Ein alter Mann kauert am Strassenrand. Neben ihm sitzt eine
sehr junge Frau mit einem Kleinkind. Seine Tochter? Seine Frau?
Es ist morgens um sieben, unter dem aufgespannten
Sonnenschirm ist die Temperatur noch angenehm. Zwei Holzkistchen sind auf das
Trottoir gestellt: darüber liegt ein Tuch und darauf säuberlich ausgebreitet ein
paar Säckchen Kerne und Nüsse, Papiertaschentücher, Zigaretten, Chips. Dinge,
die niemand braucht und doch jeder kauft.
Als ich mit meinem Rennrad vorbei fahre, hält der Mann die
Hand zum Gruss hoch und ruft freundlich. Ich lächle und grüsse zurück.
Aber mein Lächeln gefriert. Die Szene ist nicht mitten in
der Stadt und auch nicht mitten in einer Wohnsiedlung. Sie ist draussen auf der
Ringstrasse vor einem immens grossen Kreisel. Es ist morgens um sieben und es hat
schon über 30° C. Wer hält hier an, um den Leuten was abzukaufen? Wie lange harren
die beiden mit Kind in der Hitze auf dem Trottoir aus? Was machen sie am
Mittag, wenn es im Schatten 40° C wird? Wie kommen sie zu kühlem Wasser?
Überhaupt: wie sind sie da hinaus gekommen? Ich rechne: ein
Säckchen Kerne kostet vielleicht zwei bis drei Pfund. Sie schlagen vielleicht
50 Piaster oder ein Pfund drauf. Oder vielleicht sogar zwei. Was bleibt da am
Ende des Tages übrig? Vorausgesetzt, sie können auch etwas verkaufen, sind es
vielleicht 20 Pfund. Dafür gibt es 3 Kilo Reis, ein grosser Stapel
subventioniertes Fladenbrot, ein Huhn, ein Drittel Kilo Fleisch oder einen Sack
voll Gemüse. Bei Obst wird es schon schwieriger, Melonen sind billig, Mangos
gäbe es nur eineinhalb Kilo.
Dieses Lächeln… es geht mir nicht mehr aus dem Kopf… so
freundlich… so zufrieden… und so ehrlich…
Und in meinem Magen bleibt beim Gedanken an die Szene ein Klumpen, wie so oft, wenn ich hier unterwegs bin. Ob es den vorbei fahrenden Mercedes-Kompressor- und BMW-Fahrern wohl auch so geht?
Und in meinem Magen bleibt beim Gedanken an die Szene ein Klumpen, wie so oft, wenn ich hier unterwegs bin. Ob es den vorbei fahrenden Mercedes-Kompressor- und BMW-Fahrern wohl auch so geht?
Da können einem schon mal die Tränen kommen :-(
AntwortenLöschenSehr schön geschrieben.
Danke Peter.Thelen; die ganze Situation in Ägypten ist - bei näherem Hinsehen - zum Heulen.
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