Donnerstag, März 30, 2017

Rassismus und Fremdenhass

Ich möchte schon lange einen Artikel über dieses Thema schreiben. Nun fällt mir dieser Film der Deutschen Welle in die Hände:

 Link zum Film 

Zum Ansehen geeignet.



Genug. Im Moment.

Eine Französin hat mir mal gesagt, dass ihr Konsulat empfehle, wir Ausländer sollen alle 3 bis 4 Monate aus dem Land raus, um uns zu erholen. Finde ich gut.

Ich befolge das. Nur leider in längeren Abständen. Und jedes Mal, so ein bis zwei Wochen bevor ich wegfliege, drehe ich fast durch. Ich hab einfach genug:

Von den Idioten hinter den Lenkrädern, die alle Verkehrsteilnehmer behindern und gefährden.

Von den Taxis und Minibussen, die immer vor einer Abzweigung anhalten.

Von den hupenden und rufenden Taxifahrern.

Von den Stossdämpfer-beanspruchenden-Bodenwellen alle 500 m und den Löchern in den Strassen.

Von den Menschen, die immer mitten im WegEingangAusgangDurchgang stehen und lauthals telefonieren oder einfach ins Nirgendwo gucken.

Von den Leuten, die bei grösstem Verkehr todesmutig über die Strasse hetzen.

Von den Fussgängern, die auf der Fahrbahn gehen, statt auf dem Gehsteig – auch wenn der ausnahmsweise nicht zerlöchert, verschüttet, zerbrochen, mit parkierten Autos, umgekippten Lampenmasten, Mauerziegeln oder Sandhaufen verstellt ist.

Von den Kerlen, die einem ungewollt und ungefragt das Auto „putzen“ (sprich: verschmieren und verkratzen) und dafür ein paar Batzen erwarten.

Von den Typen beiderlei Geschlechts, für die Pünktlichkeit nicht existiert, dafür aber Termine verschieben und dann doch nicht auftauchen.

Von den ausreisewilligen Jünglingen mit schwangerer FreundinFrauPartnerin, die innert zwei Monaten Deutsch lernen und nichts dafür bezahlen möchten.

Von den Unzulänglichkeiten und verlorenen Wartestunden bei Behörden, Banken, Anwälten und anderen „Institutionen“.

Von den hirnlosen, blind befolgten Regeln, die keiner hinterfragt. Scheinbar nur ich und darüber verzweifle.

Von den vergeblichen Einkaufsgängen, um frische Milch, Kaffee, Joghurt oder weiss der Kuckuck was zu kaufen. Gibt’s grad nicht – morgen, so Gott will. Gott will nicht immer, habe ich gelernt.

Genug. Im Moment.

Und dann: unter blauem Himmel eine Stunde im lieblichen Frühlings-Wind über die Wellen surfen... Und alles ist vergessen… 💓


Ich flieg aber trotzdem. 

Dienstag, März 21, 2017

Schatztruhe voll Naturprodukten

Obwohl ich doch schon ein paar Jahre hier lebe, entdecke ich immer wieder etwas Neues. Das kommt einerseits daher, da ich lieber in der Natur draussen bin und mich bewege, als in Discos oder Bars herum hocke, und andererseits, da ich überhaupt nicht gerne einkaufe.

Mir hilft also nur der Zufall oder, wie hier geschehen, das Warten. Ich musste nämlich warten, bis die Angestellten eines Computer-Geschäftes vom Beten zurückkamen. Gute Gelegenheit für mich, ziellos durch die unansehnlichen Seitengassen zwischen Sherry- und Paschastrasse im Zentrum Hurghadas zu schlendern. Unansehnlich, weil die Strassen voller Abfall, ungepflegt und ungeteert sind. Die Männer (nie die Frauen!) hocken vor ihren Geschäften und Buden, vor den Cafés und Wohnhäusern, gaffen jeden Vorbeigehenden, jeden Vorbeifahrenden an und stieren in ihre Mobiltelefone, schwatzen, streiten oder warten auf den Umsatz des Lebens. Keinem käme es mal in den Sinn, den Unrat aufzuheben, zu sammeln und wegzutragen. In den Kopf wird mir das wohl nie und nimmer gehen. Andere Mentalität, andere Festplatte im Hirn.

Erwartungslos weitergehend fallen mir grosse Säcke mit Naturprodukten vor einem Laden auf. Mein Interesse wird wach und ich nähere mich dem kleinen, unscheinbaren Geschäft: Von unten bis oben ist es mit Naturprodukten vollgestopft. Zögernd trete ich ein, stehe drin und staune über prallvolle Regale mit Naturölen für sämtliche Zipperlein, die sich Mann und Frau vorstellen können, Naturseifen und -crèmes, Nüssen und Räucherstäbchen, Salzkristallen von den Salinen in Alexandria, Henna und Kaffeebohnen, Kardamom und Zimt, kalt gepresstem Olivenöl aus Ägypten, Libyen und Syrien, Bienenhonig, Rosenblätter und Rosmarin. Und noch vieles mehr, das ich bei meinen folgenden Besuchen entdecke, erstehe und verwende. Olivenöl und Honig kaufe ich hier – oder in der 50 m weiter gelegenen Kirche. Ja, richtig: in der Kirche.

Der Naturladen gehört Peter, einem jungen Kopten. Er lässt mich ungestört gucken, beantwortet geduldig meine Fragen, während er einen der Plastik-Behälter mit Kernen aussortiert und reinigt. Er entschuldigt sich für die Unordnung – zu wenig Platz, zu viel Ware… Macht nichts, mir gefällt das. Lieber eine solche Wundertüte von einem Laden, als die durchgestylten Boutiquen und die überall gleich aussehenden Supermärkte. Peter bietet seine Waren auch in Hotels an, doch die Touristen kaufen wenig. Und hierher, mitten in den Hinterhof der Sheraton Strasse, verirrt sich kein Tourist. Die getrauen sich nicht hierher.

Schade, denn ein Besuch lohnt sich: Tees, Salben und Öle aus einheimischen Produkten helfen der Gesundheit und den lokalen Herstellern. Und günstiger als die Pharmacocktails sind sie allemal. Olivenöl und Honig schmecken erstklassig. Die Rosenblätter verbreiten einen betörenden Duft und eignen sich als Tee zur Beruhigung…

Wer suchen mag: über dem Eingang thront ein grünes Schild mit der Aufschrift „Back to nature – nature treasures - organic“, zwischen Kirche und Sherry Strasse…


Öle

Traubenkern-, Weizenkeim-, Sesamöl und...

Gewürze und Tees

Essige, Öle, Honige und ...

Seifen