Da liegt
einer…. Ich fahr näher ran, gucke auf die Ladefläche des motorisierten
Dreirades: ja, tatsächlich, da liegt ein Mann. Der hat den Kopf auf den Arm
aufgestützt, bleiches Gesicht, die Augen geschlossen. Keine weiche Decke, nicht
mal ein Karton schützt seinen knochigen Körper vom rauen Blech. Ausgestreckt
liegt er auf dem wackeligen Ding, ein Gips am Bein, blutverschmiert. Ein
vielleicht achtjähriger Junge sitzt neben dem Mann, ein nur wenig älterer Junge
steuert das Gefährt vorsichtig.
Ich fahr
vorbei, mit einem dicken Kloss im Hals und dem Gedanken: anhalten! Helfen!
Wollen die
das?
Zögernd
fahr ich weiter, beobachte die Drei im Rückspiegel. Die fahren so langsam, der
Mann muss Schmerzen haben. Sicher fahren sie ins Krankenhaus.
Ich fahr an
den Strassenrand, vielleicht kann ich helfen? Wenigstens anbieten kann ich es.
Die Kinder
gucken mich ratlos an, als ich ihnen bedeute anzuhalten. Welche Europäerin
macht das schon? Ich frage, wohin sie fahren? Ins Krankenhaus? Ja, sagen sie. Der
Mann dreht sich halb zu mir, erstaunt.
Dahinter
steht schon ein Taxi, riecht wohl, worum es hier geht. „Nehmt ein Taxi ins
Krankenhaus! Ich komme für die Kosten auf!“
Nein, nein,
danke. Ich kann nicht. Doch, da steht schon ein Taxi! Ich bezahle das! Nein,
nein, ich kann nicht. Ich kann nicht in ein Taxi einsteigen, meine Beine sind
kaputt.
Er zeigt auf seine schäbigen Hosen, die kaum Beine erkennen lassen, so
dünn sind sie.
Was kann ich tun? Wie kann ich helfen? Mir schiessen die Tränen
in die Augen.
Nein, nein, danke vielmal, aber es geht schon… Kinderaugen gucken
mich arglos und verständnislos an. Welch Elend! Ein Film spielt sich in meinem
Kopf ab, zusammen gesetzt aus all dem Wissen, all den Erfahrungen, all den
Erzählungen, die ich da über diese Seite der Welt gespeichert habe.
Der ältere
Junge lässt den Motor an, ich spreche einen der Situation angemessenen Spruch
aus und schau zu, wie das Gefährt davon knattert.
Die Tränen
rinnen mir runter. Manchmal wünschte ich, ich könnte das Elend dieser Welt
aufhalten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Danke für Ihren Kommentar. Ich freue mich über jede aktive Teilnahme an meinem Blog. Meinungsfreiheit gilt auch hier. Ich behalte mir jedoch vor, freche und beleidigende Kommentare zu löschen.