Jedes Mal, wenn ich an dem Neubau vorbei fahre, denke ich an
sie. Ob wohl wirklich alles ok ist, wie sie immer sagt? Die Fassade leuchtet
dezent gelb; ich sehe, dass erst ein oder zwei Klimaanlagen eingebaut sind –
noch wohnen wenige Leute da. Jetzt ist die Wellblechwand, die mit den
ägyptischen Farben bemalt war, teilweise entfernt. Es ist ein U-förmiger Bau,
offen gegen Süden, in der Mitte ein Loch für den Swimmingpool.
Sie hat mir erzählt, sie hätte einen Anwalt genommen, hätte
den grünen Vertrag (den Beweis für den rechtmässigen Grundbucheintrag) und
alles sei ok.
Gestern rief sie mich an, aufgelöst, durcheinander. Das
Gebäude ist illegal erstellt worden. Alle grünen Verträge sind deshalb ungültig.
Am Vorabend sei plötzlich eine ägyptische Familie vor ihrer Wohnungstüre
gestanden und wollte einziehen. Die Wohnungen werden zwei Mal verkauft.
Jetzt lässt sie Gitterstäbe vor Fenster und Türe einbauen.
Hat Besprechungen mit Anwälten. Das Mädchen ist junge 24 Jahre alt.
Ihr steht ein jahrelanger Kampf bevor. Die Gerichte arbeiten
zähflüssig, Anwälte sind unehrlich, Immobilienbetrüger sind auf freiem Fuss…
nicht alle (Gerichte, Anwälte und so) tummeln sich im Halbdunkeln, aber viele.
Wieso nur habe ich immer an sie gedacht, als ich an dem Bau
vorbei fuhr? Komisches Gefühl – wie so oft… Ich hoff, sie kriegt Recht.
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