Mittwoch, Juni 30, 2021

Ja, es ist heiss

Was das im Alltag bedeutet

Wie schön wäre in dieser Bruthitze eine kühlende Dusche am Morgen oder zwischendurch oder vor dem Schlafen gehen! Gibt’s aber nicht.

Denn, wenn es hier heiss ist, dann kommt aus dem Wasserhahn – da, wo eigentlich kalt rauskommen sollte – nur siedend heisses Wasser. Siedend, also so heiss, dass man sich verbrennt: Beim Spülen, beim Duschen und sogar bei der Klodusche, wie ich neulich leider spüren musste. Mit etwas Glück kommt am Morgen da, wo sonst heiss rauskommen sollte, also vom Boiler, der jetzt natürlich abgeschaltet ist, etwas lauwarmes Wasser. Dafür sollte man aber vor sieben unter der Dusche stehen – später bedeutet zu spät.

Warum das so ist? Weil die meisten Wassertanks aus mir völlig unverständlichen Gründen auf dem Dach stehen. Nicht abgedeckt, also direkt unter der sengenden Sonne Nordafrikas. Weshalb kaum jemand wenigstens ein Dach darüber baut, damit die Wassertanks im Schatten stehen – das gäbe nämlich geschätzte 10° bis 15° C Temperaturunterschied – weiss ich nicht. Manche Tanks stehen im Garten, etwas geschützt unter/neben dem Gebüsch, da hat das Wasser sicher etwas angenehmere Temperaturen. Sie könnten ja auch im Boden versenkt sein, aber wahrscheinlich geht es da wieder um die Kosten oder um die Ausnutzung. Deshalb: Im Sommer gibt es zu heisses Wasser, im Winter, wenn es gern etwas wärmer sein dürfte, zu kaltes.

Sonntag, Juni 27, 2021

Hinaus aufs Meer

Jetzt sitze ich zu Hause vor dem Laptop, aber in meinem Kopf schaukelt es noch immer. Wenn ich herum gehe, merke ich es nicht, doch wenn ich sitze, schaukelt es weiter.

Lieber so, als seekrank. Trotz meinen Befürchtungen und schlimmen Erfahrungen bin ich heute nicht seekrank geworden. Ob es an der Tablette lag, die ich zu Hause nahm oder am kleinen Boot – ich weiss es nicht und jetzt ist es mir auch egal. Lieber dieses Schaukeln vor dem Laptop statt elend auf dem Meer.

Dabei hätte ich noch gestern fast abgesagt. Wegen dem Wind und meinem Hang zum seekrank werden. Vorgestern hätte ich auch fast abgesagt. Denn eine Freundin meinte, sie gehe gerne auf einen Bootsausflug, aber sicher nie zu dem Preis. Ihre Aussage hat mir die Vorfreude ziemlich vergällt.

Ja, der Preis lag über dem, was sonst so angeboten wird. Aber das „Sonst“ ist eben: ein Boot mit 30 oder 40 Personen (jetzt zu Covid-Zeiten vielleicht weniger - wer sich an die Vorgaben hält), mit lärmenden Kunden und plärrenden Lautsprechern voller ägyptischer Popmusik, die es einem schwer machen, Stille und Schönheit der Natur zu geniessen. Im Gedränge bleibt kaum Musse über das Farbenspiel der Blauschattierungen von Meer und Himmel zu sinnieren und sich im Wellengang zu verlieren.

Aber der „Preis über dem Sonst“ hat sich gelohnt. Ich war mit einer kleinen Anbieterin unterwegs, nur ein Ehepaar mit Kind war noch auf dem Boot. Klein, fein, klasse. Ruhe und genügend Zeit zum Schnorcheln und Sein. Mit dem kleinen Boot konnten wir auch an einer Sandbank ankern und das „Karibkfeeling“ erleben. Zu meinem grössten Erstaunen liegt eine lange Sandbank nur einen Steinwurf von meinem Zuhause entfernt. Na ja, quasi ein Steinwurf.


Und ja, beim Schnorcheln habe ich auch Erstaunliches gesehen, obwohl ich schon etwas verwöhnt bin. Da lag ein Blaupunkt-Rochen unter einem kleinen Korallenblock, da schwamm ein Papageifisch ungestört vor mir her, ich entdeckte Korallen, die es am Riff an der Küste nicht gibt; da muss ich erst nachschlagen, wie die heissen.

Für mich hat es sich gelohnt: etwas mehr Qualität statt Quantität. Eigentlich ist das eher mein Ding. Ich bin froh, habe ich es gemacht. Andere können auf Quantität setzen, das ist auch ok.

 

 

Sonntag, Juni 20, 2021

Eingepackt

So, wie ich früher Kirschen von den Bäumen stibitzte und mir handvollweise  in den Mund stopfte, Beeren von stacheligen Sträuchern im Wald pickte oder im Herbst Äpfel aufsammelte, so sammle ich hier hie und da Datteln. Ich liebe  diese süssen Dinger und esse fast täglich davon.

Hier, in meiner Wohnanlage las ich sie regelmässig auf, ich musste sie nur vom Gras aufheben. Seit zwei oder drei Jahren geht das nicht mehr, denn offenbar haben die gemerkt, dass Datteln wertvoll sind. 

Jedenfalls sind sie jetzt eingepackt. Oder, wie es mir im Kopf rumgeistert: Sie haben einen Überzieher bekommen, damit nichts mehr daneben geht 😊 (Assoziationen sind beabsichtigt, deshalb auch ein Bild)


Freitag, Juni 18, 2021

Ein Wort des Mitgefühls

Im Zentrum von Hurghada befindet sich einer dieser vielen mobilen, dauerhaften Polizeiposten. Wenn ich in der Gegend zu tun habe, lasse ich mein Auto meist stehen und erledige meine Besorgungen zu Fuss. Parkplätze sind dort rar, die Verkehrsregelung ist durch Einbahnstrassen, einem Kreisel mit Ampeln, herumfuchtelnden Verkehrspolizisten, Minibussen und Taxis mit Wildwestmanieren, Bettlern und unberechenbaren Fussgängern etwas komplex.

Am Polizeiposten gehe ich immer mit mulmigen Gefühlen vorbei. Einmal sass dort ein junger, uniformierter Mann stocksteif auf einem Stuhl. Von weitem sah er aus wie eine Statue. Ich ging vorbei, erhaschte aber aus den Augenwinkeln einen Blick auf ihn und merkte, dass irgendwas nicht stimmte. Ich guckte weg, ging weiter meinen Besorgungen nach.

Auf dem Rückweg aber ergab es sich, dass ich ganz nah an ihm vorbei ging. Der schmächtige junge Mann sass noch immer stocksteif auf dem Stuhl, den Blick geradeaus gerichtet, seine Uniformjacke war aufgeknöpft, der Helm lag auf dem Boden. Die groben, schweren Stiefel standen daneben. Warum nur?  Geht denn das?

Meine Augen wanderten suchend weiter: Seine feingliedrigen Füsse waren Blutunterlaufen und voller Hämatome und Blasen. Die Hitze? Ohne Socken in den derben Stiefeln? Stundenlanges Stehen? Gedanken rasten mir durch den Kopf und malten aus, wie sehr der junge Mensch da litt. Mein Blick glitt hinüber zur Apotheke… Sollte ich… hineingehen und was für ihn holen? Oder nur Geld hinterlegen und um Verarztung für ihn bitten? Doch dann schoss es mir durch den Kopf: Finger weg! Das ist die Polizei! Bring dich nicht in Gefahr! Fall nicht auf, du bist Ausländerin!

Aber ich wollte dem Mann mein Mitgefühl, ein bisschen Menschlichkeit zeigen – denn in dem Wirrwarr dort beachtete ihn eh niemand. Ich sagte zu ihm dieses eine Wort, das in so vielen Situationen passt: „Ma’alisch“ und blickte ihn an.

Über sein Antlitz huschte für einen Moment die Sonne: Er lächelte mich voller Dankbarkeit an, wendete mir für eine Sekunde oder zwei sein Gesicht zu und zeigte mir einen Blick in sein miserables Leben. Er war nicht nur mager, sondern er hatte noch etwa ein Drittel seiner Zähne – in dem jugendlichen Alter! Geschlagen, gedemütigt, ausgenützt. Die Bezeichnungen, die solche Zustände beschreiben, jagen mir jetzt noch durch den Kopf und mir wird schwindlig bei dem Gedanken an ihn und jene Tausende und Zehntausende, denen das Leben kein besseres Los geschenkt hat.

Mittwoch, Juni 02, 2021

In eigener Sache: Blogeinträge per E-Mail

Ab Ende Juli werden keine automatischen E-Mails mehr an Abonennten verschickt. Den Entscheid hat Google gefällt. Ich könnte angeblich die E-Mails herauskopieren, bin da aber ungeschickt: Ich kann es nicht.

Falls jemand von euch weiterhin per E-Mail über einen neuen Blogeintrag informiert werden möchte (auch wenn die noch so unregelmässig erscheinen), dann schreibt mir doch bitte direkt ein E-Mail an:

Elqamar.hurghada[]gmail.com

Inzwischen mache ich mich schlau, welche anderen Möglichkeiten bestehen.

Danke.

Impfzwang

 

Hier im Governorat Rotes Meer sollen alle, die im Tourismus tätig sind, geimpft werden. Das ist eine Empfehlung, ein Wunsch, vielleicht auch ein Versprechen, aber kein Zwang.

Die Wirklichkeit sieht anders aus.

Drei meiner Bekannten liessen sich impfen, weil der Arbeitgeber das verlangt. Ohne Impfung keine Arbeit. Ohne Arbeit bzw. Einkommen geht es auch unter dem immer blauen Himmel mit strahlendem Sonnenschein nicht. Davon lassen sich weder Miete noch Lebensmittel bezahlen.

Alle drei litten nach der Impfung an starkem Kopfweh, Fieber, Schweissausbrüchen, schwerer Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit, einer musste erbrechen, einer hat einen Ausschlag im Mund und auf der Zunge. Ihnen wurde der Impfstoff von AstraZeneca verabreicht.