Hier die Fortsetzung zu meiner Erfahrung als (frisch gebackene) Wohnungsbesitzerin.
Wohnungsübernahme
Pünktlich mitsamt meinem dicken Geldbündel war ich um neun
Uhr früh zur Übergabe im Büro des Maklers. Das war Mitte Februar, einer jener
kalten Februartage, die man nicht unbedingt mit Hurghada in Zusammenhang
bringen würde. Plump gesagt: Es war saukalt.
Bis die Verkäuferin mit ihrem blauen Daumen, den
gestempelten Dokumenten, einem der Makler und meinem Anwalt vom
Registrierungsbüro zurückkam, wartete ich im Büro.
Geldübergabe, x-Mal nachzählen und viel sinnloses Blablabla. Erst dann – hätte ich das gewusst – machte sich der Partner der Verkäuferin in die Wohnung auf, um diese zu räumen. Warum nur haben sie die Möbel nicht schon vorher raus? Weil sie befürchteten, ich würde vom Vertrag zurücktreten! Dabei hatte ich ja eine Anzahlung gemacht!
Jedenfalls dauerte es bis in den frühen Nachmittag hinein,
bis wir – auch mein Anwalt begleitete mich – zur Wohnung fuhren. Die Stunden
des Wartens empfand ich als äusserst qualvoll. Ich konnte meinen Kopf und meine
Schultern wegen der Nackenstarre nicht bewegen, musste aber dasitzen und
warten. Hie und da ging ich in den eisigen Wind hinaus, um mir die Beine zu
vertreten.
Als wir dann endlich in die Wohnung kamen, traf mich erneut
fast der Schlag (Wie oft wohl schon in diesem Land?): Eine Handvoll Burschen
werkelte herum, schleppte Möbelteile hinaus (mir schoss durch den Kopf, wie sie
die richtigen Teile wieder finden würden, wobei mir das ja wurscht sein konnte),
schlug an Kanten und an Ecken, hinterliess Dreck und Abfall. Mir wurde
schlecht. Ich erhielt einen einzigen (!!!!) Schlüssel – der Rest folgte später
– und eine Tüte mit ein paar Bedienungsanleitungen und Garantien. Wie ich
später feststellte, waren auch die nicht vollständig.
Eine ordentliche Übergabe sieht anders aus. Das Restguthaben auf dem Stromzähler sei, meinte der Partner der Verkäuferin, ein Geschenk. Ich dachte: Du Idiot!
Ich zahle die und die Summe und du sprichst bei 150 Pfund von einem Geschenk.
Den Wasserzähler vergassen wir, leider.
Zustand der Wohnung
In jedem Zimmer baumelte von der Decke an einem Kabel eine
Birne. Im Gang und im Bad waren Deckenleuchten montiert, die blieben. Immerhin
Licht – musste ich mich vorerst nicht darum kümmern! Was auch blieb, war die
Küche: etwas eng und begrenzt, aber alles da, um kochen und backen zu können,
und das Bad.
Zum Glück habe ich die Wohnung ohne Möbel gekauft: Denn zu
meiner Überraschung hatten sich da, wo die Möbel gestanden hatten, am Verputz
Blasen gebildet. Teilweise blätterte der Verputz schon ab.
Feuchtigkeitsschaden. Das musste renoviert werden.
Der Abfluss im Bad, dieses Loch im Boden, das es hier in
jeder Wohnung gibt und mit dem ich absolut nichts anfangen kann, war komplett
verstopft, mit Zement oder Bauabfall oder so. Ein Kabel für den Fernsehempfang
hing achtlos an der Wand herunter, obwohl ich mehrmals gesagt habe, dass ich
das nicht brauche. Ich gucke nicht fern.
Ein Fenster liess sich nicht schliessen.
Ziemlich mutlos, niedergeschlagen und einsam fuhr ich in
meine damalige Bleibe zurück und versuchte mich zu erholen. Am Abend liess ich
mich von einem Chiropraktiker behandeln. Er reparierte mein Gestell.
Damit dieser Post nicht zu lang wird, mache ich hier eine
Pause.
Ich hänge noch zwei Fotos an:
glückwünsche an Sie.
AntwortenLöschenich wollt nach bildern fragen, aber ist klar, dass es auch Ihre privatsphäre gefährden würde.
daher eine eher allg. frage, hat ägypten eher eine mitteralt. ständeordnung - klerus, beamte, militär, bauern und xxx?
ich mein` dies als vergleichsbasis, wir alle hatten ja mittelalter in der schule, aber den übertrag auf Ägp. hätt ich so nicht machen können. Ich weiss nur, dass das militär sehr viel landbesitzt, dass sie auch verpachten...
zur ständeordnung -
https://de.wikipedia.org/wiki/St%C3%A4ndeordnung
grüsse aus 30grad wohnung im schwarzwald ;)
g
https://de.wikipedia.org/wiki/St%C3%A4ndeordnung
Bilder folgen sicher noch vereinzelt; ich bin mit Schreiben fünf Monate hintennach :)
AntwortenLöschenÄgypten ist sehr stark in Hierarchien gegliedert. Auch heute staune ich noch, wie Menschen aus "unteren" Schichten "Bücklinge" und Verneigungen gegenüber "höher gestellten Personen" machen. Das Land war ja nie wirklich frei, es war immer "besetzt". Deshalb ja auch die überbordende Bürokratie und Korruption.
Zum letzten Hinweis des Kommentars kann ich mich aus Gründen der Selbstzensur nicht äussern.