Dienstag, Oktober 18, 2016

Probleme lösen oder arbeiten (oder warum ein Drittweltland ein Drittweltand ist)

Nach meinem kurzen Aufenthalt im anfänglich sommerlich warmen und dann winterlich eisig kalten Europa geniesse ich die Wärme, die Sonne und alles, was damit zusammenhängt. Das ist aber nicht einfach ein Gratis-Paket: der Preis dafür ist hoch!

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Momentan kümmere ich mich nämlich fast nur um Probleme: ich renne zum Anwalt, zur Versicherung, zum Passbüro, versuche seit mehreren Monaten ein Ersatzteil für meinen in Ägypten hergestellten Staubsauger zu erhalten, telefoniere, schreibe, frage und rede… und dazwischen arbeite ich ein bisschen.

Als ich heute dem „Papa meiner Mädchen“ auf seine Frage, wie es mir gehe, antwortete „ich kümmere mich um meine Probleme“, meinte er schlicht: „Das ist das, was wir täglich machen: wir sind 75% unserer Zeit damit beschäftigt, Probleme zu lösen; und 25% unserer Zeit arbeiten wir.“

Als ich das heute Abend einem hiesigen Freund erklärte, bestätigte er das.

Als Betriebswirtin graust mir bei der Vorstellung, wie viel Ressourcen da verschwendet werden, welchen enormen wirtschaftlichen Schaden das Land dadurch erleidet, wie viel Energie, Kreativität und Zeit sinnlos in Bürokratie, Desinteresse, Dummheit, Korruption, mangelnder Sorgfalt, Schlendrian, überlegen und kontaktieren des „Beziehungsnetzes“ (wer könnte mir helfen????) verloren gehen… grrrrrrrr…

Allein die Vorstellung, dass momentan Millionen von Menschen auf der Suche nach günstigem Zucker sind, weil ein paar korrupte Geier Zucker horten.

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Von Haus aus liegt mir das Kämpfen – doch manchmal, einfach manchmal, bin ich es leid, bin ich einfach müde ob all der Sinnlosigkeit, welche das schlichte Dasein auf dieser Seite der Welt mit sich bringen kann. Wenn es ein Ende gäbe – aber das gibt es einfach nicht. Das ist in diesem System nicht vorgesehen.

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Morgen früh scheint die Sonne wieder von einem makellos blauen Himmel. Ich werde aufstehen, runter zum Pool gehen und schwimmen… bis sich der Albtraum aufgelöst haben wird. Nach dem Frühstück kümmere ich mich dann wieder mit neuer Energie …

… um meine Probleme und ein bisschen um meine Arbeit.


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