Dienstag, Dezember 11, 2018

2. Filmfestival El Gouna – später Rückblick


Zweieinhalb Monate liegt es schon zurück, das 2. Filmfestvial in El Gouna. Ich habe das Festivalprogramm und die Eintrittskarten aufgehoben, weil ich meine Eindrücke mit euch teilen möchte. Jetzt endlich habe ich Zeit dazu.

Die zweite Auflage des Filmfestivals war umfangreicher, grösser und zahlreicher besucht – das war mein Eindruck. Über Jury, Teilnehmer und Preise mag man sich auf der offiziellen Homepage informieren. Ich liebe Filmfestivals im Allgemeinen und so habe ich schon einen Monat im Voraus auf die letzte Septemberwoche gefiebert.

Ein Grund dafür ist, dass wir hier am Roten Meer nicht grad mit kulturellen Angeboten verwöhnt werden. Ein weiterer, für mich ganz spezieller Grund ist die Mischung von internationalen Filmen und dem Focus auf Filme und Filmemacher aus der arabischen Welt. Dadurch kommen Besucher in den Genuss von Filmen, die in Europa nur ausnahmsweise zu sehen sind.

Sonntag, November 25, 2018

Der Stärkere hat Recht


Momentan habe ich einfach kaum Zeit zum Schreiben. Doch heute, auf dem Markt in Dahar, habe ich etwas beobachtet, das mich betroffen gemacht hat.

Während ich meine Kartoffeln und Tomaten (wieso sind die Tomaten plötzlich so billig?) auslas, packten die Verkäufer in ihren braunen Kaftanen panikartik die Trauben vor dem Stand weg.

Ein paar Minuten später sah ich, weshalb: Die Polizei war da, machte Razzia. Der ambulante Verkäufer mit den Bananen war plötzlich verschwunden. Jener mit den Orangen auch. Als ich beim pikobellen, sauberen, neuen Polizeiauto vorbeikam, sah ich, wie frische Brotfladen im Polizeiauto verschwanden. Die Polizisten, – sauber, adrett, gut bezahlt – die ihren Dienst taten, schlossen grad die hintere Türe. oh

Mir stach es ins Herz.  

Während ich weiter ging, reihten sich in meinem Kopf die Bilder aneinander. Und das tat fast weh. Jene, die mit ein paar Brotfladen (vielleicht sogar mit abgezweigtem, subventionierten Mehl?) ihr kümmerliches, nein: ärmliches Dasein aufbessern, werden schikaniert und möglicherweise bestraft. Jene, die in grossem Rahmen betrügen, laufen frei herum.

Hat nicht der Arabische Frühling genau mit so einem Anlass in Tunesien begonnen? 

Sonntag, Oktober 28, 2018

Ticket ins Paradies


Ich packe das Geschenk aus: ein Buch. Auf Arabisch. Von Alaa Al Aswany „Das Jakobiner Haus“ (Emarat Yacoubian). Ich habe das Buch vor Jahren in Englisch gelesen.

Der junge, pausbäckige Mann sieht mich erwartungsvoll an. Wir würden es gemeinsam lesen, meinte S., als ich sage, so gut sei mein Arabisch aber nicht. Wir reden oder besser: radebrechen Arabisch miteinander.

Zu jener Zeit verbessert sich mein Arabisch zusehends. Wir gehen hie und da aus. Ich helfe ihm in Deutsch und Englisch. Er ist launisch. Depressiv. Bleibt tagelang im Bett. Erzählt von seinen Sorgen, die sich nicht besonders von jenen anderer Ägypter seines sozialen Umfeldes unterscheiden. Es geht um die miserablen Arbeitsbedingungen, um Schikanen von Vorgesetzten, Mitarbeitern und Gästen (!!!), um den Druck der Familie, um Geld.  Ärger mit russischen Touristinnen, die meinen, alle Ägypter wollen nur Sex. Wenn er seine depressive Phase hat, hält er unsere Termine nicht ein.

Er arbeitet als Masseur in einem Hotel. Einmal ruft er mich an, bietet mir eine Massage an. Er habe grad Zeit. Einigermassen verdattert lehne ich dankend ab. Ich nehme grundsätzlich nichts von meinen Studenten an. Was soll das? Meint der wirklich, ich würde mich da privat vor ihn hinlegen?

Mittwoch, September 12, 2018

Aufriss nach ägyptischer Art


Mein Auto habe ich auf dem Parkplatz gelassen und gehe gemütlich die letzten 500m zum Strand. Allerdings nicht der Promenade entlang, sondern hinten rum, wo sich um diese Jahreszeit auch am späteren Vormittag noch Schatten findet.

Ein junger Mann kommt mir entgegen. Einer wie alle diese jungen Kerle, welche als Produkt der Bevölkerungsexplosion inzwischen die erschreckende Mehrheit der Bevölkerung ausmachen: austauschbar in Jeans, T-shirt, Baseball-Mütze und Turnschuhe gekleidet. Millionen gibt es von ihnen und wenn sie nicht studieren oder krampfen müssen, lungern sie rum: in Cafés, am Strassenrand, vor Häusern und Geschäften.

Der hier geht an mir vorbei, nicht aber ohne mich innert Sekunden zu taxieren und klassieren. Macht nichts, ich freue mich aufs Schwimmen und steuere zwischen den Alt-Kairo nachgeahmten Häusern an die Promenade und zum leeren Strand. Dort lass ich meine Tasche stehen und wende mich dem Meer zu. Aus den Augenwinkeln sehe ich den Kerl an der Promenade. Läuft der mir nach?

Montag, September 10, 2018

Wenn Amor auf Analphabetismus trifft


Grad wieder wurde ich von einer jungen Frau angeschrieben, ob ich ihrem ägyptischen Mann Deutsch beibringen könne.

Die Dame meinte, er sei sehr sprachtalentiert.

Nachdem ich meine üblichen Informationen zu Methode, Preisen, Zeiten und Bedingungen mitgeteilt habe, vereinbaren wir, dass der Mann sich melden soll.

Das tut er nach ein paar Tagen telefonisch. Sein Englisch verstehe ich kaum und so wechseln wir ins Arabische. Scheinbar ist mein Arabisch besser als sein Englisch, obwohl meine Kenntnisse mangels regelmässigen Gebrauchs dürftig sind. Aber wir verstehen uns.

Der Haken ist: Der Mann kann weder lesen noch schreiben, auch nicht in seiner Muttersprache. Analphabet also. Er arbeitet im Bazar. Ja, die sind alle sprachtalentiert, die können in 10 verschiedenen Sprachen gefühlte 10 Sätze sagen. Und charmant lächeln und blendend aussehen. Damit hat es sich aber.

Der offizielle Anteil an Analphabten in Ägyten liebt bei Männern je nach Quelle zwischen 17% bis 25%, bei Frauen um die 40%. Anders herum gesagt: jeder FÜNFTE Mann und jede DRITTE Frau kann weder lesen noch schreiben. Dazu kommen noch diejenigen, die nur die Zahlen und ihren Namen schreiben und lesen können.

Montag, Juli 30, 2018

Krank in der Fremde


Oder: Wie wichtig Freunde sind.

Denn krank sein in der Fremde ist anders, als daheim, wo man jeden kennt und weiss, wie man zu Hilfe kommt.

Leider ist es mir vor drei Tagen wieder mal passiert, dass mein Körper sich heftig gegen etwas wehrte. Mir war schon einige Tage vorher nicht so wohl, ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch, Rückenweh und deshalb auch Kopfweh, und am Freitag dann war ich aussergewöhnlich müde.

Die eindrückliche Mondfinsternis vom Freitagabend habe ich bei Freunden mit einem Bier gut gelaunt bestaunt. Nach Mitternacht, als ich wieder zu Hause war, ging das Malheur los. Erbrechen und schwere Diarrhö.

Am Folgetag schlief ich wie benommen und rannte dazwischen ins Bad. Essen ging nicht, Trinken konnte ich auch kaum. Ich hoffte, am Sonntag wäre das besser.

Donnerstag, Juli 12, 2018

Freiwillig unters Messer in Hurghada


Hurghada wimmelt von Privat-Krankenhäusern und Zahnärzten. Die tiefen Preise locken zahlreiche Ausländer und Ausländerinnen her, sich an ihrem Körper herumschnepfeln zu lassen.

Ich kann es nachvollziehen, wenn sich Frau oder Mann hier die Zähne richten lässt. Es kostet ein Bruchteil dessen, was in europäischen Ländern zu bezahlen ist – und sollte ein Pfuscher sein Handwerk nicht verstehen, dann ist nicht allzu viel kaputt: Künstliche Zähne können wieder ersetzt werden.

Was ich einfach nicht begreifen kann, ist, dass sich Frauen hier freiwillig unters Messer legen, um sich „verschönern“ zu lassen. Schönheitsoperationen boomen und allein bei der Vorstellung graut es mir. Ich hatte zwei Unfälle, musste operiert werden und möchte das niemals freiwillig über mich ergehen lassen. Kommen noch die hygienischen Verhältnisse dazu, die im seltensten Fall europäischem Standard entsprechen. Und die Ärzte? In Kairo gibt es gute Kliniken und Ärzte. Die bleiben aber dort, die kommen nicht hierher nach Hurghada. Hierher kommen die anderen, die Erfahrung brauchen. Oder Geld.

Samstag, Juni 23, 2018

Unterwegs nach Luxor


Alle zwei oder drei Jahre finde ich einen Grund, um nach Luxor zu fahren. Meine erste Fahrt erlebte ich in einem Touristenbus: Gebirge und die langgezogene Hochebene dort oben in der Wüste prägten sich mir tief ein.

Spätere Fahrten waren unmöglich lang, unbequem und unsicher: mit dem Minibus oder dem Bus. Einmal mit offenen Fenstern in der Hitze, einmal frierend in der Klimaanlage, zweimal  übermüdet in einem PW mit Chauffeur von Assuan kommend und immer mit Verspätung. Oh ja, und einmal mit einem Minibus im Schneckentempo, weil der Fahrer meinte, es gäbe in Hurghada kein Benzin zu kaufen. Das war während der Zeit der Moslembrüder, als Treibstoff in die Wüste gekippt wurde, um Knappheit zu schaffen.

Samstag, Juni 16, 2018

Davon laufen oder Neues suchen?


Eine junge Dame aus Südafrika sitzt neben mir im Auto. Ich nehme sie mit in die Stadt und wir quatschen über dies und das, eher ernst-philosophisch, so wie ich es mag, aber so genau weiss ich es nicht mehr.

Was ich jedoch nicht so schnell vergessen werde, ist die unerwartete Frage: „Und weshalb bist du hier?“

Ich schlucke. Ich überlege: Was soll ich sagen? Ich musste die Frage schon oft beantworten und habe das ohne Zögern offen und ehrlich gemacht. Ich bin keine Heuchlerin, Ehrlichkeit – selbst zu meinem Nachteil – gilt mir als Tugend, auch nach neun Jahren in diesem Land.

Wunsch nach Veränderung, Reiz des Neuen, Lust auf Abenteuer fern der Heimat nannte ich als Triebfeder. Damals war das Leben hier günstig, ein (finanzielles) Scheitern würde nicht so weh tun. Fernweh hat mich schon immer geplagt, Herausforderungen pflastern quasi meinen Lebensweg und haben tiefe Spuren hinterlassen. Ohne sie wäre mir das Leben etwas gar eintönig und fad. So in etwa lautete meine Antwort.

Nach mehreren Monaten intensiver psychologischer Arbeit ist mir jedoch bewusst, dass meine Antwort nur das knitterfreie Bild einer Fassade widergab. Und da die junge Dame und ich schon Obeflächlichkeiten beiseite gelegt hatten, hörte ich mich sagen: „Es war wohl eine Flucht.“

Ihre Erwiderung hörte sich an wie ein Satz eines Weisen: „Wir hier sind wohl alle vor etwas auf der Flucht.“

Wenn ich an all die Betrüger und Schatzsucher aus dem In- und Ausland denke, die sich hier tummeln, stimme ich dieser Aussage sofort zu.

Doch da sind auch Investoren, die es hier zu ansehnlichem Vermögen gebracht haben. Sind sie auch geflohen? Wovor? Oder hat sie einfach der Geschäftssinn und die Liebe zum Roten Meer hier behalten?

Und die älteren Ehepaare? Gilt der Wunsch nach einem Lebensabend unter der nordafrikanischen Sonne und fern des Regens auch als Flucht?

Und was ist mit den unzähligen alleinstehenden älteren Frauen und weniger zahlreichen alleinstehenden älteren Herren? Wovor sind sie geflohen?

Doch es gibt auch noch jene undefinierbare Gruppe, die sich zwar in die Ferne aufgemacht hat, aber feststellen muss, dass sie den Fluchtgrund in sich tragen. Dazu gehören die junge Dame und die Schreiberin hier. Erst wenn wir uns diesem Fluchtgrund stellen, schaffen wir es, uns davon zu lösen.

Dann braucht es den Reiz des Neuen vielleicht nicht mehr.


Einblick in die Existenz einer Plastiktüte


Plötzlich ist Plastikabfall in aller Munde bzw. in allen Medien. 
Folgenden Text habe ich schon 2010 geschrieben:

Ganz kurz nur hat sie ihren Dienst getan: Sie wurde fabriziert, um Chips, Cola oder Eiscreme zu halten. Sie ist nicht besonders kräftig, aber doch genügend fest, um ein paar Kleinigkeiten zu tragen, damit diese nicht auf die Strasse purzeln. Nun wurde die kleine weisse Plastiktüte zusammen geknüllt und achtlos auf die Strasse geworfen. Dort krümmt sie sich, sucht Halt an einem Stein, einem Zaun.

Ein Müllmann nimmt sie auf und wirft sie in seinen Kübel. Dort liegt sie auf Plastikflaschen, Zigarettenkippen und Blechbüchsen. Weitere Plastiktüten gesellen sich zu ihr, Glasflaschen und Pizzaschachteln erdrücken sie. Nach einigen Tagen wird der Kübel ausgeleert, in einen grossen Metallcontainer. Fast könnte die Plastiktüte mit dem Wind entwischen – doch schon wird sie von anderem Unrat festgehalten.

Mit einem heftigen Ruck wird der Container gekippt. Plötzlich fühlt sich die kleine weisse Plastiktüte befreit: Ein Windstoss erfasst sie, hebt sie hoch, lässt sie durch die Luft wirbeln! Diese unerwartete Freiheit irritiert sie… wo soll sie denn hin? Ziellos tanzt sie in die Höhe, lässt sich herabfallen, treibt knapp über der Strasse dahin, weicht einem Busch aus und gewinnt wieder an Höhe. Am liebsten würde sie vor Freude jauchzen, so herrlich ist es, sich mit dem Wind treiben zu lassen.

Doch abrupt wird ihr stilles Juchzen abgewürgt. Die Plastiktüte hat sich in den Ästen eines hohen Baumes verfangen, der Wind zieht ihre Schlaufen in unterschiedliche Richtungen. Die Tüte droht zu zerreissen, wehrt sich, flattert, zittert noch eine Weile, doch der Wind ist stärker.



Sonntag, Juni 03, 2018

Kulturelle Aufklärung


Was für ein feiner Unterschied! Danke kann heissen „Nein, danke – ich möchte dich aber nicht vergraulen“.

Erklärt hat mir das einer meiner Studenten, dem ich ein Glas Wasser anbot. Mein Angebot wurde oft mit „Danke“ erwidert. Da das keine Antwort darauf ist, habe ich jeweils nachgefragt: „ja oder nein?“. Nein, lautete dann die Antwort und ich wunderte mich, weshalb das nicht gleich klar gesagt wird.

Warum?

Eine Einladung zum Essen oder auch nur zu einem Getränk signalisiert, dass man mit der Person eine (freundschaftliche) Beziehung aufbauen möchte und sich für sie interessiert. Im hiesigen Kulturkreis isst kaum jemand alleine, immer gesellen sich Familienmitglieder und Freunde zueinander, um eine oft einfachste Mahlzeit miteinander zu teilen.

Wenn ich Essenden „Guten Appetit“ wünsche, werde ich regelmässig gebeten teilzunehmen.
Lehnt also jemand ein Angebot mit „Nein, danke“ ab, heisst das hier, dass man eine Verbindung zu dieser Person ablehnt. Das ist ein Affront, denn einen Menschen darf man nicht zurückweisen.

Gut zu wissen. Nun brauch ich nicht mehr „ja oder nein?“ nachfragen, ein „Danke“ reicht mir.

Montag, Mai 28, 2018

Regen, Regentröpfchen, fall mir…


Ich halte inne… was ist das für ein Geräusch da draussen? Ich lausche und versuche, es mit etwas Bekanntem in meinen Erinnerungen zu verbinden, suche, zögere… und dann ist es da:

Regen! Es regnet wieder!

Ganz zart fallen Tröpfchen aus den dunklen Wolken, die da oben am Himmel kleben. Wenn sie im  Sand versinken, hört sich das an wie liebliches Flüstern.

Grad war ich mehrere Wochen in Europa, wo ich oft unter Gewitter und niederprasselnden Tropfen eingeschlafen bin. Es war beruhigend und ich habe jeweils ausgezeichnet geschlafen. Am besten gefiel mir, wenn es anderntags wieder schön war.

Jetzt bin ich aber in Hurghada und es regnet seit gestern immer wieder. Die Luft riecht schwer und feucht, nicht so trocken wie üblich. Die Wolken, die sich meist wieder rasch verziehen, verleihen der Landschaft ein anderes, weicheres Licht. Es stört nicht. Im Gegenteil: Es fühlt sich für mich heimelig an. Mehr wie Mittelmeer. Noch mehr daheim.



Mittwoch, April 18, 2018

Innehalten und Sein


Die Mamis haben sich neben dem Pool niedergelassen und tratschen seit Stunden; ihr Nachwuchs vergnügt sich mit den Liegepolstern, die sie zu einer Spielburg zusammen gestellt haben. Emsig hüpfen die Kinder hin und her, lassen sich von den Mamis verhätscheln und tauchen dann wieder in ihre Fantasiewelt ein.

Jessy, der Hund der Wohnanlage, der die ganze Nacht bellt und tagsüber normalerweise im Schatten döst, wühlt aufgeregt im Blumenbeet. Ob er darin einen Knochen vermutet?

Bernd vom Bodensee sitzt wie jeden Tag um diese Zeit vor einem Glas Bier und nuggelt genüsslich an der Wasserpfeife.

Momo und Olbi diskutieren angeregt unter dem Vordach bei der Trattoria, wie fast jeden Tag.

Eine schwarz gekleidete Frau, Besuch von Angestellten aus Oberägypten, sitzt bewegungslos auf einem Reissack unter dem Baldachin. Seit Stunden. Sie scheint etwas verloren. Das kleine Mädchen langweilt sich, getraut sich nicht herumzuhüpfen wie die anderen Kinder. Grenzen im Kopf.

Ich habe ein Badetuch auf den unbequemen Stuhl gelegt, meine Beine hängen halb über den Tisch. Ich zeichne. Das ist neu und aufregend. Ich versinke in Betrachtungen und dem Versuch, das Gesehene mit einem Stift auf Papier zu bringen. Zwischendurch lasse ich los und nehme meine Umgebung wahr. Wäre nicht das Stimmengewirr der Mamis und der Kinder – ich würde mich in einem Stilleben wähnen. Jedenfalls fern des Alltags.

Im Radiosender Centoduecinque läuft ein romantisches Lied. Lächelnd nehme ich meinen Stift wieder in die Hand und versinke in meiner Zeichnung.


Dienstag, April 10, 2018

Wenn Religion bunte Blüten treibt


In den Jahren, die ich in dieser Weltgegend verbracht habe, hat sich meine Meinung über Religion geformt. Nein, nein! Darüber schreibe ich nicht. Ich finde, jeder soll für sich selbst seine Form von Religion finden – oder eben nicht. Nur soll sie mir niemand aufzwingen.

Doch genau das kommt hier immer wieder vor und daraus ergeben sich manchmal witzige Situationen.

Religiöse Segregation
Bei meinem ersten längeren Aufenthalt in Alexandria gab man mir zu verstehen, dass ein gläubiger Muslim keiner Frau die Hand geben dürfe. Ich fühlte mich verwirrt, wusste nicht mal recht, ob ich mich vor den Kopf gestossen fühlen sollte oder nicht. Eine andere Kultur? Muss wohl sein. Komischerweise hat der Ehemann meiner Bekannten mit der Zeit eine Ausnahme gemacht und mich per Handschlag begrüsst! Ich war in die Familie aufgenommen worden, wurde zu Festen eingeladen und erhielt Geschenke.

Sonntag, April 08, 2018

Workshop für kreatives Schreiben


Schreiben nach Lust und Laune unter fachlicher Anleitung, mit Übungen und Tipps

Möchtest du schon lange schreiben? TagebuchLebensGeschichteErzählungBlog? Oder gar ein Buch?

Mit dem Umsetzen hapert es aber noch? Schreibblockade muss nicht sein! Kreativität können wir erlernen und üben, genau wie andere Fähigkeiten auch. In meinem Workshop holen wir mit verschiedenen Techniken unsere Kreativität an die Oberfläche und lassen sie in Worte, Sätze und Texte einfliessen. Unsere Arbeitsorte variieren genauso wie Themen und Eindrücke.

Programm

Ziel:         kreativ schreiben, ohne Hemmungen, nach Lust und Laune,
Schreibblockaden abbauen, Kreativität entdecken und fördern,
Gefühle, Eindrücke und Ideen niederschreiben;

Wann:      jeweils vormittags von 9.30 Uhr bis 12 Uhr (ca. 2 ½ Stunden – kann variieren)
Freitag, 13.4.2018 / Sonntag, 15.4.2018 /
Mittwoch, 18.4.2018 / Freitag, 20.4.2018;

Wo:          Erster Treffpunkt: Garten des Paradise Village, Intercontinental Area, Hurghada; die weiteren Treffpunkte gebe ich jeweils vor dem nächsten Kurstag bekannt (das kann auch ein Strand oder die Wüste sein!);

Wer:        Erwachsene, welche der deutschen Sprache auf mindestens Niveau B2 oder Muttersprache mächtig sind und Lust am kreativen Schreiben haben;
                Mindestteilnehmerzahl: vier Personen / Maximalteilnehmerzahl: acht Personen;

Kursgeld: 450 le pro Person, zahlbar am ersten Kurstag; evtl. Auslagen für Konsumationen, Eintritte, Fahrten nicht inbegriffen;

Hinweis:  Wir werden an verschiedenen Orten arbeiten; bitte neben Schreibpapier und Stift deshalb auch etwas Flexibilität mitbringen;

Bitte teilt die Ausschreibung mit euren Freunden in Hurghada! Ich danke euch!!!




Samstag, April 07, 2018

Rezeptionist: Blick hinter die Kulisse


Sein Lachen entblösst eine Reihe tadelloser Zähne, die noch nicht vom Teekonsum verfärbt sind. Er sieht gut aus, der junge Mann. Intelligent ist er auch. Abdo wirkt wie die junge Nachwuchsvariante des erfolgreichen Managers, der auch zu mir kommt und schon recht gut Deutsch spricht.

Abdo hat Ägyptologie studiert und arbeitet als Rezeptionist. Zuerst war er in einem dieser Durchschnittshotel in der Sheratonstrasse angestellt. Dort war er schon Supervisor. Eines Morgens erzählte er mir begeistert und voller stolz, dass er nun in einem Tophotel in einem Resort 25 km von Hurghada arbeitet.

Die Begeisterung hielt nicht lange an. Im Unterricht verknüpfen wir Grammatik und Wortschatz mit seiner Welt. Es ist eine Welt, die der Tourist meist nicht sehen kann. Soll er auch nicht, schliesslich hat er für den Traum einer heilen Welt im piekfeinen Hotel an der weiten Bucht viel bezahlt. Dafür hat er hart gearbeitet und ist von weither gekommen.

Oft kommt der Rezeptionist völlig übermüdet von der Nachtschicht zu mir oder geht nach

Sonntag, März 18, 2018

Ein Tipp: Museum Islamischer Kunst in Kairo


Im Januar war ich ganz kurz in Kairo. Die zwei Stunden Freizeit, die ich mir abzweigen konnte, reichten aus, um das kleine, aber sehr feine Museum Islamischer Kunst zu besuchen.

Mein Spaziergang führte mich zuerst über die breite Tahrir Strasse, die am Vormittag noch verschlafen und sanft wirkt. Bald jedoch wanderte ich in engen Gassen unter Schatten spendenden Bäumen, an winzigen Lädelchen und parkenden Autos vorbei. Ältere Männer hockten vor Kaffees und starrten in die Leere, Jünglinge wischten Tische und schrubbten die Reste der Nacht über den Gehsteig hinab. Schwarz gekleidete Omas beaufsichtigten zappelnde Kinder. Ich liebe diese Momente, in denen Standbildern von Strassenszenen Alltag eingehaucht wird.

Kein Hinweischild half mir, das Museum zu finden. Typisch, wie dieses Land mit seinem kulturellen Reichtum umgeht. Ein bisschen Lächeln, ein bisschen auf Arabisch fragen und dann findet sich die Schatztruhe trotzdem.

Und: es lohnt sich! Das Museum Islamischer Kunst beherbergt weltweit die grösste

Danke

Eure Zuschriften aufgrund meiner Schreibpause haben mich sehr berührt. Ich danke euch ganz herzlich für euer Interesse und eure Anteilnahme. Ich bin wieder da und hoffe, es bleibt auch so. Und ich würde mich über mehr Rückmeldungen freuen.