Montag, Mai 08, 2023

Ausflug nach Oberägypten - 2. Tag

Zweiter Tag: Abydos

Autofahren - nichts für Weicheier

Von Sohag nach Abydos soll die Fahrt ca. eineinhalb Stunden dauern. Ich brauche zweieinhalb. Das wirft meine Planung ziemlich über den Haufen, obwohl ich genauso fahre, wie mir Google Maps das vorgibt. Einmal weigere ich mich, in ein Dorf hineinzufahren, wo die Löcher in den Strassen tiefer sind, als mein Auto verkraftet. Selbst im ersten Gang fahren ist fast nicht möglich und wir humpeln wieder aus dem Dorf hinaus. Ich rede mir gut zu: „Du hast ja einen Jeep“, was nicht ganz stimmt, aber so, wie ich mit meinem Wagen umgehe, stimmt es dann wieder.

Als ich dann endlich vom Niltal Richtung Abydos abzweige, verzweifle ich fast. Obwohl täglich unzählige Busse Touristen von Luxor zum Tempel von Abydos fahren und auch wieder zurückbringen, ist die Strasse in einem Zustand, der jeder Beschreibung spottet. Minibusse, Traktoren, Esel, Lastwagen, Motorräder und diese unberechenbaren Tiktoks sind immer und überall. Sie überholen, wo es eigentlich gar nicht mehr möglich ist und dazwischen drängen sich alle anderen, die auch noch ein Stück von der Strasse für sich beanspruchen möchten. Die ist nur zu zwei Dritteln befahrbar und davon wiederum klafft alle 200m ein Loch. Dem weichen alle aus, also fahren alle in ihrem ganz persönlichen halsbrecherischen Tempo auf derselben Fahrspur. Übrigens: Fussgänger hat es auch noch. Ein Albtraum! Ich verteidige meine Bedürfnisse energisch, weil ich irgendwann mal ankommen statt nur abgedrängt oder überholt werden möchte.

Wundersamerweise erreiche ich heil den Tempel von Abydos und treffe den Führer, der gleichzeitig auch Heiler ist. Zum Mittagessen wäre ich 130km südlich bei einem Freund eingeladen. Planung ade, alles verschieben.

Tempel Seti I. (oder Sethos I.)

Doch endlich stehe ich im Tempel Setis des Ersten, den ich schon seit vielen Jahren besichtigen wollte. Langsam, aber mit grossen Schritten gehen wir auf die Säulen zu. Mein Führer A. weist mich auf viele Details hin, aber irgendwie kann ich das gar nicht richtig aufnehmen. D.h., die Namen helfen mir nicht viel, es ist mir auch nicht so wichtig zu wissen, wer mit wem und von wem. Doch wenn er mir die Zeremonien und die Bedeutungen erklärt, lausche ich aufmerksam. Da steckt überall viel Liebe und Fürsorge drin, das berührt mich. Ich konzentriere mich eher auf den Inhalt der Reliefs und die Wandmalereien: Die Szenen, die minutiöse Arbeit, die Farben. Ich habe keinerlei Ahnung von Ägyptologie, aber diese Kunst setzt mich immer wieder in Erstaunen. Es ist die absolute, unvergleichliche Schönheit und Ausdruckskraft dieser einst heiligen Stätten. A. weist mich noch auf das Bild mit dem „Hubschreiber“ hin, das bekannt wurde, weil es falsch interpretiert worden war.

Durch einen schmalen Gang steigen wir hinauf zum Ausgang. Im gleissenden Sonnenlicht breitet sich das Osirion aus. Leider darf man nicht mehr hinabsteigen, man kann nur noch von oben hinabgucken. Als ich die Felsquader sehe, die sorgfältig aufeinander liegen, rutscht mir heraus: Das habe ich schon im Urubamba-Tal in Peru gesehen.

Mein Begleiter sieht mich lächelnd an. Er erwidert, dass das Osirion viel älter sei, 25‘000 Jahre, und aus der Zeit von Atlantis stamme. Der Wasserkanal führe zu den Pyramiden. Damals seien die auserwähnten Orte die drei Orte mit „Sonne“ gewesen: Peru, Mexiko und Ägypten. Damals waren die Kontinentalplatten noch nicht auseinandergerissen und...

Lassen wir das mal einfach so stehen.

Jedenfalls hat A., der auch Sufi ist, uraltes Wissen und arbeitet auch als Heiler. Das war ein weiterer Grund, weshalb ich hierher gefahren bin.

Tempel Ramses II.

Und nur fünf Wochen später, ungeplant und überraschend, kam ich in Begleitung einer heilungssuchenden Person noch einmal her. Dadurch bot sich mir auch die Gelegenheit, noch den nebenan liegenden Tempel von Ramses II. zu besuchen. Seine Struktur ist schlechter erhalten, das Dach fehlt, viele Säulen und Wände sind eingefallen, bzw. wurden nicht wieder aufgebaut. Aber die Farben der Wandmalereien sind ein Traum! Hoffentlich werden diese Reste bald besser geschützt. Ich bezweifle es zwar, denn nebenan sind weitere Ausgrabungen im Gang. Auch Abydos sitzt auf Tempeln und Nekropolen, die man nicht einfach so ausgraben kann.

Im Laufe des Nachmittags verlasse ich Abydos. Die Polizei lässt mich für einmal in Ruhe, ruft mir nur zu: „Follow the tourist bus!“ Das mache ich, manchmal beinahe blind, manchmal halsbrecherisch. Aber ohne diese Hilfe hätte ich vermutlich die Abzweigung zur Westlichen Wüstenstrasse – die auch im Bau ist – wohl verpasst. Gut gegangen. Und beim zweiten Mal ein paar Wochen später wusste ich ja schon, was mich erwarten würde. Da bat ich die Polizei, mich alleine fahren zu lassen, ich sei ja auch alleine hergekommen. Nochmals: gut gegangen.

Ich fahre nach Qena, wo ich in einem genauso billigen, kleinen Hotel übernachte. Zu meiner riesigen Freude ist es aber picobello sauber. Ich schlafe gut und das Foul zum Frühstück schmeckt ebenso. Die Stadt macht mir einen gepflegten Eindruck, jedenfalls sauberer als vieles, was ich in diesem Land schon gesehen habe.


die gleiche Aufnahme mit Blitz
 (Tempel Seti I.)
und hier mit den Reliefs
(Tempel Seti I.)













(Tempel Seti I.)

alles, was es zum Leben "drüben" braucht (Tempel Seit I.)

welche Harmonie! (Tempel Seti I.)


Teilansicht des Osirion


üppige Gaben (Tempel Ramses II.)

(Tempel Ramses II.)

(Tempel Ramses II.)

(Tempel Ramses II.)

Man beachte die Details! (Tempel Ramses II.)

Edel! (Tempel Ramses II.)

Realität

Immer dem Bus nach, egal was kommt.

ganz normaler Strassenrand

hier gibt es bald eine gute Verbindungsstrasse














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