Freitag, Dezember 30, 2016

Winter in Hurghada

Der blaue Himmel, das wunderschöne Rote Meer und die Wüste sind sommers wie winters gleich. Die Sonnenauf- und -untergänge so atemberaubend wie immer. Aber es kann hier sehr kalt sein. Saukalt - mit Verlaub.😏

Es ist Winter in Hurghada, wenn

  • die Touristen in Shirts und kurzen Hosen am Strand spazieren und ich mit Fleece-Jacke jogge und dabei grad warm genug habe.
  • die Frauen in ärmellosen, luftig-dünnen Sommerkleidchen und Sandalen im Supermarkt an der Kasse stehen und ich dahinter im Wintermantel darüber staune.
  • es in der Wohnung nur mit Wollstrümpfen, -hosen, -pullovern und -jacken auszuhalten ist.
  • ich zum Aufwärmen unter die heisse Dusche stehe oder um die Mittagszeit an ein windgeschütztes Plätzchen in die Sonne sitze.
Und wenn es trotz allem nie Nebel hat, nie grau ist und die Sonne von einem meist makellos blauen Himmel strahlt. 😎

Dienstag, Dezember 27, 2016

Kraftort Wüste

BegehrenNachStilleNachNaturSchönheitReinheitRuheFrieden.

BefriedigungWüsteSandFelsSteinPflanzenVogelgezwitscherBienensummenAmeisenkrabbeln.

StauenenAuftankenWandernStauenenAuftankenWandern.

StilleHorchenRuheFinden.





Zabadda! Zabadda!

„Zabadda!“, „Zabadda!“, dringt eine jugendliche Stimme von draussen herein. Was das wohl ist? Weder der Karton- noch der Altmetallsammler. Letzterer singt fast. Der hier ruft immer nur dasselbe Wort: „Zabadda!“, „Zabadda!“.

Ich geh auf den Balkon hinaus, um nachzusehen, was das wohl sein mag. Ein Teenager in olivgrünem Kaftan geht mit schwerem, aber sicheren Schritt über die holprige Sandstrasse. Links und rechts trägt er je eine aus Palmwedeln geflochtene Tasche. Sie scheinen schwer zu sein.

Er stellt die Taschen ab. Sieht sich um. Reibt sich die Hände. Niemand da. Er greift wieder nach den Taschen und geht weiter. Sein Kaftan ist schmutzig. Das Gesicht ist jung. Hübsch. Grosse Schritte macht er.

Ein Mann mit Telefon am Ohr kommt von der anderen Richtung gegangen. Er sieht den Jüngling gar nicht, obwohl der seine schweren Taschen neben ihm abstellt. „Ya Pasha!“ spricht er ihn höflich an. Der reagiert noch immer nicht. „Ya Pasha!“, etwas lauter. Der rundliche Mann nimmt sein Telefon vom Ohr und widmet seine Aufmerksamkeit kurz dem Jüngling. Nein, er wolle nichts. Er klebt sein Telefon wieder ans Ohr und geht weiter.
Der Junge steht wieder unschlüssig da. „Zabadda!“, „Zabadda!“, ruft er wieder. Da entdeckt er mich auf dem Balkon. „Was verkaufst du denn da?“, frage ich ihn.

Auf zwei Rädern durch Kontinente

Sobald ich welche entdecke, halte ich und spreche sie an. Rare Spezies auf Hurghadas Strassen, doch immer wieder kommt es vor, dass ich ihnen begegne: den Langdistanz-Radlern.

Im Oktober entdeckte ich ein junges Paar, das von England nach Südafrika unterwegs war. Die beiden wurden von der Polizei begleitet und waren über den Grund recht verunsichert. Die drei im Auto zusammen gequetscht sitzenden Polizisten meinten es gut, wussten aber gar nicht, wohin die zwei Radler wollten. Die wiederum konnten sich nicht verständlich machen.

Gern habe ich gedolmetscht und Missverständnisse ausgeräumt. Die jungen Engländer wurden dann noch per Polizeistreife quer durch die Stadt zu ihrem Hotel begleitet.


Unterwegs von England nach Südafrika (im Oktober in Hurghada)

Am Weihnachtstag sind mir wieder zwei Radler begegnet. Zwei junge Männer, Rudy und Mohamed, liessen sich vom starken Nordwind tragen. Das hatten sie auch nötig: die beiden fahren auf Eichholzrädern, die stolze 18 Kg auf die Waage bringen. Ganze zwei Gänge stehen ihnen zur Verfügung. Irrsinn? Gelassen und überaus zufrieden erklärten sie mir, dass die Räder ein besonderes Sponsoren-Projekt seien. Der eine der beiden überreichte mir eine Art (essbare) Visitenkarte aus Apfelresten – er möge keinen Abfall. Sehr ökologisch. Wir standen am Strassenrand, der mit Abfall gespickt ist, eines der vielen Probleme Ägyptens. Wohin des Weges? Die beiden waren Anfang November in Holland gestartet und sind quer durchs eisige Europa, dem Donauradweg entlang und bis nach Athen gestrampelt. Von dort sind sie per Flugzeug nach Kairo geflogen. Ihr Ziel ist Mekka in Saudi-Arabien, also per Fähre von Safaga nach Jeddah hinüber. Wer den Beiden folgen will, kann das auf Facebook tun: Sie nennen sich Deen Travellers (Deen = Arabisch für Religion).

die "Gottes-Reisenden" (Deen Travellers)

18 Kilo, 2 Gänge

Was einen doch alles antreibt, auf zwei Rädern durch die Welt zu radeln!


Donnerstag, Dezember 15, 2016

Kleiner Glücksmoment

Einmal mehr hab ich Wasser, ein paar Bananen und den Fotoapparat eingepackt und bin weggefahren. Hinaus, in die Wüste. Ohne 4x4 Fahrzeug ist das zwar nicht so einfach – aber ich habe ja Beine, die mich tragen.

Und so bin ich gewandert… über die von Steinen gesprenkelten Hügel hinauf, in die verhärteten Sandebenen runter und wieder hinauf und wieder hinunter… bis ich vor der der kleinen Schlucht stand. Die wollte ich mir von oben ansehen… 

… und dort oben fand ich das, was ich sonst nirgends finde. Die Anstrengung hat sich gelohnt.

Eindrücklich, welche Spuren die Wassermassen der Sintflut Ende Oktober hinterlassen haben. Es müssen gewaltige Kräfte gewesen sein, die hier getobt haben. Die Bilder mögen einen Hauch einer Idee geben:





Montag, Dezember 05, 2016

Ein Kampf der Spass macht

Teilnahme am Triathlon in Sahl Hasheesh

Der Wecker klingelt um halb fünf. Müde stehe ich auf und trinke, während ich mich anziehe, rasch einen Kaffee. Meine Sachen habe ich schon gestern Abend gepackt.
Draussen ist es noch still und dunkel. Als ich ankomme, skizziert die Dämmerung einen feinen Schimmer am Horizont. Eine friedliche Stimmung liegt über dem Gelände.

Ich wechsle meine Schuhe, packe meinen vollgestopften Rucksack, setze mein Rennrad zusammen und spaziere in die Wechselzone. Zeit, um den Sonnenaufgang zu betrachten, nehme ich mir noch. Fantastisch, immer wieder.

Meine Kollegen und fremde Athleten sind schon da. In einer halben Stunde soll es losgehen.

Eineinhalb Kilometer schwimmen, so schnell wie möglich. Mein Kollege kommt klatschnass aus dem Meer, rennt ausser Atem in die Wechselzone und stoppt bei mir. 15. Position. Ich reisse ihm den Sender ab, befestige ihn an meinem linken Bein und schwinge mich motiviert auf den Sattel.