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Montag, Februar 07, 2011

Leere in Hurghada


Eine Freundin bat mich, heute mit an den Strand zu kommen. Es ist ein schöner, warmer, fast windstiller und wolkenloser Tag. Ich warte auf den Minibus… warte… warte. Kaum Verkehr. Die Strassen Hurghadas sind ruhig und verkehrsarm geworden.

Nicht viel anders sieht es am Strand aus: Bis Mittag ist unser Lieblingsstrand vielleicht zu 30% belegt. Die Preise – welch ein Fehler – sind jedoch die gleichen wie immer. Etwas frech zeige ich am Eingang meine Wasserflasche, die ich zu normalen Zeiten nicht mit hinein nehmen dürfte. An anderen Orten gibt es inzwischen Rabatte, um die noch verbliebenen Touristen und Einwohner anzuziehen. Übrigens habe ich es nach langem Zögern und Probieren geschafft, immerhin zehn Minuten zu schwimmen. Die Wassertemperatur erinnert mich an einen Gebirgsbach im Hochsommer - so sehr habe ich mich an hiesige Verhältnisse gewöhnt ;-).

Im Fernsehen werden die Nachrichten über Ägypten immer kürzer. Die Situation ist festgefahren, es geht weder vorwärts noch rückwärts. Das ist zermürbend. Am Strand sprach ich kurz mit einem Angestellten: er wünscht sich wieder mehr Gäste und deshalb soll Mubarak bleiben. Er habe ja versprochen, dass… bla bla bla. Sinnlos zu diskutieren.

Meine Nachbarin berichtet mir, dass ihr Hotel derzeit dreissig Gäste beherbergt – ein Hotel, das auf über tausend Gäste ausgerichtet ist!

Nach einer Unterrichtsstunde in Hurghada habe ich ein paar Dinge zu erledigen. Kaum Touristen, kaum Verkehr, viel Staub. Seit Wochen werden in ganz Hurghada Gräben ausgehoben: endlich wird eine Abwasserkanalisation installiert. In der Hauptstrasse, in jeder Nebenstrasse, überall zur gleichen Zeit. Seit Weihnachten herrscht ein einziges (Verkehrs-)Chaos. Sand und Staub sind allgegenwärtig. Heute dachte ich, dass zumindest diese Arbeiten in Ruhe fertiggestellt werden können, wenn es überall so leer ist. Am Abend frischt der Wind auf und fegt immense Staubwolken durch die Stadt. Jedes Kaffee, jedes Geschäft ist staubbedeckt – und leer. Bald ist Hurghada eine Geisterstadt.

Die Banken haben weiterhin geöffnet und offenbar sind Löhne bezahlt worden. Ich sehe lange Schlangen von (einfachen) Ägyptern vor den Bankomaten. Es berührte mich tief, denn sie sind diejenigen, die wieder die Zeche bezahlen müssen. Ich befürchte auch, dass der Druck von ihnen so gross wird, dass die Aktivisten und Demonstranten grosse Konzessionen machen müssen und der Übergang zu einer wahren Demokratie langwierig sein wird. Das wäre aus meiner Sicht das schlimmste Szenario für die Wirtschaft Ägyptens und als Signal für die ganze Region.

Wir können nur warten – meint ein anderer Nachbar. Er hat 50% seiner Tennisschüler verloren. Doch in Europa sind die Lebenskosten viel höher und dort ist es kalt, also bleibt er und wartet ab. Ich auch, vorerst.

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