Mittwoch, November 23, 2011

Macht des Volkes

Grauenhafte Szenen spielen sich überall in Ägypten ab, die Polizeigewalt ist unglaublich. Trotzdem sind Plätze und Strassen zum Bersten voll.

Inzwischen hat der Oberste Armeerat einige Zugeständnisse gemacht. Das Vorgehen und die Bilder gleichen sich mit jenen von Januar und Februar: das Volk fordert, die Führung gibt häppchenweise nach, macht Versprechungen, lügt, geht aber nicht auf die zentrale Forderung ein. Gleichzeitig werden die Demonstranten weiterhin brutal mit Tränengas (und angeblich Nervengas) und Gummigeschossen durch die Strassen gehetzt und schwerstens verprügelt. Der einzige Unterschied gegenüber Januar/Februar scheint zu sein, dass die Gewalt seitens der Polizei diesmal viel grösser ist. Und: die Soldaten sind verschwunden! Feldmarschall Tantawi sagte, die Armee habe nie auf einen Zivilisten geschossen und komme seiner Hauptaufgabe nach, das ägyptische Volk zu schützen - lässt aber die Sicherheitspolizei weiter wüten.

Die Menschen sind zornig und wollen nur noch eines: Tantawi soll gehen. Sie werden nicht aufgeben, genauso wenig wie sie es im Februar taten. Die Macht des Volkes ist gross, auch Tantawi wird sich ihr noch beugen müssen.

Inzwischen haben politische Parteien und Gruppierungen sich auf ein Vorgehen nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Essam Sharaf geeinigt. Irgendwie muss es ja weiter gehen, muss das Land endlich zur Ruhe kommen.

Vorhin rief mich eine Freundin schluchzend an, jetzt würde auch in den Tahrirplatz Tränengas geschossen (nein, es kommt aus den Seitenstrassen, wo die Schlachten stattfinden und womöglich aus den U-Bahn-Zugängen). Sie wäre gerne auf dem Tahrirplatz – aber ihr Mann ist schon in Kairo, das Risiko wäre zu gross, denn sie haben Kinder.

Ich würde gerne schlafen gehen, kann aber nicht. Es muss noch etwas geschehen… Die Armee hat völlig versagt und ihre Anerkennung und Verehrung durch das Volk komplett verloren. Und diese Abschlachterei kann doch nicht noch weitere vier Tage weitergehen!


3 Kommentare:

  1. Es ist wirklich schrecklich, was in diesem Land geschieht und ich ziehe den Hut vor den mutigen Menschen, die sich gegen das Militärregieme wehren. Hoffentlich sind ihre Handlungen bald von Erfolg gekrönt und es kehrt das nomale Leben zurück - ein demokratisches Leben!

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  2. Wir machen uns Sorgen auch über die Lage in Hurghada.
    Finden da auch Schlägereien statt ?

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  3. Nein, Hurghada ist ruhig! Keine Sorge!

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