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Donnerstag, Juni 16, 2011

„Bauabin“ - Doormen – Hauswarte

Noch immer staune ich über diese Institution. Die Männer sitzen vor oder neben den Hauseingängen und bewachen alles, was sich davor und daneben bewegt. Jeder, der das Haus betritt, wird gemustert und falls ein Besuch den landesüblichen Sitten widersprechen könnte, dann interveniert er. Das geschieht in den Mehrfamilienhäusern.

Die Männer reinigen das Treppenhaus, kümmern sich ums Auffüllen des Wassertanks, helfen bei Renovationen oder kleineren Reparaturen, wechseln die Gasflaschen aus, tragen schwere Einkäufe oder Möbel, giessen die Pflanzen und noch vieles andere.

Jetzt lebe ich in einem Villenviertel und ich werde nach wie vor überwacht – seit neuestem zusätzlich mit Überwachungskameras -, aber es kann mich jeder besuchen der will, vorausgesetzt, ich öffne Tor und Wohnungstüre.

Unser „Bauab“ heisst Hosni und sitzt nicht am Hauseingang, sondern im Rohbau gegenüber. Dort hat er sich mit Pappkartons eingerichtet. Zu seiner Einrichtung gehört ein Gaskocher, eine Wasserpfeiffe, eine Wäscheleine und ein paar Stühle, seit neuestem auch eine Holzbank. Wasser füllt er mit den Sechsliterflaschen ab, wenn der Lastwagen den Tank füllt. Bei Hosni ist immer etwas los: andere „Bauabin“ vom ganzen Quartier besuchen ihn, man trinkt Tee, raucht Schischa und plaudert. Seit zwei oder drei Wochen hausen noch weitere Landsleute mit ihm und morgens ab halb sieben ist es mit der Nachtruhe vorbei. Tagsüber verwandelt sich seine Bleibe in ein Restaurant, wo gemeinsam zu Mittag und zu Abend gegessen wird.

Hosni und seine Kollegen schlafen im oberen Stock des Rohbaus auf Decken. Letzte Nacht bellte meines Nachbars Hund, wollte sich absolut nicht beruhigen lassen. Ayman, mein Nachbar, rief deshalb mitten in der Nacht zu Hosni hinüber, was denn los sei, ob jemand am Auto sei oder sich sonst jemand herumschleiche. Aber Hosni antwortete von seinem Lager vom ersten Stock, es sei alles ok, nichts Besonderes. Es war wohl der Vollmond, der sich nach der Mondfinsternis wieder zeigte.

Was ich nie verstehen werde, ist, wie die Villenbesitzer ihre „Bauabin“ hausen lassen. Die meisten leben in primitivsten, notdürftig errichteten Bretterbuden oder Rohbauten. Nur eine Handvoll Villenbesitzer hat eine anständige kleine Wohnung angebaut, eingerichtet mit Dusche, Kochecke, Schlaflager und Fernseher.

Ich würde gerne mehr Fotoaufnahmen machen, das ist aber fast nicht möglich. Hier deshalb nur ein Bild von Hosni und seiner Bleibe.


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