Donnerstag, Juni 29, 2017

Das Lachen vergangen?

Was ich an den Ägyptern bewundere und liebe, ist ihr Humor. Sie schaffen es, über die schlimmsten Zustände in ihrem Land einen, nein: unzählige Witze zu reissen.

Der Schiefe Turm von Alexandra
Man stelle sich vor: man liegt im 10. Stock im Bett oder guckt Fernsehen und plötzlich nähert sich die Fassade des Nachbarhauses. Sie nähert sich nicht nur, der Wohnblock drückt sich in die Wohnung rein, zerstört Wände und Möbel. Eine unglaubliche Katastrophe, möglich nur, weil das Land von Korruption wie von Krebs zerfressen ist. Der Besitzer des Hauses hatte die Bewilligung zum Bau von drei oder vier Stockwerken (je nach Quelle). Gebaut hat er 14 Etagen (soweit ich mich nicht irre). Irgendwann hat der Grund hat unter dem Gewicht nachgegeben und das Ding ist gekippt.

Samstag, Juni 17, 2017

Erlebnis Einkaufen im Supermarkt

Reglos sitzen sie da, junge Männer auf Kisten oder am Boden vor Regalen. So zumindest scheint es auf den ersten Blick. Doch sie bewegen sich - im Schlaftablettentempo.

Mehrmals gehe ich suchend am selben Regal vorbei und beobachte, wie ein fülliger junger Mann dieselbe Zahnpastaschachtel milimeterweise verschiebt, seine Hände sinken lässt, dann die Bewegung von vorne wiederholt. Immer wieder, genau in dem Moment, als ich hinter ihm vorbeigehe.

Arg ist das. Ok, es ist Ramadan. Und vermutlich sind das junge Studenten, die in den vier Monaten dauernden Ferien ein paar Pfund verdienen möchten. Entsprechend der Entschädigung bewegen sie sich auch: minim. Zusätzlich mühsam für den Kunden ist das, weil die den Weg zwischen den Waren versperren.

Momentan quillt der Laden über von Palletten mit Sonderangeboten: 5 Kilo Reis, 10 L Kochöl, 3 Kilo Kochfett, Grosspackungen Putzmitteln und anderem Zeugs, das in einem ägyptischen Grosshaushalt im Nu verschwindet. Dadurch hat es noch weniger Platz als sonst, um sich durch die Warenberge zu schlängeln.

In diesem Supermarkt ist das besonders wichtig, denn der willige Käufer findet höchstens zur Hälfte der angebotenen Waren die zugehörigen Preise. Entweder ist gar kein Preisschild vorhanden, es ist kaum lesbar oder es ist falsch. Dafür gibt es in der Nähe der Kassen Bildschirme, an denen die Preise der Waren abgelesen werden können. Zu meinem Betrüben sind die oft falsch programmiert. Im schon erwähnten 50%-Schnitt. Vorgestern war es schlimmer: von drei gescannten Waren erhielt ich völlig falsche Bezeichnungen. Da gibt es nur eins: Ware zurück ins Regal bringen und auf ein andermal warten, hoffen oder woanders suchen. Geduld bringt Rosen, habe ich gelernt, und in Ägypten ist Geduld eine Tugend. So kommen doch ein paar Kilometerlein in dem riesen Geschäft zusammen.

Nein, das ist nicht übertrieben, denn auch die Suche nach den Produkten ist aufwändig. Manchmal sind sie plötzlich woanders, manchmal findet man sie zufällig, manchmal sind sie einfach unauffindbar. So kommen hübsche Distanzen zusammen.

Und aus dem Erlebnis wird Frust. Ich hasse Einkaufen sowieso und lasse deshalb immer eine grosse Liste zusammenkommen, damit sich das Abenteuer auch lohnt. Das Abenteuer ist allerdings endlos, denn ich verlasse die Warenhalle immer mit einem Einkaufszettel, auf dem mindestens ein Viertel der benötigten Dinge nicht abgestrichen ist. Quasi Endlosabenteuerfrust. Zum Glück habe ich mich daran gewöhnt.

Auch an die Poster, die über den Warenbergen auf Palletten stecken. Die sind oft nur in Arabisch beschriftet, wobei sonst alles zweisprachig angeschrieben ist. Oder die Poster stehen beim falschen Warenhaufen. Oder es gibt Warenhaufen ohne Poster, also ohne Preise, Mengen und Bezeichnungen. Das ist mühsam und trägt zu den Kilometerlein und dem Endlosabenteuerfrust bei.

Doch es gibt auch Heiteres, wie das Poster hier, das ich über einem Gebirge von „Kahk“ (man spreche das H bitte aus) – speziellen Keksen mit viel Puderstaub zu den Feiertagen am Ende des Ramadans: über der Zuckerverführung steht gross in Englisch und Arabisch: Getränke!
Und so marschiere ich lachend zur Kasse und vergesse den Endlosabenteuerfrust.


da passt was nicht 😊

Sonntag, Juni 11, 2017

Ramadan Momente

„Nein, ich faste nicht, ich sehe auch keinen Sinn dahinter“, war meine Antwort auf die Frage, ob ich es schon mal ausprobiert hätte oder ausprobieren wollte. Der Fragesteller, ein untersetzter Mann mittleren Alters, fastet. Aber er ist einer von jenen, die den „einfachen“ Weg gehen. Er arbeitet am Tag nicht, sondern schläft. Das ist nicht die Idee vom Fasten im Ramadan, aber viele tun es ihm gleich. Zu hart ist es, knapp vierzehn Stunden am Tag nichts zu essen und nichts zu trinken. Bei Temperaturen von 35°C bis 40°C.

Ich kenne medizinisches Fasten. Da wird gar nichts gegessen. Eine Woche lang, zwei Wochen lang. Nur flüssige Nahrung wird aufgenommen, zuerst Suppen, dann noch Säfte. Hier im Ramadan wird aber nachts zugelangt, worauf man am Tag verzichtet hat. Ist das Fasten? Und gesund soll es sein, bei diesen Temperaturen nichts zu trinken? Ich bezweifle das. Aber schlussendlich ist es nicht mein Entscheid, sondern ich gucke nur zu.

Donnerstag, Juni 08, 2017

Auf ein Glas Wein

Ägypten ist ein islamisches Land – so steht es in der Verfassung. Im Gegensatz zu anderen islamischen Ländern ist der Genuss von Alkohol jedoch erlaubt.

Die Pharaonen brauten Bier und die Ägypter haben diese Tradition beibehalten. Es gibt auch Weinreben aus deren Trauben Weiss-, Rosé-, und Rotweine hergestellt werden. Die Qualität unterscheidet sich leider noch etwas von wirklich guten Weinen, da ist noch Potential vorhanden.

Getrunken wird fleissig – nicht nur an Touristenorten wie Hurghada. In Hotels, Bars und Restaurants gibt es Wein und Bier und andere einheimische und importierte Spirituosen, sofern sie dafür eine Erlaubnis haben. Doch Alkohol einkaufen funktioniert hier anders als in Europa und ist zudem wegen der hohen Alkoholsteuer schrecklich teuer – bezüglich Qualität und Kaufkraft. Importierte Spirituosen sind für Normalsterbliche quasi unerschwinglich.