Samstag, April 09, 2016

Was tut das Auge des Horus im Fenster?

Wieder blickt mich dieses Auge eindringlich an. Ich steh in einem Grab eines Beamten aus der Pharaonen-Zeit. Luxor, West-Bank. Das Grab ist nicht gross, aber vollständig mit farbigen Hieroglyphen und Malereien geschmückt. An der Stirnseite, etwa auf meiner Kopfhöhe sticht mir das Auge ins Auge: tiefblau, schwarz umrandet, blickt es mich direkt an. Wenn ich mich bewege, verfolgt es mich. Das Auge sieht mich, sieht durch mich hindurch, verfolgt mich.

Quelle: www.Lebens-Energie.com
Es ist das Auge des Horus, das Auge des Lichtes, der Ganzheit und der Heilung. Und der Harmonie. Es soll auch heute noch Unheil - den „bösen Blick“ - abwehren. Wann immer ich ein Grab oder einen Tempel in Ägypten besuche, fällt mir dieses Auge von allen anderen Symbolen als erstes und vor allem am eindringlichsten auf. Es lässt mich nirgends los, selbst wenn mein Blick zufällig Souvenirs streift und das „Auge“ findet sich darunter, bleib ich an ihm hängen.

Das Symbol hat mehrere Bedeutungen, ist auch eine Hieroglyphe und ein mathematisches Zeichen. Das kümmert mich nicht gross. Es kümmert mich, dass mir das Auge als einziges all dieser pharaonischen Zeichen immer überall auffällt.

Sogar in der katholischen Kirche.

Da sitz ich auf einem unbequemen Stuhl fast in einer Nische drin. Die kleine Kirche ist zur Hl. Erstkommunion voll. So sehe ich nur die rechte Hälfte des Altarraums. Das reicht, denn ich kann meine kleine Nichte beobachten, sehe den langweiligen Pfarrer und den beeindruckend motivierten Patoralassistenten. Mein Blick schweift durch die Kirche, hinauf zum bunten Fenster. Warum sind Kirchenfenster immer bunt? Während ich das Fenster betrachte, zucke ich innerlich unmerklich zusammen: das Auge! Was hat das Auge des Horus in dem Fenster da zu suchen?

Das Auge des Horus im Dreieck der Dreifaltigkeit (kath. Kirche Sevelen)

Da das Auge in einem Dreieck steht, ist mir natürlich klar, dass es um die Dreifaltigkeit geht. Aber wozu das Auge? Nach der Messe frage ich den Pastoralassistenten – der mir nur eine vage Auskunft geben kann. Allsehend, allwissend, allgegenwärtig. Ja, klar – das reicht mir aber nicht. Wie kommt das alt-ägyptische Symbol in die katholische Kirche?

Das Internet liefert mir eine Erklärung. In der Barockzeit, also im 18. Jahrhundert hat die katholische Kirche das Symbol des Auges in das Dreieck aufgenommen. Ein Plagiat quasi. 

Oder doch nicht?

Meine Nachforschungen ergeben jedenfalls, dass dieses Auge auch Symbol im Hinduismus und im Buddhismus ist. Zudem verwendeten es die Freimaurer und Illuminaten (interessanterweise um die gleiche Zeit, wie die katholische Kirche!). Ausserdem ist es auf der Ein-Dollar-Note in der Spitze der Pyramide (!!!) abgebildet; äusserst seltsam finde ich das.

Das Auge des Horus ist also in aller Welt verbreitet, der Ursprung liegt aber in Ägypten. Ägypten, die Mutter allen Lebens („Umm El Dunya“- wie die Ägypter ihr Land selbst nennen), der Ursprungsort der drei grossen monotheistischen Religion, das Land voller Mystik und Energiequellen – das Land, das sich trotzdem nicht selbst helfen und heilen kann.

Vorerst lassen mich weder das Auge des Horus noch Ägypten los.






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