Über eine Stunde lang habe ich mir unfreiwillig das Getratsche von deutschen Frauen angehört, wie sie über das Backen von Weihnachtskeksen diskutierten. Die Folge davon war, dass ich riesige Lust auf solche Dinger bekam.
Die aus den deutschen Bäckereien sind himmlisch gut, aber höllisch teuer. Also ging ich mal wieder zu einem „Halawani“ – einem Zuckerbäcker. Mitten in Sekkala an der grossen Kreuzung ist ein winziger Laden, wo es hübsch verpackte Schokolade, wunderschön dekorierte Torten und westliches und orientalisches Gebäck gibt. Jedes Mal, wenn ich dorthin gehe, erlebe ich eine kleine Überraschung.
Einmal kaufte ich Schokolade, um sie zu verschenken. Die alte Frau im Laden suchte aber zuerst einige Minuten ihr Mobiltelefon. Ich bot ihr an, sie anzurufen, um es rascher zu finden. Doch sie wusste die Nummer nicht auswendig! Irgendwie tauchte es unter einem Stapel Papier, dem Koran und Plastiktüten auf. Endlich konnte sie mir ihre Aufmerksamkeit widmen und mich bedienen. Während sie die Schokoladestückchen herausgrabschte und in eine Tüte warf, streckte sie mir eines zum Probieren hin. Ich bat sie ganz höflich auf Arabisch – Englisch kann sie nicht – doch eine Schachtel zu nehmen, weil es ein Geschenk sei. Kurzerhand nahm sie einen Karton hervor, faltete ihn eher schlecht als recht und äusserst lieblos zusammen, schüttete die Pralinés hinein und wickelte eine Schnur drum herum – fertig war das Geschenk! Grinsend trug ich die Kostbarkeit zum Laden hinaus.
Heute aber traf ich eine junge Frau oder junges Mädchen an, wie auch immer. Ich fragte sie, was denn das Gebäck im Kilo koste. Sie sah mich liebenswürdig an, murmelte etwas und blätterte dann einige Minuten in einer dicken Jahresagenda… und fand… irgendwo… die Preise: fein säuberlich von Hand hinein geschrieben. Ich wunderte mich, wie um alles in der Welt sie denn etwas verkaufen will, wenn sie die Preise nicht kennt?
Ich sagte ihr, von welchen Keksen ich wie viel wollte. Mit blossen Händen griff sie in die auf grossen Silberplatten aufgetürmte, schön dargebotene Ware und warf sie in einen Plastiksack. Ich bat sie, doch wenigstens Handschuhe zu tragen – so einen fand sie zu meiner grossen Überraschung sogar und streifte ihn über.
Im Kopf rechnete ich den Betrag schnell aus und schaute ihr zu, wie sie den Taschenrechner aus der Ecke hervorklaubte. Sie lächelte mich an und ich begriff: sie hat keine Ahnung, wie sie den Verkauf berechnen sollte! Innerlich tat sie mir leid. Was tut das Ding denn in dem Laden? Ich zeigte ihr auf dem Rechner wie sich der Betrag berechnen lässt, legte eine Note hin, sagte ihr, wie viel Rückgeld sie mir geben sollte.
Unglaublich? Nein, es erstaunt mich überhaupt nicht mehr. Diese Situationen spielen sich in meinem Leben wie ein Film in Zeitlupe ab, wiederholen sich und vielleicht weil es immer Mädchen oder Frauen sind, versuche ich, sie das Gesicht wahren zu lassen. Schade war nur, dass ein Teil der Kekse in der Tüte zerbröselt war, bis ich zu Hause angekommen war. Vielleicht sollte ich das nächste Mal doch besser in eine deutsche Bäckerei gehen? Wegen dem Unterhaltungswert ganz bestimmt nicht!
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