Am 5. Juni
hat Ramadan begonnen, der Monat, in welchem gläubige Muslime von Sonnenaufgang
bis Sonnenuntergang weder trinken noch essen. Auch Rauchen und körperliche
Liebe sind nicht erlaubt. Das Fasten gehört zu den fünf Säulen des Islams. (Die
weiteren vier Säulen sind: das Glaubensbekenntnis, das Gebet, die Unterstützung
von Bedürftigen und die Pilgerfahrt nach Mekka).
Fasten
soll, wer dazu fähig ist: Reisende, Schwangere, Kranke und Kinder sind also
davon ausgeschlossen (und können das später nachholen).
Durch den
Verzicht auf Genussmittel soll der Geist gereinigt und gestärkt werden. Das ist
hart und erfordert sehr viel Disziplin, besonders bei den hiesigen
Temperaturen. Hut ab vor jedem, der das durchsteht.
Viele
Schlaumeier machen sich das Fasten im Ramadan aber einfach: sie schlafen
tagsüber, stehen kurz vor dem Fastenbrechen auf und bleiben die ganze Nacht
auf. Sie arbeiten nicht. Auch manche, die zwar bei der Arbeit sind, arbeiten
trotzdem nicht: sie dösen irgendwo in einer Ecke vor sich hin. Das scheint aber
nicht wirklich der Sinn des Fastens zu sein, denn der Fastende soll trotzdem
arbeiten und seine üblichen Tätigkeiten verrichten – sonst wäre es ja einfach.
Nicht alle sind
dieser Meinung und gehen den bequemen Weg. Und wie die Erwachsenen, so auch die
Kinder.
Die Kinder
fangen z.T. schon in sehr jungem Alter an zu fasten. Eine Lehrerin erzählte
mir, dass einige Achtjährige in ihrer Klasse fasten. Die Knirpse waren der
Meinung, dass sie nun passiv in ihren Stühlen hängen könnten und nicht am
Unterricht teilnehmen müssten. Die Religionslehrerin hat den „Irrtum“ dann
aufgeklärt.
Eines
meiner Mädchen, denen ich Nachhilfeunterricht gebe, erzählte voller Freude:
ihre Mutter hätte ihr freigestellt, am zweiten Fastentag in die Schule zu gehen
oder nicht. Die Neunjährige fastet zum ersten Mal. Als ich erwiderte, sie sei
ja schon am Montag nicht in der Schule gewesen und der Unterricht sei doch
wichtig für ihr späteres Leben zwecks Studium und blablabla – da fiel mir die
Kleine ins Wort: „Nein! Fasten ist viel wichtiger!“
Tja. Ich
soll den Mädchen Verantwortung vermitteln, sie zu guten Schülerinnen erziehen,
sie zum Lernen anhalten, ihren Ehrgeiz anspornen, ihnen Manieren beibringen und
dann kommt so eine Antwort. Als Nicht-Muslimin gibt es da schlichtweg nichts
mehr zu sagen. Mund zu, runterschlucken und weggehen.
Wenn das im
Kleinen anfängt, dann geht das im Grossen so weiter. Jedes Jahr staune ich von Neuem, wie muslimische Länder während eines
vollen Monats ihre Tätigkeiten auf ein Minimum herunter schrauben. Viele
Bereiche des Staates und der Wirtschaft bleiben auf Sparflamme. Ob sie sich das
auch leisten können?
Die Kinder
verstehen das noch nicht – sie kopieren, was ihnen vorgemacht wird; mit
entsprechenden Folgen für später.
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