Plötzlich ist Plastikabfall in aller Munde bzw. in allen Medien.
Folgenden Text habe ich schon 2010 geschrieben:
Ganz kurz nur hat sie ihren Dienst getan: Sie wurde
fabriziert, um Chips, Cola oder Eiscreme zu halten. Sie ist nicht besonders kräftig,
aber doch genügend fest, um ein paar Kleinigkeiten zu tragen, damit diese nicht
auf die Strasse purzeln. Nun wurde die kleine weisse Plastiktüte zusammen
geknüllt und achtlos auf die Strasse geworfen. Dort krümmt sie sich, sucht Halt
an einem Stein, einem Zaun.
Ein Müllmann nimmt sie auf und wirft sie in seinen Kübel.
Dort liegt sie auf Plastikflaschen, Zigarettenkippen und Blechbüchsen. Weitere
Plastiktüten gesellen sich zu ihr, Glasflaschen und Pizzaschachteln erdrücken sie.
Nach einigen Tagen wird der Kübel ausgeleert, in einen grossen Metallcontainer.
Fast könnte die Plastiktüte mit dem Wind entwischen – doch schon wird sie von
anderem Unrat festgehalten.
Mit einem heftigen Ruck wird der Container gekippt. Plötzlich
fühlt sich die kleine weisse Plastiktüte befreit: Ein Windstoss erfasst sie,
hebt sie hoch, lässt sie durch die Luft wirbeln! Diese unerwartete Freiheit
irritiert sie… wo soll sie denn hin? Ziellos tanzt sie in die Höhe, lässt sich
herabfallen, treibt knapp über der Strasse dahin, weicht einem Busch aus und
gewinnt wieder an Höhe. Am liebsten würde sie vor Freude jauchzen, so herrlich
ist es, sich mit dem Wind treiben zu lassen.
Doch abrupt wird ihr stilles Juchzen abgewürgt. Die Plastiktüte
hat sich in den Ästen eines hohen Baumes verfangen, der Wind zieht ihre
Schlaufen in unterschiedliche Richtungen. Die Tüte droht zu zerreissen, wehrt
sich, flattert, zittert noch eine Weile, doch der Wind ist stärker.
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