Donnerstag, August 04, 2022

Ich hab’s getan - eine Wohnung gekauft (Teil IV einer langen Fortsetzungserzählung)

Hier die Fortsetzung zu meiner Erfahrung als (frisch gebackene) Wohnungsbesitzerin.

Meine erste Handlung war: Das Türschloss auswechseln. Jetzt konnte ich wenigstens sicher sein, dass niemand Unerwünschter hereinkam. Durch die Türe, meine ich. Und die Fensterverriegelung liess ich auch grad reparieren. Meinen Vorgängern war es offenbar egal gewesen, dass ich das Fenster im Wohnraum Tag und Nacht offen stand.

Renovation

Der Maler, der mir empfohlen wurde, wollte oder konnte den Schaden am Verputz nicht beheben. Er meinte, das müsse jemand anders machen, er würde nur malen. Schade, dachte ich, er gefiel mir. Ich steh auf Ehrlichkeit.

So machte ich mich auf die Suche, fragte Freunde und wandte mich an Firmen, die auf Facebook empfohlen worden waren. Eine Firma reagierte noch spät abends, sagte mir aber nicht, dass ich einen Termin für ein Gespräch brauchen würde.

Jedenfalls wartete ich am Sonntag zu Bürozeiten – wie von der Firma angegeben – vor der Türe. Niemand da. Keine Telefonnummer. Nichts.

Nichtsdestotrotz standen wir am Nachmittag in der Wohnung und der Mitinhaber besagter Firma inspizierte die Schäden. Er bat um einen Plan der Leitungen – nicht erhältlich. Der Besitzer der Wohnanlage wollte (und will) den offenbar nicht rausgeben. Nach ein bisschen Werweissen, woher der Schaden komme  – Leck an den Schläuchen, in denen das Kondenswasser der Klimaanlagen abgeführt wird – Feuchtigkeit vom Pool, vom Meer?, – besprachen wir das Vorgehen.

Am nächsten Tag kam ein Klempner in Begleitung des Mitinhabers. Er dichtete Wasserhähnen und –anschlüsse ab, spitzte den Abfluss auf.  Der Klempner kannte mich – ich erinnerte mich schwach, dass ich ihn schon mal gesehen hatte. Er war mit einer Dame befreundet, die am gleichen Ort wohnte wie ich. Ach so. Männer von anderen Frauen gucke ich mir grundsätzlich nicht an, deshalb wusste ich nicht, wohin mit dem Gesicht.

Spät am Abend traf ich mich nochmals mit dem Firmeninhaber im Büro um eine Anzahlung für die Ausbesserungen am Verputz und das Malen zu tätigen. Dem Chiropraktiker hatte ich davor auch noch einen Besuch abgestattet: Es ging mir bedeutend besser, ich konnte meinen Kopf wieder nach rechts drehen.

Am Folgetag kam einer, um den Duschrand zu erhöhen, denn so, wie das bisher war, hätte jeder Duschgenuss in einem kleinen See geendet (dafür ist eben das Loch im Boden auch da). Da war der Mitinhaber nicht dabei, obwohl er mir ständig von seinem „System“ von Supervisor und Kontrolle die Ohren voll gequatscht hat. Das hätte mir ein Alarmzeichen sein sollen. Er meinte später nur, dass der nochmals kommen sollte.

Wir fuhren in die Salam Strasse, um Material zu kaufen: die Farben, die ich ausgewählt hatte, wurden gemischt, Schleifpapier, Gips, Klebband, alte Zeitungen (!!!) und eine Plastik zum Abdecken. Ich staunte nicht schlecht.

Wir nahmen grad auch einen schlecht gelaunten Arbeiter mit, der beschädigten Stellen am Verputz weg schabte und einen Schutzlösung auftrug. Das stank beissend und musste gut trocknen, bevor frisch darüber gemalt werden konnte. Ich weiss heute noch nicht, was das für eine Flüssigkeit war.

Nochmals einen Tag später sollten die Malerarbeiten beginnen und zwar erst am Spätnachmittag, weil das stinkige Zeug ja wirklich trocken sein sollte. Als ich spät am Abend hinkam, fand ich alles Mögliche vor, aber nicht das, was ich erwartet hatte: Ich verlangte, dass besser abgedeckt wurde. Wofür denn die Abdeckbänder? „Ja, Madam, kein Problem, wir passen auf!“

Wo war denn dieser Supervisor? Wo war der Firmeninhaber?

Ich musste noch mehr Farbe kaufen, weil auch die Decken gemalt werden mussten. Der Grund: Meine Wände sollten gelb werden und da die Wände hier allesamt aus dem Lot und wacklig sind, würden die krummen Kanten und Flächen durch den Kontrast von gelb zu weiss noch deutlicher hervor treten. Um das zu vermeiden, wird ein ca. fünf Zentimeter breiter Streifen in der Farbe der Decke oben an der Wand gemalt – oder anderswo werden Stuckprofile aus Schaumgummi drauf geklebt.

Ja, aus Schaumgummi. Selbst gesehen, sonst würde ich es nicht glauben. Manchmal auch aus Gips. Deshalb wird hier überall „Stuck“ angebracht. Mein Papa und mein Bruder sind übrigens Stuckateure. Wenn die das wüssten!

Am Abend rief mich der Firmeninhaber an und meinte, dass die Maler am folgenden Morgen wieder kommen würden um fertig zu malen. Ok, ich komme und öffne. Er werde nicht da sein, aber sein Supervisor.

Die Maler waren pünktlicher als ich, denn am Vortag waren sie zu spät und ich hatte keine Lust mehr zu warten. Also liess ich sie warten.

Als ich am Nachmittag kam, tja, was soll ich sagen? Traf mich beinah der Schlag?,  oder: war ich entsetzt? Eine Schweinerei fand ich vor, wie ich sie mir niemals hätte erträumen können: überall Farbtropfen, Abfall, Essensreste, Plastiksäcke, Teegläser, Farbe am Wasserhahn, gelbe Farbe an der Decke, und so weiter. Wo war der Supervisor???

Ich liess ausbessern und aufräumen. Das taten sie widerwillig, denn aufräumen gehört nicht zu ihrem Auftrag. Nur eine Sauerei hinterlassen, das schon. Die Malerei war weitgehend und für hiesige Verhältnisse okay.

Dann rief ich meinen Kontakt an und erfuhr, dass der im Ausland war und erst in einer Woche zurückkommen würde. Sein Partner verstand kein Englisch und hockte in Kairo. Ich kochte vor Wut. Der Supervisor meldete sich und versprach zu kommen. Aber sein Englisch war mickriger als mein Arabisch und überhaupt hatte er ziemlich wenig Ahnung. Dass man eine Plastik und Zeitungen nicht zur Zierde kauft, sondern um den Boden zu schützen, war ihm scheinbar nicht so bekannt. Kurzum: Ich hatte keinen Ansprechpartner vor Ort.

Ich fühlte mich ver@###. Man versprach mir, sich nochmals bei mir zu melden. Bezahlen musste ich aber trotzdem.

Da ich Ende Februar einziehen wollte, bzw. aus der anderen Wohnung raus musste, eilte es. Während den folgenden fünf Tagen putzte eine Bekannte während vielen Stunden jeden Farbtropfen, jede Kachel und jede Ritze. Küche und Bad, Fenster und Balkone.

Ich zog ein. Meinen Laptop stellte ich auf einen Turm aus Kartonschachteln und davor platzierte ich meinen Bürostuhl. So konnte ich wenigstens arbeiten. Alles andere verblieb in Koffern und auf Leintüchern auf dem Boden verstreut. Ich schlief auf einer aufblasbaren Matratze und verhängte die Fenster nachts mit einem Leintuch.

Irgendwann übrigens rief mich der Firmenmitinhaber nochmals an, aber nur, um meine Zahlungen abzustimmen. Er versprach, sich zu melden, um die Unstimmigkeiten zu lösen. Ich habe nie mehr etwas von ihm gehört und ich meinerseits hatte bisher nicht die Energie mich zu melden. Aber jetzt, fünf Monate später, bekomme ich Lust darauf.

Dies war die erste Erfahrung: Finger weg von Firmen und Personen, die behaupten, professionell zu arbeiten. Heisse Luft, viel Blablabla und bescheidene Leistungen.

 

2 Kommentare:

  1. Wenn ich als Handwerker das lese, graut mir.
    Habt ihr in Ägypten nicht die Möglichkeit, den Lohn für eine Arbeit teilweise zurück zu halten,wenn die Qualität nicht stimmt.
    Oder interpretiert jeder Qualität für sich selber ?

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  2. als Tochter und Schwester von Handwerkern geht es mir ja auch so
    Für Qualität gibt es leider verschiedene Definitionen :(

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