Sonntag, Mai 08, 2016

Zuckerbäcker-Paradies

Da will ich mir eigentlich etwas zum Anziehen kaufen und komme zufällig bei einem syrischen Zuckerbäcker vorbei. „Genau“, denke ich, „das ist doch der, von dem mir S. schon erzählt hat.“

Farbenfrohe Eiscrème
Die farbigen Töpfchen mit Eiscrème stehen strategisch clever am Schaufenster. Von den Farben und der Vielfalt angezogen, trete ich näher, guck durchs Fenster… hinter dem sich nicht nur Halbgefrorenes, sondern fantasievoll gestaltete und verpackte orientalische Leckereien präsentieren. Der graumelierte Mann hinter Glas gestikuliert: ich soll doch eintreten.

Das mach ich auch. Schon immer liebe ich Patisserien: mich fasziniert die Vielfalt, die Formen, die Kreativität, die Liebe zum Detail im Kleinen, im Winzigen. In Sizilien habe ich winzige Kunstwerke bestaunt, bei 50 habe ich aufgehört zu zählen, die Vitrine war zehn Meter lang! Also, ich liebe Zuckerwerke mit Schokolade und Nüssen und Crèmen und den kunstvollen Dekorationen… zum Ansehen. Ich mag sie nicht essen, doch ihr Anblick ist mir wahrlich eine Augenweide.


Welt der Süssigkeiten – عالم الحلويات
Drinnen offenbart sich mir die ganze Vielfalt von orientalischem Gebäck: haarfeines Konofeya mit Pistazien in Honig- und Dattelmasse, bunte Zuckerkugeln anzusehen wie Perlen und Porzellanknöpfe, helles und dunkles Nougat, Blätterteigkekse mit Erdnüssen, himmelblaue, hellgrüne und gelbe Eiscrème verzücken mich.

Ein „Flüchtling“?
Basil mit seinen klaren blauen Augen hinter der feinen Metallrahmenbrille ist vor vier Jahren mit seiner Familie aus Damaskus nach Hurghada gekommen. Der feingliedrige Mann erzählt, dass schon sein Ur-Urgrossvater Zuckerbäcker war und er diese Tradition fortsetzt. Sein ältester Sohn arbeitet im Geschäft mit. Als ich kam, stand er draussen und bereitete eine Spezialität aus dem süssen Konofeya und Haloumi-Käse auf dem Feuer zu.
Und wie fühlt er sich hier in Ägypten? Es gehe ihm gut, meint Basil, er sei hier um zu arbeiten und nicht, um am Strand zu liegen. Deshalb wohl sein heller Teint, denke ich mir. Er stehe morgens auf, gehe zur Arbeit und kehre abends zurück nach Hause. Die Touristen kommen gerne in sein Geschäft und die Polizei mögen seine Leckereien ebenfalls, meint er schmunzelnd. Aber jetzt laufe nicht viel, es habe nicht viele Touristen in Hurghada.
Und Syrien? Sein Vater ist in Damaskus geblieben, er telefoniere wöchentlich mit ihm. Damaskus sei sicher. Nur Geld verdienen kann man dort nicht.

Beliebte Syrer
Die „Welt der Süssigkeiten“ ist nur eines von mehreren Geschäften von Syrern in Hurghada. Manchmal hole ich mir Teigtaschen bei einem Bäcker in einer Seitenstrasse. Dort findet sich auch ein Käseladen mit syrischen Spezialitäten. Die Syrer haben einen tadellosen Ruf: sauber, höflich, anständig, ehrlich – was man den hiesigen Ägyptern leider nicht immer nachsagen kann.

Ich habe ein paar Bilder von den süssen Verführungen gemacht, allerdings mit der Handykamera, weshalb die Qualität nicht so toll ist.










man beachte das Auge gegen den bösen Blick ;)



4 Kommentare:

  1. Hallo. Schoen geschrieben. Wo ist denn der Laden?

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  2. Es gibt 2 Geschäfte in der Sheraton Street, eines ist ganz in der Nähe von Star Fish.

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  3. Hallo :)

    ich würde sehr gerne mit dir in Kontakt treten - es wäre super lieb wenn du mir eine Email schreiben könntest: peanut_ at hotmail de

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  4. hallo nimithil, meine Email steht hier auf der Seite Elqamar.hurghada (at) gmail.com :)

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