine Bekannten nach ihren Erfahrungen und entschied mich für eine international tätige, bekannte Bank. Gespannt darauf, was mich da alles erwartet, ging ich ins neue Bankenviertel.

Die Formalitäten zur Konto-Eröffnung sind im Vergleich zu dem, was wir in Liechtenstein oder der Schweiz erleben, unbedeutend. Einzig meinen Pass musste ich vorweisen und der Bankangestellte machte Kopien von meinen Personalien und meinem Visum.

Sofort erhielt ich meine Kontonummer und es wurde mir versprochen, dass ich in einer Woche die Bankomatkarte und den Code abholen könne. Damit würde ich Geld am Automaten beziehen und Internet-Banking aktivieren können.
Ich liess (aus Erfahrung) mehr als eine Woche verstreichen, bis ich die Karte und das Passwort holte. Ich quittierte den Empfang und ging freudig meines Weges. Erst später hatte ich Zeit, die Karte auszuprobieren und eine Transaktion am Automaten zu tätigen. Doch… irgendwas funktionierte nicht… Ich tippte den Code ein… meine Befehle wurden aber als fehlerhaft abgewiesen.

 
Ich probierte anderntags an einem anderen Automaten (die Bank hatte leider geschlossen) – mit dem gleichen Resultat. Entnervt gab ich auf und ging am darauf folgenden Tag wieder zur Bank. Die erste Frage „Haben Sie den richtigen Code eingetippt?“ liess mich fast explodieren Bin ich blöd? Nein, noch nicht. Nach einigen Telefongesprächen des Bankangestellten mit seinen Kollegen in Kairo stellte sich heraus, dass für meine Karte ZWEI Codes ausgestellt wurden. Ich hatte gar keine Chance, einen richtigen Code zu verwenden!

 
Weitere Tage verstrichen, bis ich einen neuen Code erhielt. Dieser funktionierte endlich auch und ich aktivierte Internet-Banking.
Doch ein erneutes Hindernis stellte sich mir in den Weg: wenn ich eine Überweisung innerhalb Ägyptens machen möchte, muss der Empfänger mit der elektronischen Überweisung einverstanden sein. Wo liegt hier der Sinn? Ich habe ihn bis heute nicht gefunden. Es gibt somit Zahlungen, die ich nach wie vor mühsam am Bankschalter tätigen muss, immer mit Wartezeiten und manchmal auch mit Überraschungen verbunden. So fiel einmal der Strom aus – Schalterhalle und Computer blieben dunkel. Der Banker bat mich, doch Bargeld am Automaten zu beziehen und dann am Schalter einzuzahlen!

Einmal gab ich versehentlich eine Zahlung per Internet-Banking zweimal auf. Ich bat den Kundendienst, die Zahlung zu stornieren – in der Schweiz kein Problem und es ist je nach Bank sogar elektronisch möglich. Doch hier erhielt ich zur Antwort: ja, das geht, das kostet aber so und so viel. Faktisch 50% meiner doppelt getätigten Überweisung. Ich schluckte tief und liess die Stornierung sein. Freundlicherweise hat mir der Empfänger den Betrag nach langer Zeit doch zurück erstattet. Im Gegensatz zu meinen Erfahrungen werden hier elektronische Überweisungen mit Spesen belastet – eine Tatsache, die ich auch nicht kapiere, fallen doch die „handling costs“ weg.

Ich habe hier auch noch nie vom Computer ausgedruckte Belastungen bzw. Gutschriften am Bankschalter bekommen. Ich muss von Hand alles ausfüllen und der Bankangestellte tippt dann alles nochmals ein. Er quittiert mir die Transaktion auf dem von mir ausgefüllten Formular – mit vielen Zeichen, Kürzeln, einem roten Strich und einem dicken Stempel.

Andere Banken, kleinere internationale oder ägyptische, arbeiten noch archaischer. Man stellt sich in einer langen Warteschlange an – ich fühle mich dabei jeweils, als ob ich am Jahrmarkt im Gedränge stehen würde - und erfährt dann irgendwann mal, dass man am falschen Ort ist oder ein Formular ausfüllen soll. Diskretion gibt es nicht – die dicht gedrängte Menschenmasse hört zu.

Worüber ich noch immer Staune ist die Tatsache, dass ich in einer Wechselstube den besseren Umrechnungskurs erhalte, als in einer Bank. Kürzlich hat mir meine Bank zu verstehen gegeben, dass ich als Kontoinhaberin vorteilhaftere Umrechnungskurse erhalte, das gilt aber nur für gängige Währungen wie den Euro. Der solide Schweizer Franken zählt hier nicht dazu.

Über all dies tröstet mich dann die Vorstellung, wie es wohl in anderen Ländern Afrikas sein mag und dann bin ich schon wieder froh, dass ich hier alles im Griff habe…


Donnerstag, Dezember 09, 2010

Lust auf Weihnachtskekse

Über eine Stunde lang habe ich mir unfreiwillig das Getratsche von deutschen Frauen angehört, wie sie über das Backen von Weihnachtskeksen diskutierten. Die Folge davon war, dass ich riesige Lust auf solche Dinger bekam.

Die aus den deutschen Bäckereien sind himmlisch gut, aber höllisch teuer. Also ging ich mal wieder zu einem „Halawani“ – einem Zuckerbäcker. Mitten in Sekkala an der grossen Kreuzung ist ein winziger Laden, wo es hübsch verpackte Schokolade, wunderschön dekorierte Torten und westliches und orientalisches Gebäck gibt. Jedes Mal, wenn ich dorthin gehe, erlebe ich eine kleine Überraschung.

Einmal kaufte ich Schokolade, um sie zu verschenken. Die alte Frau im Laden suchte aber zuerst einige Minuten ihr Mobiltelefon. Ich bot ihr an, sie anzurufen, um es rascher zu finden. Doch sie wusste die Nummer nicht auswendig! Irgendwie tauchte es unter einem Stapel Papier, dem Koran und Plastiktüten auf. Endlich konnte sie mir ihre Aufmerksamkeit widmen und mich bedienen. Während sie die Schokoladestückchen herausgrabschte und in eine Tüte warf, streckte sie mir eines zum Probieren hin. Ich bat sie ganz höflich auf Arabisch – Englisch kann sie nicht – doch eine Schachtel zu nehmen, weil es ein Geschenk sei. Kurzerhand nahm sie einen Karton hervor, faltete ihn eher schlecht als recht und äusserst lieblos zusammen, schüttete die Pralinés hinein und wickelte eine Schnur drum herum – fertig war das Geschenk! Grinsend trug ich die Kostbarkeit zum Laden hinaus.

Heute aber traf ich eine junge Frau oder junges Mädchen an, wie auch immer. Ich fragte sie, was denn das Gebäck im Kilo koste. Sie sah mich liebenswürdig an, murmelte etwas und blätterte dann einige Minuten in einer dicken Jahresagenda… und fand… irgendwo… die Preise: fein säuberlich von Hand hinein geschrieben. Ich wunderte mich, wie um alles in der Welt sie denn etwas verkaufen will, wenn sie die Preise nicht kennt?
Ich sagte ihr, von welchen Keksen ich wie viel wollte. Mit blossen Händen griff sie in die auf grossen Silberplatten aufgetürmte, schön dargebotene Ware und warf sie in einen Plastiksack. Ich bat sie, doch wenigstens Handschuhe zu tragen – so einen fand sie zu meiner grossen Überraschung sogar und streifte ihn über.
Im Kopf rechnete ich den Betrag schnell aus und schaute ihr zu, wie sie den Taschenrechner aus der Ecke hervorklaubte. Sie lächelte mich an und ich begriff: sie hat keine Ahnung, wie sie den Verkauf berechnen sollte! Innerlich tat sie mir leid. Was tut das Ding denn in dem Laden? Ich zeigte ihr auf dem Rechner wie sich der Betrag berechnen lässt, legte eine Note hin, sagte ihr, wie viel Rückgeld sie mir geben sollte.

Unglaublich? Nein, es erstaunt mich überhaupt nicht mehr. Diese Situationen spielen sich in meinem Leben wie ein Film in Zeitlupe ab, wiederholen sich und vielleicht weil es immer Mädchen oder Frauen sind, versuche ich, sie das Gesicht wahren zu lassen. Schade war nur, dass ein Teil der Kekse in der Tüte zerbröselt war, bis ich zu Hause angekommen war. Vielleicht sollte ich das nächste Mal doch besser in eine deutsche Bäckerei gehen? Wegen dem Unterhaltungswert ganz bestimmt nicht!


Sonntag, Dezember 05, 2010

Gefrässige Haie und andere Grossmäuler

Mit dem Tod einer Touristin durch die heutige Haifischattacke an der Küste vor Sharm El-Sheik geht ein grosses Entsetzen durch die hiesige Touristenindustrie. Viele Arbeitsplätze hängen von den Bade- und Tauchgästen ab – offiziellen Angaben zufolge 2/3 aller Tourismuseinnahmen.

Als ich heute im Pass Büro mein Visum verlängern liess, sah ich unter den Mit-Wartenden nur die typische Spezies von Tauchlehrern: ein bisschen schmuddelig, ein Tattoo da und dort, lange, zerzauste Haare, braun gebrannt, auffallend cool. Es sind Europäer, welche dieses Business am Roten Meer in den Händen halten. Dahinter reiht sich alles auf, was den Tourismus ausmacht: Hotels, Restaurants, Transportunternehmen, Dienstleistende vom Tourguide bis zum Kloputzer. Was ist, wenn nun die Touristen wegen dem Menschen-attackierenden-Hai ausbleiben?

Nicht alle kümmert dies am Roten Meer. Es gibt noch andere gierige Mäuler, die nicht genug bekommen können. Heute früh gab es kaum Minibusse, die sonst überaus zahlreich und geschwind Hurghadas Einwohner für ein paar Piaster von A nach B transportieren. Als mir ein Freund sagte, er hätte ein Taxi nehmen müssen, war mir schon klar: die Busfahrer gingen zu den Veranstaltungen für die Nachwahl der Parlamentswahlen: es winkten nicht nur gratis Essen oder T-Shirts, sondern bis zu 500 ägpytische Pfund für eine Stimme für die dominierende NDP (Nationale Demokratische Partei). Das ist eine Riesensumme, wenn man den offiziellen Mindestlohn von 280 ägyptischen Pfund als Vergleich her nimmt.

Welches ist nun das kleinere Übel? Der Badende attackierende Hai, weil er Blut gerochen hat (angeblich wurden Schafreste ins Meer gekippt) oder weil das Meer nicht mehr genug Nahrung bietet – so die Meinungen der Tauchvereinigungen und der Umweltschützer. Dahinter steht aber in beiden Fällen der Mensch.
Oder sind es die gefälschten Wahlen, an denen es mittlerweile mehrere Tote und Hunderte von Verletzten gab? Die NDP hat ja schon die Mehrheit, doch sogar Kandidaten dieser Partei gingen gewalttätig aufeinander los und kauften ihre Stimmen bei den Bedürftigen. Kennt Gier denn keine Grenzen?