Gestern und heute dürfen sich die Ägypter zwischen den zwei
schlimmsten Vertretern als künftigen Präsidenten entscheiden: entweder für einen
Islamstaat, deren Vertreter Lügner sind, oder zurück zur alten Diktatur. Letzteres
wird natürlich von Shafiq nicht so verkauft, sondern momentan verspricht er
Demokratie und betont, dass es keinen Weg zurückgebe!
Die Menschen sind innerlich zerrissen. Für wen sollen sie
sich denn auch entscheiden? Welcher ist das kleinere Übel (es geht gar nicht
darum, wer der Bessere ist!). Viele Ägypter wählen deshalb überhaupt nicht oder
geben einen ungültigen Stimmzettel ab, oft schreiben sie darauf „Nieder mit dem
Militärregime“ und „Nieder mit den Muslimbrüdern“.
Munter geht der Wahlbetrug inzwischen weiter. Da wurden
Stimmzettel entdeckt, auf denen bereits
ein Kreuz für Mohamed Mursi aufgedruckt war.
Offiziell sprach man von einem „Druckfehler“ und die Wahlzettel wurden ersetzt.
Die lustigste Nachricht ist aber die Folgende: angeblich
wurden in den Stimmlokalen Stifte verwendet, deren Farbe nach einer gewissen
Zeit unsichtbar werden soll! An Fantasie fehlt es in Ägypten tatsächlich nicht –
sei es, dass die Meldung stimmt oder einfach eine Zeitungsente ist.
Die Muslimbrüder haben inzwischen den Entscheid des Verfassungsgerichts
angefochten, wonach das Parlament verfassungswidrig sei. SCAF hat dessen
Auflösung angeordnet und Soldaten vor die Eingänge des Parlamentsgebäudes
postiert, um den Parlamentariern den Zugang zu verweigern.
Ehrlich sind auch diese Wahlen nicht. Aber das ist ja
eigentlich völlig egal. Möglicherweise sind es die letzten für eine lange Zeit.
In Diskussionen höre ich oft, bei den nächsten Wahlen in vier Jahren werde es
dann anders. Ich habe meine Zweifel, dass es überhaupt zum „nächsten Mal“ kommen
wird. Das Spiel „Demokratie in Ägypten“ ist vorerst beendet, die Spieler sind weggeräumt,
die Spielregeln zerrissen, das Spielbrett im Nil versenkt. Jetzt werden noch
die letzten Reste weggewischt und dann geht der Alltag weiter wie vor dem 25.
Januar 2011.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Danke für Ihren Kommentar. Ich freue mich über jede aktive Teilnahme an meinem Blog. Meinungsfreiheit gilt auch hier. Ich behalte mir jedoch vor, freche und beleidigende Kommentare zu löschen.