Dass ich Weihnachten im Sinai verbringen würde, war nicht
geplant, aber wohl vorbestimmt. Die gebirgige Halbinsel hat mich schon immer
fasziniert, wegen den Bergen. Ich komme aus den Bergen und vermisse ihre Kraft,
ihre Erhabenheit und ihren Schutz. Doch: Südsinai ist weit von Hurghada und
ach, die Sicherheitslage, von der die Medien sprechen, die ja so unsicher ist! Vergessen
geht dabei, dass die Halbinsel 1,5 mal grösser ist als die Schweiz – nur nebenbei
erwähnt.
1‘000 km trennen Hurghada von Dahab und somit habe ich einen
Roadtrip hinter mir, wie ich ihn sonst nur in den USA und Argentinien erlebt
habe. Mein Auto habe ich in Sues stehen lassen und bin dann mit einem Freund
weiter gefahren.
Sues-Tunnel
Vor dem Sues-Tunnel stehen Schwertransporter, die von
Jordanien, Saudi Arabien, Irak und ich weiss nicht woher sonst noch kommen. Sie
warten darauf, durchleuchtet und geprüft zu werden, um dann endlich nach vielen
Stunden des Wartens durch den Tunnel gelassen zu werden, der Afrika von Asien
trennt. Danach setzen sie ihre Fahrt fort, manche quer durch Nordafrika bis
nach Marokko.
Vor dem Sues-Kanal stehen auch normale Personenwagen mit
Insassen, die einfach von A nach B wollen oder müssen. Auch für die PWs sind
die Kontrollen umfassend. Die Wartezeit beträgt ein Mehrfaches der Durchfahrt.
Das ist gut so.
Sinai
Drüben endlich, fällt mir Eines sofort auf: sauber, gepflegter,
weniger Abfall. Und das zieht sich quer durch den Sinai hindurch, wo immer ich
hinkomme: die Landschaft ist gepflegt, es werden Palmen und Olivenbäume,
Kräuter und Obstbäume angepflanzt, gepflegt, gehegt. Sinai ist nicht wirklich
Ägypten, Sinai ist anders. Sinai ist Land der Beduinen und sie kümmern sich um
ihr Erbe. Wo immer ich hinkomme, beobachte ich Respekt, Höflichkeit,
Freundlichkeit und Herzlichkeit. Definitiv anders als Hurghada.
Ich hatte das Glück, die „Nahl“ Strasse zu fahren, welche
Sues mit Taba verbindet und den Nord- vom Südsinai trennt. Die Armee und
internationale Truppen sichern die Strecke. Die Soldaten an den Checkpoints
informierten jeweils ihre Kollegen, dass wir unterwegs waren – ich hab mich gut
aufgehoben gefühlt. Am letzten Checkpoint in Taba haben die Soldaten dann ihre
Kollegen von unserer Ankunft informiert. Faszinierend ist die Landschaft:
Sanddünen, sanfte Erhebungen in der Ferne, da und dort ein paar Dornbüsche,
eine Akazie. Wind. Stille.
Die Halbinsel ist auch Wiege der drei grossen Religionen und
das ist spürbar. Jedenfalls hab ich es gespürt, besonders im Schutzgebiet von
St. Katherine.
Schutzgebiet St. Katherine
Der Südsinai ist gebirgig; offiziell wird der höchste Berg
mit 2‘658 m ü.M. angegeben – mein Begleiter meinte aber, sein GPS gebe 3‘000 m
an. Ich war fasziniert von den Farben der Felsen, vom Sand, von den Tälern, von
den Bergformen, von der Stille. Nur ein paar wenige Jeeps mit Touristen sind
uns begegnet, als wir nach St. Katherine fuhren.
Das berühmte griechisch-orthodoxe Kloster war geschlossen –
es war Freitag – aber von einem Felsenplateau aus habe ich es trotzdem wunderschön
betrachten können. Ausserhalb liegen Gärten mit Palmen und anderen
Nutzpflanzen. Innerhalb der Klostermauern steht erstaunlicherweise eine
Moschee. Der Legende nach, damit die Kloster-Bewohner nicht von den Muslimen angegriffen
würden. Heutzutage wird das Kloster noch immer von den Beduinen beschützt, die
einst von Mazedonien hergerufen worden waren. Die im Dorf lebenden Beduinen
holen sich im Kloster Rat und Hilfe: bei medizinischen Problemen, bei
Geldsorgen, wenn es an Essbarem fehlt.
Später bin ich ins Wadi El-Arba’eyn gewandert: in jenem Tal soll
Moses die 10 Gebote erhalten haben. Zuhinterst durfte ich bei der
Beduinen-Familie von Ramadan Tee trinken – mit Blick auf den Moses-Berg.
Das war am 25. Dezember – ganz spezielle Weihnachten waren
das für mich.
Kräutergelehrter
Wer die Chance hat, hierher zu kommen, sollte unbedingt zu
Ahmed Saleh gehen. Er hat von seinem Vater das Wissen von Heilpflanzen
übernommen und in Kairo sowie in Europa, vor allem in Deutschland und
Österreich, erweitert. Er erzählt mir, dass im Sinai 472 verschiedene Kräuter
wachsen, wovon 19 nur hier vorkommen und 42 vom Aussterben bedroht sind. Mit
anderen Beduinen unterhält er 64 Kräutergärten, die ihnen ein Auskommen
ermöglichen.
Seine Kräuter und Öle sind weit über Ägypten hinaus bekannt –
der Duft in seinem Laden ist betörend! Die am häufigsten nachgefragten Kräuter sind
abgepackt, andere liegen lose in grossen Glasgefässen. Ahmed ist noch keine
dreissig; doch er spricht ruhig und überlegt; ein junger Gelehrter.
Im Dorf gibt es mehrere Camps und Hostels, wo Bergsteiger,
Wallfahrer und Besucher übernachten können. Leider bleiben die momentan aus,
was so schade ist. Die Region strahlt einzigartige Ruhe und Frieden aus. Ich hoffe,
dass ich bald wieder in dieses wahrlich „heilige“ Gebiet zurückkommen kann.
unterwegs zwischen Sues und Taba |
Südsinai |
Südsinai |
Südsinai |
Zugang zum Schutzgebiet von St. Katherine |
im Dorf St. Katherine |
Klostergarten |
Kloster St. Katherine |
Begegnung im Wadi El Arba'eyn |
Wadi El Arba'eyn |
Wadi El Arba'yen |
Olivenbaum-Plantage nahe Ras Sidr am Roten Meer |
Dahab am Golf von Akaba / im Hintergrund die Berge von Saudi Arabien |
danke für deinen Bericht .. musste heute besonders an dich denken ,, hoffe es geht dir gut
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