Anderes

Montag, März 21, 2011

77% Ja zu den Verfassungsänderungen

Die Wahlbeteiligung war so hoch, wie ewig nicht mehr – nämlich 41% - und die Menschen standen in sengender Hitze bis zu drei Stunden geordnet und gesittet an. Letzteres ist den Ägyptern üblicherweise ziemlich fremd, sie drängeln am liebsten alle gleichzeitig, wobei jeder das Gefühl hat, er sei der Bedeutendste aller Wartenden und verdiene eine bevorzugte Behandlung.

Über das Ergebnis dieses Referendums bin ich nicht glücklich. Es widerspiegelt aber wahrscheinlich den Zustand des Landes: das Heer der Analphabeten und schlecht Gebildeten hat Ja gestimmt. Die Muslimbrüder haben wacker Propaganda betrieben: wer Nein stimme, stimme gegen den Koran. Natürlich gab es auch überzeugte Befürworter. Und es gab auch Einschüchterungen und ein paar Fälschungen – die Krake wehrt sich noch immer.

Die Minderheit der Gebildeten hatte dagegen keine Macht. Aber man kann es ja auch anders sehen: es ist ein Fortschritt gegenüber der Mubarak-Zeit. Aber ob er reicht? Die nächsten Wochen und Monate werden es zeigen. Ich hätte es mir wirklich anders gewünscht; ich habe kein gutes Gefühl.

Von meinem (momentan kleinen) Bekanntenkreis hat jeder anders abgestimmt: einer mit „Ja“, weil er die Wirtschaft so rasch wie möglich normalisiert sehen will. Einer mit „Nein“ – er ist Kopte und hat Angst vor der Macht der im ganzen Land bis ins hinterste Kaff vertretenen Muslimbrüder. Ein weiterer hat nicht abgestimmt, weil er sich nicht entscheiden konnte. „Ja“ passte ihm nicht, wegen den Muslimbrüdern, „Nein“ stimmte für ihn auch nicht.

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