Sein Lachen
entblösst eine Reihe tadelloser Zähne, die noch nicht vom Teekonsum verfärbt
sind. Er sieht gut aus, der junge Mann. Intelligent ist er auch. Abdo wirkt wie
die junge Nachwuchsvariante des erfolgreichen Managers, der auch zu mir kommt
und schon recht gut Deutsch spricht.
Abdo hat
Ägyptologie studiert und arbeitet als Rezeptionist. Zuerst war er in einem
dieser Durchschnittshotel in der Sheratonstrasse angestellt. Dort war er schon
Supervisor. Eines Morgens erzählte er mir begeistert und voller stolz, dass er
nun in einem Tophotel in einem Resort 25 km von Hurghada arbeitet.
Die
Begeisterung hielt nicht lange an. Im Unterricht verknüpfen wir Grammatik und
Wortschatz mit seiner Welt. Es ist eine Welt, die der Tourist meist nicht sehen
kann. Soll er auch nicht, schliesslich hat er für den Traum einer heilen Welt im
piekfeinen Hotel an der weiten Bucht viel bezahlt. Dafür hat er hart gearbeitet
und ist von weither gekommen.
Oft kommt
der Rezeptionist völlig übermüdet von der Nachtschicht zu mir oder geht nach
einer kurzen Nacht zur Arbeit. Die Schichten dauern 12 bis 16 Stunden täglich.
Er darf eine Pause von 30 Minuten machen, doch dafür hat er oft keine Zeit: zu viel
Arbeit, zu viel Stress. Und dabei immer freundlich sein, aufmerksam und
konzentriert. Nicht die Fassung verlieren, auch wenn sie der Gast längst
verloren oder gar nie mitgebracht hat. Der Transfer vom Hotel zur Unterkunft in
der Stadt dauert jedesmal eine Stunde. Nein, die Unterkunft befindet sich nicht
in der Nähe des Hotels. Viel Zeit zum Schlafen bleibt nicht. Darauf verzichtet
er manchmal zugunsten von Fussball. Fussball oder schlafen.
Während wir
Tagesabläufe üben, erzählt er mir, was er am liebsten zum Frühstück isst:
Croissant. Dazu trinkt er Kaffee. Aber nicht im Hotel. Dort gibt es für die
Angestellten nur das typische ägyptische Frühstück mit Foul (gekochte Bohnen),
Käse und Brot. Kein Croissant, keine Früchte und auch sonst keine Abwechslung. Als
ich das höre, verschlucke ich mich beinahe. Foul im Fünfsternehotel? Ja, so ist
das.
Der
Leitsatz „Unsere Mitarbeiter sind unser Kapital“ gilt hier, auf dieser Seite
der Welt, nicht. Hier gilt „Wenn es dir nicht passt, kannst du ja gehen“ –
Tausend andere warten begierig darauf, den einen Job zu ergattern.
Abdo wird
seinen Weg gehen: er ist zäh, anpassungsfähig, zielorientiert und kann sich
trotz Müdigkeit gut konzentrieren. Das braucht es hier, um weiterzukommen.
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