„Zabadda!“,
„Zabadda!“, dringt eine jugendliche Stimme von draussen herein. Was das wohl
ist? Weder der Karton- noch der Altmetallsammler. Letzterer singt fast. Der
hier ruft immer nur dasselbe Wort: „Zabadda!“, „Zabadda!“.
Ich geh auf
den Balkon hinaus, um nachzusehen, was das wohl sein mag. Ein Teenager in
olivgrünem Kaftan geht mit schwerem, aber sicheren Schritt über die holprige
Sandstrasse. Links und rechts trägt er je eine aus Palmwedeln geflochtene
Tasche. Sie scheinen schwer zu sein.
Er stellt
die Taschen ab. Sieht sich um. Reibt sich die Hände. Niemand da. Er greift
wieder nach den Taschen und geht weiter. Sein Kaftan ist schmutzig. Das Gesicht
ist jung. Hübsch. Grosse Schritte macht er.
Ein Mann
mit Telefon am Ohr kommt von der anderen Richtung gegangen. Er sieht den
Jüngling gar nicht, obwohl der seine schweren Taschen neben ihm abstellt. „Ya
Pasha!“ spricht er ihn höflich an. Der reagiert noch immer nicht. „Ya Pasha!“,
etwas lauter. Der rundliche Mann nimmt sein Telefon vom Ohr und widmet seine
Aufmerksamkeit kurz dem Jüngling. Nein, er wolle nichts. Er klebt sein Telefon
wieder ans Ohr und geht weiter.
Der Junge
steht wieder unschlüssig da. „Zabadda!“, „Zabadda!“, ruft er wieder. Da
entdeckt er mich auf dem Balkon. „Was verkaufst du denn da?“, frage ich ihn.
Er packt
seine Taschen und stellt sie unter dem Balkon ab, nimmt das zum Kühlen darüber
gelegte Grünzeug weg und zeigt mir Fische. Frische Fische. Riesige Dinger.
Es gibt mir
einen Stich im Herzen. Nicht wegen dem Fisch. Wegen dem Jungen, der da offenbar
hartnäckig versucht, frischen Fisch in den Wohngebieten zu verkaufen, um damit zum
Überleben seiner Familie beizutragen.
Der Junge
streichelt die Fische fast zärtlich. Es tut mir leid. Ich hab grad gegessen….
Enttäuscht
zieht er von dannen. Marschiert weiter, lässt sich seine Müdigkeit nicht
ansehen. Entschlossen ruft er wieder „Zabadda!“, „Zabadda!“. Ich sehe ihm nach.
Wer wird ihm wohl den Fisch abkaufen? Es ist schon nach fünfzehn Uhr.
Zielstrebig
geht er auf ein Taxi zu, aus dem grad eine Frau klettert. Höflich wartet er,
bis sie im Haus verschwunden ist und bearbeitet dann den Taxifahrer… Der will
auch nicht.
Dass ich
den Fisch kaufen und im Kühlschrank aufbewahren könnte, ist mir nicht
eingefallen. Nächstes Mal, wenn ich wieder „Zabadda!, „Zabadda!“ höre, nehm ich
ihn und tu eine gute Tat. Und fein soll er auch sein, habe ich mir sagen lassen.
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