Mittwoch, April 18, 2018

Innehalten und Sein


Die Mamis haben sich neben dem Pool niedergelassen und tratschen seit Stunden; ihr Nachwuchs vergnügt sich mit den Liegepolstern, die sie zu einer Spielburg zusammen gestellt haben. Emsig hüpfen die Kinder hin und her, lassen sich von den Mamis verhätscheln und tauchen dann wieder in ihre Fantasiewelt ein.

Jessy, der Hund der Wohnanlage, der die ganze Nacht bellt und tagsüber normalerweise im Schatten döst, wühlt aufgeregt im Blumenbeet. Ob er darin einen Knochen vermutet?

Bernd vom Bodensee sitzt wie jeden Tag um diese Zeit vor einem Glas Bier und nuggelt genüsslich an der Wasserpfeife.

Momo und Olbi diskutieren angeregt unter dem Vordach bei der Trattoria, wie fast jeden Tag.

Eine schwarz gekleidete Frau, Besuch von Angestellten aus Oberägypten, sitzt bewegungslos auf einem Reissack unter dem Baldachin. Seit Stunden. Sie scheint etwas verloren. Das kleine Mädchen langweilt sich, getraut sich nicht herumzuhüpfen wie die anderen Kinder. Grenzen im Kopf.

Ich habe ein Badetuch auf den unbequemen Stuhl gelegt, meine Beine hängen halb über den Tisch. Ich zeichne. Das ist neu und aufregend. Ich versinke in Betrachtungen und dem Versuch, das Gesehene mit einem Stift auf Papier zu bringen. Zwischendurch lasse ich los und nehme meine Umgebung wahr. Wäre nicht das Stimmengewirr der Mamis und der Kinder – ich würde mich in einem Stilleben wähnen. Jedenfalls fern des Alltags.

Im Radiosender Centoduecinque läuft ein romantisches Lied. Lächelnd nehme ich meinen Stift wieder in die Hand und versinke in meiner Zeichnung.


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