Teilnahme
am Triathlon in Sahl Hasheesh
Der Wecker
klingelt um halb fünf. Müde stehe ich auf und trinke, während ich mich anziehe,
rasch einen Kaffee. Meine Sachen habe ich schon gestern Abend gepackt.
Draussen
ist es noch still und dunkel. Als ich ankomme, skizziert die Dämmerung einen
feinen Schimmer am Horizont. Eine friedliche Stimmung liegt über dem Gelände.
Ich wechsle
meine Schuhe, packe meinen vollgestopften Rucksack, setze mein Rennrad zusammen
und spaziere in die Wechselzone. Zeit, um den Sonnenaufgang zu betrachten,
nehme ich mir noch. Fantastisch, immer wieder.
Meine
Kollegen und fremde Athleten sind schon da. In einer halben Stunde soll es
losgehen.
Eineinhalb
Kilometer schwimmen, so schnell wie möglich. Mein Kollege kommt klatschnass aus
dem Meer, rennt ausser Atem in die Wechselzone und stoppt bei mir. 15.
Position. Ich reisse ihm den Sender ab, befestige ihn an meinem linken Bein und
schwinge mich motiviert auf den Sattel.
40 km.
Rückenwind. Mein Puls steigt. Ich radle energisch. 35 km. Es geht aufwärts, der
Wind bläst kräftig. 30 km. Wendepunkt. Erleichtert trete ich fest in die
Pedale, ducke mich tief über den Lenker. Es geht abwärts, ich bin schnell.
Andere sind schneller. Oder langsamer. 25 km. Der Wind nimmt zu, ich kämpfe
dagegen, mein Blick pendelt zwischen Pulsanzeige und der Rennstrecke. Ich darf
nicht darüber, sonst breche ich in der zweiten Runde ein. Also erholen. Nein,
ich will zeigen, was ich in mir drin habe, will zeigen, dass ich kämpfen kann,
will die anderen nicht im Stich lassen. Also geht mein Puls weiter hoch.
20km.
Wendepunkt. Erneut trete ich kräftig in die Pedale, überhole einen Mann. Vielleicht
macht er den ganzen Triathlon alleine. Ich mach ihn im Team. Ich überhole noch
mehr Athleten, auch Frauen. Ich werde überholt, einer mit einem super teuren
Triathlon-Velo.
Es macht Spass. Ich kämpfe. Das hat mir gefehlt. 15km. Der
letzte Aufstieg. Ich geh aus dem Sattel, das macht kaum jemand, aber ich krieg
dann mehr aus mir raus. Im Sitzen habe ich nicht mehr so viel Energie. Der
Seitenwind wirft mich fast um. Ich überhole noch weitere Radler. Cool, das
spornt an. 10km. Wendepunkt. Es geht abwärts, ich überhole leichtere Athleten -
die schwereren brausen an mir vorbei. 5km, ich spüre meine Muskeln. Der Wind
hat noch mehr zugelegt. In einer Kurve behindert mich eine Athletin, die halb
so dünn ist wie ich. Knapp entkomme ich einem Zusammenstoss, der bös enden
hätte können. Ich bin sauer. Die fährt immer links, hält sich nicht an die
Regeln. Sie überholt mich. Ich überhole sie wieder, immer da, wo Gebäude vor
dem Wind schützen. Sie überholt mich wieder, immer da, wo wir voll dem Wind
ausgesetzt sind. Sie ist eben die Hälfte von meiner Masse. 200m vor dem Ziel
sind wir gleichauf, ich überhole sie ein letztes Mal. Renne in die Wechselzone,
wo mein Kollege den Sender von meinem Bein reisst, ihn an seinem linken Bein festmacht
und sich auf die 10 km Laufstrecke macht.
Ich habe eine Position gut gemacht. Grossartig.
Ich habe eine Position gut gemacht. Grossartig.
Wie hat mir
das gefehlt! Die Stimmung ist fantastisch, Zuschauer spornen die Athleten an.
Athleten feuern sich gegenseitig an. Es sind viele Teams hier, die sich kennen.
Alle aus Kairo. Ich kenne diese Atmosphäre von früher… sie ruft viele
Erinnerungen wach. Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal in Ägypten erleben
würde, völlig ungeplant und unvorbereitet. Der Anlass ist perfekt organisiert,
er ähnelt jenen, die ich in Europa besucht habe. Anders ist nur die Sprache,
statt dem Hopp! oder go go! ruft es yalla! oder a3sch! Und statt Kuhglocken und
den grauenhaften Trompeten trommelt einer fröhlich auf der Tabla. Und natürlich
ist die Umgebung anders: wir sind an einem der schönsten Strände Hurghadas, es
ist warm, hier stehen Palmen.
*****
Die
Triathlonszene in Ägypten ist noch jung. Die Organisation The Trifactory hat
den Anlass in Sahl Hasheesh zum dritten Mal durchgeführt. Eine weitere
treibende Kraft in diesem Sport ist Profi-Triathlet Omar Nour. Teilgenommen
haben auch mehrere ägyptische Ironman und Ironwoman sowie der Deutsche Ironman
Weltmeister Sebastian Kienle.
Ich habe
auch viele erstmalige Teilnehmer gesehen, manche übergewichtig, wenig
trainiert, aber total motiviert. In einem Land, wo die Mehrheit der Bevölkerung
übergewichtig ist, wo gesunde Ernährung und Sport beinahe Fremdwörter sind, ist
das eine eindrückliche Leistung. Und: die Frauen trugen knappe Tri-Anzüge wie
überall auf der Welt, ich habe nur eine Teilnehmerin erspäht, die von Kopf bis
Fuss verhüllt war. Das hat sie aber nicht an der Teilnahme gehindert!
Die Profis vor dem Start |
Links Omar Nour, in der Mitte die beiden Gründer von The Trifactory |
Stimmungsmacher mit der Tabla |
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