Vor einigen Tagen fegte ein fürchterlicher Sandsturm über
Ägypten. Am Montag im Delta und über Cairo hinweg, am Mittwochabend erreichte
er Hurghada. Ich musste spät abends aus dem Haus und wurde vom Sturm fast davon
getragen. Meinen Kopf schützte ich mit einigen Büchern.
Der Khamasin („fünfzig“) fegt normalerweise im März oder
April um die Zeit der Koptischen Ostern (was letztes Wochenende war) über Nordafrika
und die Levante. Der Name „fünfzig“ kommt daher, dass dieser heisse Wind
innerhalb von 50 Tagen ab Frühlingsanfang während drei bis vier Tagen tobt. Das
hat heuer perfekt gepasst. Nach dem Khamasin regnet es an der Mittelmeerküste und
im Delta und damit wird wieder alles „reingewaschen“. Hier im Süden natürlich
nicht – der Staub bleibt da, wo er sich abgelegt hat. Ist der Sturm vorüber, kommt
der Sommer.
Die Sichtweite betrug am Mittwoch und Donnerstag höchstens
200 m und draussen war es äusserst ungemütlich, ja sogar gefährlich. Der feine,
rötliche Staub lässt auch das Atmen schwer werden und Asthmatiker leiden
besonders. In Gebäude und Wohnungen dringt der Staub durch feinste Risse und
bedeckt alles mit einer feinen Schicht. Man möchte abstauben und putzen – doch das
ist völlig sinnlos: zehn Minuten später ist wieder alles verstaubt. Der Boden
muss also rutschig bleiben, die Wäsche ungewaschen, Möbel und
Einrichtungsgegenstände verzuckert J. Einfach warten…
Der Wind bläst heute immer noch in Sturmstärke, aber seit
gestern Morgen ist der Himmel wieder hellblau, das tiefblaue Meer und die goldgelben
Inseln draussen und die dunklen Berge in der Wüste zeichnen sich wieder deutlich
vor dem Horizont ab.
Am Mittwochabend hatte ich Glück: ein Taxifahrer sah mich aus
einer Seitenstrasse kommend gegen den Wind kämpfen und wartete auf der
Hauptstrasse auf mich. Er kannte mich: er hatte mich eineinhalb Stunden vorher
in der Seitenstrasse abgesetzt.
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