Obwohl ich doch
schon ein paar Jahre hier lebe, entdecke ich immer wieder etwas Neues. Das
kommt einerseits daher, da ich lieber in der Natur draussen bin und mich
bewege, als in Discos oder Bars herum hocke, und andererseits, da ich überhaupt
nicht gerne einkaufe.
Mir hilft
also nur der Zufall oder, wie hier geschehen, das Warten. Ich musste nämlich
warten, bis die Angestellten eines Computer-Geschäftes vom Beten zurückkamen.
Gute Gelegenheit für mich, ziellos durch die unansehnlichen Seitengassen
zwischen Sherry- und Paschastrasse im Zentrum Hurghadas zu schlendern.
Unansehnlich, weil die Strassen voller Abfall, ungepflegt und ungeteert sind.
Die Männer (nie die Frauen!) hocken vor ihren Geschäften und Buden, vor den
Cafés und Wohnhäusern, gaffen jeden Vorbeigehenden, jeden Vorbeifahrenden an
und stieren in ihre Mobiltelefone, schwatzen, streiten oder warten auf den
Umsatz des Lebens. Keinem käme es mal in den Sinn, den Unrat aufzuheben, zu
sammeln und wegzutragen. In den Kopf wird mir das wohl nie und nimmer gehen.
Andere Mentalität, andere Festplatte im Hirn.
Erwartungslos
weitergehend fallen mir grosse Säcke mit Naturprodukten vor einem Laden auf. Mein
Interesse wird wach und ich nähere mich dem kleinen, unscheinbaren Geschäft: Von
unten bis oben ist es mit Naturprodukten vollgestopft. Zögernd trete ich ein,
stehe drin und staune über prallvolle Regale mit Naturölen für sämtliche
Zipperlein, die sich Mann und Frau vorstellen können, Naturseifen und -crèmes,
Nüssen und Räucherstäbchen, Salzkristallen von den Salinen in Alexandria, Henna
und Kaffeebohnen, Kardamom und Zimt, kalt gepresstem Olivenöl aus Ägypten,
Libyen und Syrien, Bienenhonig, Rosenblätter und Rosmarin. Und noch vieles
mehr, das ich bei meinen folgenden Besuchen entdecke, erstehe und verwende.
Olivenöl und Honig kaufe ich hier – oder in der 50 m weiter gelegenen Kirche.
Ja, richtig: in der Kirche.
Der
Naturladen gehört Peter, einem jungen Kopten. Er lässt mich ungestört gucken,
beantwortet geduldig meine Fragen, während er einen der Plastik-Behälter mit
Kernen aussortiert und reinigt. Er entschuldigt sich für die Unordnung – zu
wenig Platz, zu viel Ware… Macht nichts, mir gefällt das. Lieber eine solche
Wundertüte von einem Laden, als die durchgestylten Boutiquen und die überall
gleich aussehenden Supermärkte. Peter bietet seine Waren auch in Hotels an,
doch die Touristen kaufen wenig. Und hierher, mitten in den Hinterhof der
Sheraton Strasse, verirrt sich kein Tourist. Die getrauen sich nicht hierher.
Schade,
denn ein Besuch lohnt sich: Tees, Salben und Öle aus einheimischen Produkten
helfen der Gesundheit und den lokalen Herstellern. Und günstiger als die
Pharmacocktails sind sie allemal. Olivenöl und Honig schmecken erstklassig. Die
Rosenblätter verbreiten einen betörenden Duft und eignen sich als Tee zur
Beruhigung…
Wer suchen
mag: über dem Eingang thront ein grünes Schild mit der Aufschrift „Back to
nature – nature treasures - organic“, zwischen Kirche und Sherry Strasse…
Öle |
Traubenkern-, Weizenkeim-, Sesamöl und... |
Gewürze und Tees |
Essige, Öle, Honige und ... |
Seifen |
Was für ein Schatzkästlein, liebe Qamar!
AntwortenLöschenGern werde ich mal in Peters Laden vorbeischauen, wenn ich nächstens in Hurghada bin. Danke für diese wertvollen Tipps. Schade, dass die z.Z. wenigen Touristen dort kaum hinfinden.