Es geht hier zwar um das beliebte Grundnahrungsmittel, aber um noch was anderes, das mich völlig gefangen nimmt.
Ich wollte nur
schnell noch ein Brot kaufen. Nicht so ein Fladenbrot (Aisch Libnany), wie ich
es zur Reserve immer im Gefrierfach habe, sondern ein richtiges.
Ich hatte von dieser
Bäckerei schon mal ein Ciabatta gekauft, aber im Supermarkt. Der Geschmack, die
Konsistenz überraschten mich. Ich merkte mir den Namen und nahm mir vor, mal
direkt hinzugehen.
In den vergangen Jahren haben unzählige Bäckereien ihr Glück versucht. Die wenigsten davon haben überlebt und noch weniger haben mich überzeugt. Deshalb habe ich vor zwei Jahren angefangen, selber Brot zu backen. Dafür fehlt mir momentan die Zeit.
Als ich schliesslich
in der Bäckerei stand, blieb ich wie festgefroren stehen. Ich sah zwar die
vollen Regale mit allerlei leckeren Brotsorten, Laiben und Brötchen, ich nahm den
schlaksigen jungen Mann wahr, der mehrere Dinge kaufte und immer wieder eine
Frage hatte und seine Einkäufe einzeln in seinen mitgebrachten Rucksack stopfte.
Ich realisierte auch, dass die Regale proppenvoll* waren, obwohl die Sonne
soeben unterging.
Es war nicht das
Angebot, das mich festhielt. Ich suchte… Ich versuchte zu verstehen... Was war
da? Ich hörte etwas, das mich verwirrte. Zwischen den Regalen stand ein winzig
kleiner Lautsprecher. Daraus erklang spanische Musik. Gitarre und Gesang. Ich
versuchte mich auf das Brotangebot zu konzentrieren, mich zu kontrollieren,
schaffte es aber nicht.
Mir kollerten
Tränen über die Wangen, ich schämte mich so sehr darüber, dass ich mich
wegdrehte. Die Musik macht etwas mit mir, das ich nicht mehr verstehen kann.
Ich wollte den Mann hinter dem Tresen fragen, ob dies Paco de Lucia sei, aber
der schlaksige Jüngling brauchte ewig. Die Sekunden dehnten sich und taten so,
als ob sie Stunden wären. Inzwischen rollten mir weiter Tränen runter, ich
wollte mich in Luft auflösen oder im Boden verschwinden. Die Emotionen übermannten
mich. Sollte ich wieder aus dem Laden raus? Nein, ich musste bei den spanischen
Klängen bleiben!
Endlich drehte
sich der Kunde um und verliess das Geschäft und der Mann hinter dem Tresen wandte sich
freundlich lächelnd mir zu. Meine erste Frage war nach der Musik – nicht nach
Brötchen. Gipsy Kings! Keine Ahnung habe ich, aber die Melodien kriechen in
mich hinein und setzen meinen Verstand aus!
Wir redeten über
Musik. Und dann über Brot. Und dann erzählte er von sich, seinen
Berufsstationen: Paris, Rom, Deutschland. F&B Manager, Hotelmanager,
Generalmanager. Und jetzt hat er sein kleines Geschäft hier in einem Laden, der
vielleicht 9m2 misst und wo zwischen den Brötchen ein kleiner Lautsprecher
Musik erklingt, die mich kopflos macht. Ich stand mit offenem Mund da und
wünschte ihm alles Glück und allen Erfolg dieser Welt.
Ich kaufte ein
Ciabatta. Und dann entdeckte ich hausgemachte Pesto. Die nahm ich auch. Und der
Mann hinter dem Tresen, der schon lange neben mir stand und erzählte und der
Inhaber ist, schenkte mir ein Vollkorn-Ciabatta. Alles schmeckt vorzüglich und
alles zu anständigen Preisen. Er wird Erfolg haben, er weiss, wie man’s richtig
macht!
Und jetzt sitze
ich da und höre Gipsy Kings zum Mittagessen. Statt zu arbeiten, schreibe ich
diesen Blogeintrag. Ich muss diese Emotionen rauslassen.
Musik fasziniert
mich schon immer. Ich bin schon im Kino gesessen, hörte Hintergrundmusik und
musste unbedingt wissen, was das war. Ich reiste wegen Reggae nach Jamaika. Ich
habe in San Salvador de Bahia Klänge gehört und lief ihnen nach, bis ich sie
vor mir hatte: Es war eine Capoeira-Schule, deren Schüler probten. In den Anden
Boliviens sog ich die Panflöten-Melodien in mich rein.
So geht es mir
immer wieder und immer stärker. Ich kann es nicht mehr kontrollieren. Die Musik
macht etwas mit mir.
Was ist das?
*Die Bäckerei ist
24 Stunden geöffnet!
klingt lecker! -- Viel Glück dem Inhaber!
AntwortenLöschenLiebe El Qamar, ich würde gerne in der Bäckerei einkaufen, aber Name des Geschäfts und Straße wären schön zu erfahren.
AntwortenLöschenNatürlich: Bready, beim British Resort in El Kawther, gegenüber von Abu Ashara :)
Löschenvorher war die tunesische Patisserie Carthage drin
Hallo, ich glaube,das hat etwas mit dem Charakter zu tun . Wenn man von bestimmten Erscheinungen stark berührt wird und vielleicht sensibel ist, dann hat man es schwer, diese Emotionen zu verbergen . Aber das ist ja eigentlich etwas schönes .
AntwortenLöschensensibel ja... danke
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