Alle zwei
oder drei Jahre finde ich einen Grund, um nach Luxor zu fahren. Meine erste
Fahrt erlebte ich in einem Touristenbus: Gebirge und die langgezogene Hochebene
dort oben in der Wüste prägten sich mir tief ein.
Spätere
Fahrten waren unmöglich lang, unbequem und unsicher: mit dem Minibus oder dem
Bus. Einmal mit offenen Fenstern in der Hitze, einmal frierend in der
Klimaanlage, zweimal übermüdet in einem
PW mit Chauffeur von Assuan kommend und immer mit Verspätung. Oh ja, und einmal
mit einem Minibus im Schneckentempo, weil der Fahrer meinte, es gäbe in
Hurghada kein Benzin zu kaufen. Das war während der Zeit der Moslembrüder, als
Treibstoff in die Wüste gekippt wurde, um Knappheit zu schaffen.
Ich
erinnere mich, wie über die Hochebene nur im Schritt gefahren werden konnte,
weil die Strasse eine Schotterpiste war. Das erlebte ich zwei Mal, das muss wohl 2011
und 2012 gewesen sein. Damals dachte ich, die Strasse würde wohl nie fertig gestellt werden. Einmal tobte auch noch ein wilder Sandsturm, der die
Sicht auf 10 Meter begrenzte.
Jetzt ist
sie fertig und ich staunte: Ab Safaga führt eine tadellose, doppelspurige,
richtungsgetrennte Fahrbahn bis Qena. Völlig entzückt genoss ich Autofahren mit
Qualität, zumal kaum Verkehr herrschte. Herrlich! Keine waghalsigen
Überholmanöver mehr vor Kurven oder Felsen oder bei Gegenverkehr.
Wunderbar!!
Mein
Entzücken wurde jäh unterbrochen, als mir ein Ambulanzfahrzeug vorsichtig entgegen
kam. Auf meiner Fahrtrichtung, genau! „Goht’s no?“ dachte ich verwirrt. Mein
vergnügtes Lächeln erstarrte null Komma plötzlich, als nach der Kurve ein
Sattelschlepper mit Stahlstreben und zwei knallgelbe Ambulanzfahrzeuge am Strassenrand auftauchten.
Links im Strassengraben lag ein verbeulter, weisser
PW auf dem Dach. „How come?“. Mir schossen Tränen in die Augen: Wie kann man
hier einen Unfall bauen? Breite Strasse, kaum Verkehr, kein Gegenverkehr... Im
Schock suchte mein Gehirn nach Erklärungen... in der Endlosschlaufe blieben sie
hängen. Noch während ich überlegte, kam mir auch noch eine Polizeistreife
entgegen.Typisch, mit Verspätung. Ich verstand: Der Ambulanzposten liegt weiter
oben, die Gegenfahrbahn liegt hinter ein paar Bergen. Was läuft da falsch?
Meine
Freude ist dahin, meine Gedanken kreisen um den Unfall... eine halbe Stunde
früher... der Fahrer des weissen PWs wird wohl den Lastwagen in der Kurve
überrascht haben, zu schnell, hat die Kurve nicht mehr gekriegt und ist an die
Felswand geprallt...
In dem Land
können die Strassen noch so gut sein. So lange die Fahrer mit Bleifuss, hirnlos
und mit Handy am Ohr unterwegs sind oder sogar während des Fahrens Nachrichten schreiben,
wird es nie genügend Ambulanzen am rechten Ort geben.
15 km vor
Qena zweigt eine Wüstenautobahn nach Luxor ab. Jedesmal bibbere ich ein wenig,
wenn ich da abbiege. Zwei Mal haben mir die Polizisten die Fahrt verweigert
und ich musste einen langen, mühevollen Umweg dem Nil entlang und durch Dörfer
nehmen. Das scheint jetzt auch vorbei zu sein. Auf den 90 km gibt es nicht mehr
nur Checkpoints sondern auch moderne Ambulanzposten.
Gut so. Wenigstens
eine Verbesserung der Infrastruktur
in Oberägypten.
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