Donnerstag, April 28, 2016

Polizei-Willkür auf Video

Am 25. April wurde in Ägypten der Befreiung Sinais von 1982 gedacht. Der Anlass war für Aktivisten eine ideale Plattform für Demonstrationen und Proteste: nationale und internationale Medienaufmerksamkeit war garantiert.

Genauso aufmerksam waren die Geheimdienste und die Sicherheitspolizei: sie haben Dutzende von Journalisten festgenommen, auch zwei europäische (die rasch wieder frei kamen). "Verdächtige" mussten erdulden, wie die Polizei ihre Smartphones nach "gefährlichen Inhalten" durchsuchte.

Mehrere Hundert Aktivisten und Leute, die einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort waren, wurden ebenfalls festgenommen. Den Vogel abgeschossen hat die Person, die eine völlig willkürliche Verhaftung eines   z u f ä l l i g   an einem Polizeiauto vorbeigehenden Bürgers zeigt (der Video ist auf Twitter, deshalb hier nur der Link).

Kommentare verkneife ich mir.

Mittwoch, April 27, 2016

Wegbeschreibung

Der Sicherheitsmann sagte mir: „Biegen Sie dort vorne rechts ab und fahren Sie geradeaus, bis Sie anhalten. Dann rufen Sie Herrn G. an.“

Ich fahre geradeaus bis ich anhalte???

Ägyptische Logik, die mit meiner Logik nicht kompatibel ist.

Gefunden habe ich Herrn G. dann trotzdem.

Billigreifen – der Tod fährt mit

Entlang der Umfahrungs- und Überlandstrassen liegen sie, zerfranst, zerfetzt, zerrissen: alte Reifenteile. Niemand macht sich die Mühe, sie einzusammeln; sie gehören zu dem traurigen Anblick von weggeworfenem Müll überall dort, wo Menschen hinkommen.




Ägypten hat eine der höchsten Raten an Verkehrsunfällen weltweit (siehe Daten der WHO) und die Gründe dafür sind zahlreich: schlechte Strassenbeläge, unlogische Strassenführung, schlecht oder gar nicht gewartete Fahrzeuge, übermüdete, alkoholisierte oder unter Drogen stehende Fahrer, nicht gekennzeichnete Baustellen, Löcher, Gräben und andere Hindernisse, Unwetter, Brückeneinstürze und: Billigreifen.

In einem Land, wo die Hälfte der Bevölkerung von über 90 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze leben und mit knapp 2 US Dollar auskommen muss, bleiben Qualitätsreifen von renommierten Reifenherstellern für viele Motofahrzeugbesitzer ein Traum. Reifen werden deshalb abgefahren bis keine Rillen mehr vorhanden sind.

Die Lösung: Aus alt mach neu

Findige Bastler haben hier eine Marktlücke entdeckt: in Hinterhofwerkstätten rillen sie abgefahrene Reifen von Hand nach, malen sie frisch und bringen sie wieder in Verkehr. Der Preis für solch ein Reifen liegt bei wenigen Pfund, während ein neuer mehrere Hundert Pfund kostet; dass ein solch nachgerillter Reifen oft mit dem Leben bezahlt wird, kümmert die Arbeiter nicht. Ebenso wenig interessieren sie sich dafür, dass ihre Tätigkeit illegal ist. Schliesslich kämpfen auch sie ums tägliche Überleben; im Video hier ist es ein ganzes Dorf, das davon lebt:



Wie der Video von Aswat Masriya zeigt, enthalten die nachgerillten Reifen oft metallische Verunreinigungen. Die Reifen können jederzeit explodieren. Die Folge: schwere Unfälle mit Verletzten und Toten. Der mit diesen Tatsachen konfrontierte Minister der Warenprüfung erklärt, Betrug sei allgegenwärtig und Kreativität sei damit verbunden. Das Ministerium wisse Bescheid über wiederverwertete und nachgerillte Reifen und andere Betrügereien und sie gingen den Fällen nach.

"Betrug und Kreativität," hat er gesagt, der Herr Minister. - Das kann sich ja auch nicht ändern, solange sich die Rahmenbedingungen in diesem Land nicht ändern. Folglich ändert sich auch nichts an der hohen Zahl Verkehrsunfälle und deren Opfer.



Samstag, April 09, 2016

Was tut das Auge des Horus im Fenster?

Wieder blickt mich dieses Auge eindringlich an. Ich steh in einem Grab eines Beamten aus der Pharaonen-Zeit. Luxor, West-Bank. Das Grab ist nicht gross, aber vollständig mit farbigen Hieroglyphen und Malereien geschmückt. An der Stirnseite, etwa auf meiner Kopfhöhe sticht mir das Auge ins Auge: tiefblau, schwarz umrandet, blickt es mich direkt an. Wenn ich mich bewege, verfolgt es mich. Das Auge sieht mich, sieht durch mich hindurch, verfolgt mich.

Quelle: www.Lebens-Energie.com
Es ist das Auge des Horus, das Auge des Lichtes, der Ganzheit und der Heilung. Und der Harmonie. Es soll auch heute noch Unheil - den „bösen Blick“ - abwehren. Wann immer ich ein Grab oder einen Tempel in Ägypten besuche, fällt mir dieses Auge von allen anderen Symbolen als erstes und vor allem am eindringlichsten auf. Es lässt mich nirgends los, selbst wenn mein Blick zufällig Souvenirs streift und das „Auge“ findet sich darunter, bleib ich an ihm hängen.

Das Symbol hat mehrere Bedeutungen, ist auch eine Hieroglyphe und ein mathematisches Zeichen. Das kümmert mich nicht gross. Es kümmert mich, dass mir das Auge als einziges all dieser pharaonischen Zeichen immer überall auffällt.

Sogar in der katholischen Kirche.

Da sitz ich auf einem unbequemen Stuhl fast in einer Nische drin. Die kleine Kirche ist zur Hl. Erstkommunion voll. So sehe ich nur die rechte Hälfte des Altarraums. Das reicht, denn ich kann meine kleine Nichte beobachten, sehe den langweiligen Pfarrer und den beeindruckend motivierten Patoralassistenten. Mein Blick schweift durch die Kirche, hinauf zum bunten Fenster. Warum sind Kirchenfenster immer bunt? Während ich das Fenster betrachte, zucke ich innerlich unmerklich zusammen: das Auge! Was hat das Auge des Horus in dem Fenster da zu suchen?

Das Auge des Horus im Dreieck der Dreifaltigkeit (kath. Kirche Sevelen)

Da das Auge in einem Dreieck steht, ist mir natürlich klar, dass es um die Dreifaltigkeit geht. Aber wozu das Auge? Nach der Messe frage ich den Pastoralassistenten – der mir nur eine vage Auskunft geben kann. Allsehend, allwissend, allgegenwärtig. Ja, klar – das reicht mir aber nicht. Wie kommt das alt-ägyptische Symbol in die katholische Kirche?

Das Internet liefert mir eine Erklärung. In der Barockzeit, also im 18. Jahrhundert hat die katholische Kirche das Symbol des Auges in das Dreieck aufgenommen. Ein Plagiat quasi. 

Oder doch nicht?

Meine Nachforschungen ergeben jedenfalls, dass dieses Auge auch Symbol im Hinduismus und im Buddhismus ist. Zudem verwendeten es die Freimaurer und Illuminaten (interessanterweise um die gleiche Zeit, wie die katholische Kirche!). Ausserdem ist es auf der Ein-Dollar-Note in der Spitze der Pyramide (!!!) abgebildet; äusserst seltsam finde ich das.

Das Auge des Horus ist also in aller Welt verbreitet, der Ursprung liegt aber in Ägypten. Ägypten, die Mutter allen Lebens („Umm El Dunya“- wie die Ägypter ihr Land selbst nennen), der Ursprungsort der drei grossen monotheistischen Religion, das Land voller Mystik und Energiequellen – das Land, das sich trotzdem nicht selbst helfen und heilen kann.

Vorerst lassen mich weder das Auge des Horus noch Ägypten los.