Wieder
blickt mich dieses Auge eindringlich an. Ich steh in einem Grab eines Beamten
aus der Pharaonen-Zeit. Luxor, West-Bank. Das Grab ist nicht gross, aber vollständig
mit farbigen Hieroglyphen und Malereien geschmückt. An der Stirnseite, etwa auf
meiner Kopfhöhe sticht mir das Auge ins Auge: tiefblau, schwarz umrandet, blickt
es mich direkt an. Wenn ich mich bewege, verfolgt es mich. Das Auge sieht mich,
sieht durch mich hindurch, verfolgt mich.
Quelle: www.Lebens-Energie.com |
Es ist das
Auge des Horus, das Auge des Lichtes, der Ganzheit und der Heilung. Und der
Harmonie. Es soll auch heute noch Unheil - den „bösen Blick“ - abwehren. Wann
immer ich ein Grab oder einen Tempel in Ägypten besuche, fällt mir dieses Auge
von allen anderen Symbolen als erstes und vor allem am eindringlichsten auf. Es
lässt mich nirgends los, selbst wenn mein Blick zufällig Souvenirs streift und das
„Auge“ findet sich darunter, bleib ich an ihm hängen.
Das Symbol
hat mehrere Bedeutungen, ist auch eine Hieroglyphe und ein mathematisches
Zeichen. Das kümmert mich nicht gross. Es kümmert mich, dass mir das Auge als
einziges all dieser pharaonischen Zeichen immer überall auffällt.
Sogar in
der katholischen Kirche.
Da sitz ich
auf einem unbequemen Stuhl fast in einer Nische drin. Die kleine Kirche ist zur
Hl. Erstkommunion voll. So sehe ich nur die rechte Hälfte des Altarraums. Das
reicht, denn ich kann meine kleine Nichte beobachten, sehe den langweiligen
Pfarrer und den beeindruckend motivierten Patoralassistenten. Mein Blick
schweift durch die Kirche, hinauf zum bunten Fenster. Warum sind Kirchenfenster
immer bunt? Während ich das Fenster betrachte, zucke ich innerlich unmerklich
zusammen: das Auge! Was hat das Auge des Horus in dem Fenster da zu
suchen?
Das Auge des Horus im Dreieck der Dreifaltigkeit (kath. Kirche Sevelen) |
Da das Auge
in einem Dreieck steht, ist mir natürlich klar, dass es um die Dreifaltigkeit
geht. Aber wozu das Auge? Nach der Messe frage ich den Pastoralassistenten –
der mir nur eine vage Auskunft geben kann. Allsehend, allwissend,
allgegenwärtig. Ja, klar – das reicht mir aber nicht. Wie kommt das alt-ägyptische
Symbol in die katholische Kirche?
Das
Internet liefert mir eine Erklärung. In der Barockzeit, also im 18. Jahrhundert
hat die katholische Kirche das Symbol des Auges in das Dreieck aufgenommen. Ein
Plagiat quasi.
Oder doch nicht?
Meine Nachforschungen
ergeben jedenfalls, dass dieses Auge auch Symbol im Hinduismus und im
Buddhismus ist. Zudem verwendeten es die Freimaurer und Illuminaten (interessanterweise
um die gleiche Zeit, wie die katholische Kirche!). Ausserdem ist es auf der Ein-Dollar-Note
in der Spitze der Pyramide (!!!) abgebildet; äusserst seltsam finde ich das.
Das Auge
des Horus ist also in aller Welt verbreitet, der Ursprung liegt aber in
Ägypten. Ägypten, die Mutter allen Lebens („Umm El Dunya“- wie die Ägypter ihr
Land selbst nennen), der Ursprungsort der drei grossen monotheistischen
Religion, das Land voller Mystik und Energiequellen – das Land, das sich trotzdem
nicht selbst helfen und heilen kann.
Vorerst
lassen mich weder das Auge des Horus noch Ägypten los.
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