Im Zentrum von Hurghada befindet sich einer dieser vielen mobilen, dauerhaften Polizeiposten. Wenn ich in der Gegend zu tun habe, lasse ich mein Auto meist stehen und erledige meine Besorgungen zu Fuss. Parkplätze sind dort rar, die Verkehrsregelung ist durch Einbahnstrassen, einem Kreisel mit Ampeln, herumfuchtelnden Verkehrspolizisten, Minibussen und Taxis mit Wildwestmanieren, Bettlern und unberechenbaren Fussgängern etwas komplex.
Am Polizeiposten gehe ich immer mit mulmigen Gefühlen
vorbei. Einmal sass dort ein junger, uniformierter Mann stocksteif auf einem
Stuhl. Von weitem sah er aus wie eine Statue. Ich ging vorbei, erhaschte aber aus
den Augenwinkeln einen Blick auf ihn und merkte, dass irgendwas nicht stimmte.
Ich guckte weg, ging weiter meinen Besorgungen nach.
Auf dem Rückweg aber ergab es sich, dass ich ganz nah an ihm
vorbei ging. Der schmächtige junge Mann sass noch immer stocksteif auf dem
Stuhl, den Blick geradeaus gerichtet, seine Uniformjacke war aufgeknöpft, der
Helm lag auf dem Boden. Die groben, schweren Stiefel standen daneben. Warum
nur? Geht denn das?
Meine Augen wanderten suchend weiter: Seine feingliedrigen
Füsse waren Blutunterlaufen und voller Hämatome und Blasen. Die Hitze? Ohne
Socken in den derben Stiefeln? Stundenlanges Stehen? Gedanken rasten mir durch
den Kopf und malten aus, wie sehr der junge Mensch da litt. Mein Blick glitt
hinüber zur Apotheke… Sollte ich… hineingehen und was für ihn holen? Oder nur
Geld hinterlegen und um Verarztung für ihn bitten? Doch dann schoss es mir
durch den Kopf: Finger weg! Das ist die Polizei! Bring dich nicht in Gefahr! Fall
nicht auf, du bist Ausländerin!
Aber ich wollte dem Mann mein Mitgefühl, ein bisschen
Menschlichkeit zeigen – denn in dem Wirrwarr dort beachtete ihn eh niemand. Ich
sagte zu ihm dieses eine Wort, das in so vielen Situationen passt: „Ma’alisch“
und blickte ihn an.
Über sein Antlitz huschte für einen Moment die Sonne: Er
lächelte mich voller Dankbarkeit an, wendete mir für eine Sekunde oder zwei
sein Gesicht zu und zeigte mir einen Blick in sein miserables Leben. Er war
nicht nur mager, sondern er hatte noch etwa ein Drittel seiner Zähne – in dem
jugendlichen Alter! Geschlagen, gedemütigt, ausgenützt. Die Bezeichnungen, die
solche Zustände beschreiben, jagen mir jetzt noch durch den Kopf und mir wird schwindlig
bei dem Gedanken an ihn und jene Tausende und Zehntausende, denen das Leben
kein besseres Los geschenkt hat.
Ich finde es besonders schön, dass du die Sonnen- und auch Schattenseiten deiner neuen Heimat zeigst.
AntwortenLöschenWas mir in die Birne nicht hineingeht ist: Viele Behörden-Angestellte laufen in tiefschwarzen Klamotten herum. Wissen die nicht, dass diese Farbe in diesen Breiten völlig kontraproduktiv ist wenn es geht sich vor Hitze zu schützen? Ich erzählte davon einem Hotel-Kellner und dieser meinte, er wüsste nicht, dass dunkle Farbe Sonnenlicht absorbiert und das daher alle dunklen Flächen viel wärmer sind als helle Flächen die der Sonne ausgesetzt sind. Die Leute tun mir daher alleine deswegen schon leid. Polizeitposten die in der grössten Hitze angewiesen sind in dunklen Klamotten herumzulaufen.
AntwortenLöschenDie schwarzen Uniformen sind für den Winter; bis Ende "Winter" kann es halt schon mal 30° werden. Im Sommerhalbjahr tragen sie weisse Uniformen.
AntwortenLöschenBildung hier ist nicht gleich Bildung in D ;)