Heute wurde
es endlich eröffnet: das Russische Konsulat. Die Russen fliegen zwar noch immer
nicht nach Hurghada – seit dem Flugzeugabsturz über dem Sinai Ende Oktober 2015
– aber wenigstens haben sie jetzt eine diplomatische Vertretung hier.
Ich war
grad im Stadtzentrum, als fünf Motorräder mit jeweils zwei schwarz gekleideten
Polizisten langsam durch die Sheraton Strasse fuhren. Dahinter folgte ein
geschlossener Pickup, danach ein Panzerwagen, auf dem einer – auch völlig in
schwarz gekleidet – mit dem Maschinengewehr thronte. Das sah gefährlich aus
oder wenigstens beeindruckend.
In all den
Jahren habe ich mich aber an den komischen – für unseren Geschmack reichlich
übertriebenen – Auftritt gewöhnt. Wenn der Gouverneur vom Roten Meer durch die
Stadt fährt, dann nur in gepanzerter Limousine und in Polizeibegleitung, mit
Sirenen, Maschinengewehren und allem Tamtam. Heute aber sah es noch
eindrücklicher aus, als sonst. Komisch war nur, dass dahinter niemand folgte.
Neben mir wurde spekuliert: wegen dem nahenden 25. Januar? Nein, zu weit weg.
Das russische Konsulat? Ok – was tun die dann hier in der Sheraton Street?
Gleichzeitig brausten weitere schwerstbewachte und –bewaffnete Polizeifahrzeuge
mit Sirenengeheul durch die Strasse.
Das
Spektakel wiederholte sich drei oder viermal… Vielleicht wussten sie nicht, wo
das neue Konsulat hingekommen ist? Die Jungs auf den Motorrädern schauten etwas
verloren drein; blutjunge Kerle. Kanonenfutter. Wenn eine Bombe hochgeht,
fliegen die ungeschützt mit.
Eine dreiviertel
Stunde später war ich daheim – da kamen die Jungs grad über unsere Sandpisten
gefahren. Nein, die Strassen hier sind noch nicht geteert. Aber dank dem neuen
Nachbarn werden unsere Zufahrtsstrassen wenigstens planiert – täglich mehrmals,
seit mehreren Tagen. Asphalt soll dann später kommen. Also gehört die mühsame
Holperei über Löcher und Gräben vorerst mal der Vergangenheit an. Sogar einen
Kreisel mit einer Strassenlampe und ein Trottoir vom Konsulat zu uns her, mit
ganz vielen Strassenlampen wurde innert wenigen Tagen auf den Sand gezaubert.
Angeblich zahlen die Russen das.
*****
Als ich
erfuhr, dass das Konsulat nur zweihundert Meter von meinem Wohnort einziehen
werde, staunte ich. Anfangs durfte unsereiner dort noch vorbeifahren – deshalb konnte
ich die Arbeiter dort fragen, was das denn werde. Zu Fuss geht es immer noch. Jetzt
stehen da rund um die Uhr schwerbewaffnete Polizisten, vor dem Gebäude, an
jeder Ecke, daneben und vor dem Nachbargebäude sitzen in der Kälte zwei Typen mit
Ohrenstöpseln auf Plastikstühlen und bewachen das Konsulat oder die Polizisten
oder ich weiss nicht was. Anfangs dachte ich, man könnte nun meinen, dass das
Quartier nun super geschützt und sicher ist. So wie Zamalek in Kairo, wo es nur
so von Konsulaten und Polizisten und Wachmännern wimmelt.
Jetzt
dürfen wir nicht mehr vorbeifahren. Einerseits blöd, denn es war die am einfachsten
zu erklärende Zufahrt. Andererseits ist es mir auch recht. Ich hab mir nämlich
überlegt, dass so ein Konsulat Gefahr statt Sicherheit bringt. Die Typen, die
da rund um die Uhr an jedem Eck und davor und dahinter und danebenstehen, sind
trotz ihren Helmen, Schildern und Waffen ein einfaches Ziel. Und eine
Provokation für Idioten. Eine Bombe, wie wir es in den vergangenen Monaten an
zahlreichen Orten auch in Europa gesehen haben, hätte verheerende Folgen. Bis
zu mir.
Auch wenn
ich keine Angst habe und das auch nicht befürchte. Das sind einfach so
Gedankenfetzen.
*****
(Und wenn
ein Teil meiner Schreibe etwas ironisch oder sarkastisch klingt, dann ist das
völlig beabsichtigt.)
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