Entlang der
Umfahrungs- und Überlandstrassen liegen sie, zerfranst, zerfetzt, zerrissen:
alte Reifenteile. Niemand macht sich die Mühe, sie einzusammeln; sie gehören zu
dem traurigen Anblick von weggeworfenem Müll überall dort, wo Menschen
hinkommen.
Ägypten hat
eine der höchsten Raten an Verkehrsunfällen weltweit (siehe Daten der WHO) und
die Gründe dafür sind zahlreich: schlechte Strassenbeläge, unlogische
Strassenführung, schlecht oder gar nicht gewartete Fahrzeuge, übermüdete,
alkoholisierte oder unter Drogen stehende Fahrer, nicht gekennzeichnete
Baustellen, Löcher, Gräben und andere Hindernisse, Unwetter, Brückeneinstürze
und: Billigreifen.
In einem
Land, wo die Hälfte der Bevölkerung von über 90 Millionen Menschen unter der
Armutsgrenze leben und mit knapp 2 US Dollar auskommen muss, bleiben
Qualitätsreifen von renommierten Reifenherstellern für viele Motofahrzeugbesitzer
ein Traum. Reifen werden deshalb abgefahren bis keine Rillen mehr vorhanden
sind.
Die Lösung:
Aus alt mach neu
Findige
Bastler haben hier eine Marktlücke entdeckt: in Hinterhofwerkstätten rillen sie
abgefahrene Reifen von Hand nach, malen sie frisch und bringen sie wieder in
Verkehr. Der Preis für solch ein Reifen liegt bei wenigen Pfund, während ein
neuer mehrere Hundert Pfund kostet; dass ein solch nachgerillter Reifen oft mit
dem Leben bezahlt wird, kümmert die Arbeiter nicht. Ebenso wenig interessieren
sie sich dafür, dass ihre Tätigkeit illegal ist. Schliesslich kämpfen auch sie ums
tägliche Überleben; im Video hier ist es ein ganzes Dorf, das davon lebt:
Wie der
Video von Aswat Masriya zeigt, enthalten die nachgerillten Reifen oft
metallische Verunreinigungen. Die Reifen können jederzeit explodieren. Die
Folge: schwere Unfälle mit Verletzten und Toten. Der mit diesen Tatsachen konfrontierte
Minister der Warenprüfung erklärt, Betrug sei allgegenwärtig und Kreativität
sei damit verbunden. Das Ministerium wisse Bescheid über wiederverwertete und
nachgerillte Reifen und andere Betrügereien und sie gingen den Fällen nach.
"Betrug und
Kreativität," hat er gesagt, der Herr Minister. - Das kann sich ja auch nicht
ändern, solange sich die Rahmenbedingungen in diesem Land nicht ändern. Folglich ändert sich auch nichts an der hohen Zahl Verkehrsunfälle und deren Opfer.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Danke für Ihren Kommentar. Ich freue mich über jede aktive Teilnahme an meinem Blog. Meinungsfreiheit gilt auch hier. Ich behalte mir jedoch vor, freche und beleidigende Kommentare zu löschen.