Freitag, Februar 11, 2022

Das Schreckgespenst

Der Duden gibt zwei Bedeutungen. Die eine – von der ich hier reden möchte - lautet: „Etwas, das als Bedrohung empfunden wird, woran mit Schrecken gedacht wird.“

Seit ich mich in fernen Gefilden niedergelassen habe, begegnet mir immer wieder das Schreckgespenst. Die Medien berichteten z.B. von einem Terrorakt in Hurghada, der keiner war. Die Meldung in die Welt hinaus lautete aber: Hurghada ist nicht sicher. Meidet Hurghada, als Tourist ist man seines Lebens nicht sicher!

Ich war damals aber hier, liess mich anfangs auch durch die Meldung verunsichern. Nach ein paar Telefongesprächen war aber klar: Die Meldung war aufgebauscht. Natürlich waren Touristen in Angst und Schrecken versetzt worden und – soweit ich mich erinnere – waren zwei Gäste leicht verletzt worden. Aber ein Terrorakt? Nein. Es war ein Einzeltäter. Trotzdem war der Schaden angerichtet, das Schreckgespenst geisterte durch die Medien und Köpfe. Doch der Alltag ging weiter.

Gleiches widerfährt mir, wenn ich in Europa bin. Bekomme ich mit, dass über Ägypten etwas Kritisches berichtet wird – davon gibt es wahrlich zu recht genug – dann sehe ich das im ersten Moment auch so, wie es auf mich hereinprasselt: gefährlich, schrecklich, widerlich. Da kann, da darf man nicht hin. Das Schreckgespenst taucht wieder auf.

Es ist ein Gespenst, das durch die Medien hervorgerufen wird, sich in unserem Kopf festsetzt, von Bildern, Berichten und Erzählungen genährt wird und dann wirklich Schrecken verbreitet. So sehr, dass man sich eine feste Meinung bildet, die aber nur auf diesen paar Bildern und Berichten basiert, also kaum fundiert ist.

Und so lassen wir uns wunderbar manipulieren und durcheinander bringen. Da hilft nur Relativieren; versuchen, alles in ein Verhältnis zur Realität zu setzten. Aber wie macht man das, wenn man das im wohligen Wohnzimmer aus der Flimmerkiste oder aus den sozialen Medien vernimmt?

Mit neutralen Leuten vor Ort reden, vielleicht. Oder alternative Quellen konsultieren. Oft ist die Wirklichkeit nämlich ganz anders. Oder sich bewusst werden, dass die Medien das herauspicken, was mit höchster Wahrscheinlichkeit Aufmerksamkeit erregen wird. Schliesslich geht es um Einschaltquoten und folglich um Geld.

Gleichzeitig geschehen rund um den Globus ähnlich schreckliche Dinge mit gleicher Tragweite – aber wir erfahren es nicht, weil der zuständige Ressortleiter diese Meldung nicht erhalten hat oder sie als nicht als meldewürdig einstufte. Das macht die Welt nicht besser, ist aber Tatsache.

In den vergangenen Monaten bekämpfte ich ganz heftig ein weiteres Schreckgespenst: Jenes der Einschränkungen im Zusammenhang mit COVID-19 in Westeuropa. Es hat mich sogar dazu gebracht, dass ich meine Pläne über den Haufen geworfen habe. Oder nein: vorerst verschoben, bzw. den Umständen angepasst. Obwohl ich mit Leuten dort in Kontakt bin und zu relativieren versuche. Ich hoffe, es verliert bald seinen Schrecken und der Geist (den die Politiker riefen) löst sich bald wieder in Luft auf.

Kennt ihr das Schreckgespenst auch?

 

 

2 Kommentare:

  1. Liebe El-Qamar, Du sprichst mir aus der Seele. Du bist eine scharfe Beobachterin. Ich teile wesentlich Deine Beobachtung: Es gibt geopolitische Interessen, religiöse Motivationen, konservative Topoi die eine Angst-Berichterstattung wünschen. Wird diese Welt als gefährlich wahrgenommen nutzt es bestimmten Gruppen, anderen schadet es. Und es beschädigt die Entspanntheit und Zuversicht der Menschen. Leider sind die Medien in Europa seit März 2020 genau so: ein monothematisches Trommelfeuer wird abgefeuert und jeder der sich daran erinnert wie Berichterstattung früher war weiss, dass es auch anders geht. Da ich meinen Wohhnsitz ans rote Meer wechsele beobachte ich genau die englisch und französisch sprachigen Medien aus Ägypten, eben solche die ich selbst lesen kann. Ägypter selbst wissen nichts von einer Trommelfeuer-Angstberichterstattung wie sie in Europa auf die Menschen herabprasselt. Das ist für mich ein Grund einem kulturell sterbenden Kontinent den Rücken zu kehren. Der Verlust aller Grundrechte steht zu befürchten - ist dauerhaft.

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  2. Wer sagte so treffend: "Wer die Medien kontrolliert, kontrolliert die Menschen."

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