Seit Ausbruch der Revolution kursiert in Ägypten der Begriff
„Hesb el-kanaba“ – Sofa Partei – herum. Gemeint sind damit all jene Ägypter,
die, zuhause auf dem Sofa sitzend, die Ereignisse im Land im Fernsehen
verfolgen. Sie verhalten sich passiv, lassen sich nicht dazu bringen, ihren
bequemen Platz für die Gefahr und Unsicherheit der Strasse aufzugeben. Aus
ihrer Sicht waren jene dort draussen auf dem Tahrir Platz Spinner,
Aufgestachelte, Agenten, Nichtsnutze und Störenfriede.
Dass „jene dort draussen“ sich einsetzen und ihr Leben
riskieren für etwas, was irgendwann allen Ägyptern zugutekommen sollte, ist bei
der zahlenmässig grössten Partei des Landes – der Sofa Partei – nicht
angekommen. Trotzdem hörte man nach jedem erneuten Aufstand, dass sich „neue“
Gesichter dazu gesellten. Sie waren stolz, endlich dabei zu sein, und schienen
begriffen zu haben, worum es geht.
Vor zwei Wochen hat die Stadt Port Said mit einer neuen Art
von Aufstand begonnen: mit „zivilem Ungehorsam“. Port Said fordert
Gerechtigkeit für die vielen Toten am diesjährigen Jahrestag des hässlichen Massakers
im Fussballstadion vor einem Jahr und den Toten von damals. Ausgerechnet Port
Said. Es ist eine der Städte am Suezkanal, welcher einer der wichtigsten (und
finanziell letzten) Lebensadern Ägyptens darstellt und grosse Bedeutung für den
Welthandel hat. Sehr heikel. Noch ist der Betrieb am Suezkanal gewährleistet.
Sollte er ausfallen, dürfte eine Intervention seitens der Import- und
Exportmächte in West und Ost nicht ausbleiben. Trotzdem nehmen Arbeiter des
Kanalbetriebes (freiwillig oder unfreiwillig) am „zivilen Ungehorsam“ teil.