Als ich gestern früh erwachte, wollte ich wie immer den
Ventilator ausschalten – der war aber schon aus! Kein Strom? Kein Strom!
Das hiess auch, keinen Kaffee zum Frühstück. Immerhin konnte
ich duschen, denn hier in unserer Wohnanlage ist Wasser trotz Stromunterbruch
verfügbar – anderswo nicht. Anderswo heisst das: keine Hände waschen, keine
Zähne putzen, keine Klospülung – ausser man hat sich einen Wasservorrat zur
Seite gestellt.
Während in den meisten Regionen und Städten Ägyptens mehrmalige
Stromunterbrüche pro Tag schlicht zum Alltag gehören und sich die Ägypter so
sehr daran gewöhnt haben, dass sie Witze darüber reissen, sind sie in Hurghada eher
selten. Und wenn, da nicht bei mir, sondern bei den anderen (ist wirklich so!).
Aber gestern war es fast ganz Ägypten und zwar nicht nur ein
paar Minuten oder eine Stunde, sondern von morgens um halb sieben bis in den
Nachmittag hinein. Bei 40° C im Schatten ist das mit der Zeit anstrengend. Es
gibt keine gekühlten Getränke mehr und keine Klimaanlage. Zusätzlich ist auch
das Internetnetz zusammengebrochen: während mehreren Stunden war es nicht
möglich, eine Verbindung herzustellen.
Schlimmer aber als diese persönlichen Einschränkungen ist
jedoch die Auswirkung auf die eh schon jämmerliche Infrastruktur im Land; nur
wenige Institutionen wie Banken, grössere Hotels und vielleicht der
internationale Flughafen in Kairo können sich Stromaggregate und den dafür benötigten
Treibstoff leisten. Spitäler gehören nicht dazu, Patienten sind dem Tod
ausgeliefert. Ältere und geschwächte Menschen riskieren ihr Leben. Die Metro in
Kairo blieb stehen, was das unerhörte Verkehrschaos dort noch verschlimmerte. Der
Suezkanal konnte nicht betrieben werden, was angeblich einen Schaden in
Billionenhöhe (Ägyptische Pfund) anrichtete. Läden, Büros, Computer, Lifte,
Fabriken… nichts ging mehr.
Auch wenn die Medien vom schlimmsten Stromunterbruch seit x
Jahren (die einen meinten 10, die anderen 20 Jahre) schrieben – der letzte
schlimme ist noch kein Jahr her, als eine Überspannung das ganze Stromnetz in Ägypten lahm legte und
Abertausende von Elektronikgeräte zerstörte.
Eine Begründung für die gestrige Dunkelheit hat es nicht
gegeben. Als Morsy noch am Ruder war, wurde er für die krankhaften
Stromunterbrüche beschuldigt – diesmal wagt niemand, El Sisi zu beschuldigen.
Komisch, nicht? Dabei hatte er noch kürzlich versprochen, dass es innert vier
Monaten keine Stromausfälle mehr geben würde. Glaube, wer will.
Der nächste Stromausfall kam schon wieder heute Nachmittag,
wenn auch nur für ein paar Minuten.
Leider zeigt das allzu deutlich in welchem Zustand Ägypten sich befindet. Dass die Krankenhäuser keine Generatoren haben, darüber muss man keine Worte verlieren.
AntwortenLöschenJedoch hast du einen Punkt vergessen. Die MB nutzen die Stromausfälle doch gerne für Verschwörungstheorien gegen Mursi. Nun, zumindest dieser Punkt wurde auch ad absurdum geführt.
Ich hoffe es geht mal irgendwie aufwärts, die Menschen hätten es so verdient.
Und du, lass den Kopf nicht hängen. Ein wenig Pragmatismus der Ägypter hast du doch schon übernommen, oder?
Wieso konntest du keinen Kaffee kochen (wieso überhaupt Kaffee bei dem leckeren Tee?)? Hast du keinen Gasherd?
Na ja zum Glück haben wir einen gasherd
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