Samstag, Juni 23, 2018

Unterwegs nach Luxor


Alle zwei oder drei Jahre finde ich einen Grund, um nach Luxor zu fahren. Meine erste Fahrt erlebte ich in einem Touristenbus: Gebirge und die langgezogene Hochebene dort oben in der Wüste prägten sich mir tief ein.

Spätere Fahrten waren unmöglich lang, unbequem und unsicher: mit dem Minibus oder dem Bus. Einmal mit offenen Fenstern in der Hitze, einmal frierend in der Klimaanlage, zweimal  übermüdet in einem PW mit Chauffeur von Assuan kommend und immer mit Verspätung. Oh ja, und einmal mit einem Minibus im Schneckentempo, weil der Fahrer meinte, es gäbe in Hurghada kein Benzin zu kaufen. Das war während der Zeit der Moslembrüder, als Treibstoff in die Wüste gekippt wurde, um Knappheit zu schaffen.


Ich erinnere mich, wie über die Hochebene nur im Schritt gefahren werden konnte, weil die Strasse eine Schotterpiste war. Das erlebte ich zwei Mal, das muss wohl 2011 und 2012 gewesen sein. Damals dachte ich, die Strasse würde wohl nie fertig gestellt werden. Einmal tobte auch noch ein wilder Sandsturm, der die Sicht auf 10 Meter begrenzte. 

Jetzt ist sie fertig und ich staunte: Ab Safaga führt eine tadellose, doppelspurige, richtungsgetrennte Fahrbahn bis Qena. Völlig entzückt genoss ich Autofahren mit Qualität, zumal kaum Verkehr herrschte. Herrlich! Keine waghalsigen Überholmanöver mehr vor Kurven oder Felsen oder bei Gegenverkehr. Wunderbar!!

Mein Entzücken wurde jäh unterbrochen, als mir ein Ambulanzfahrzeug vorsichtig entgegen kam. Auf meiner Fahrtrichtung, genau! „Goht’s no?“ dachte ich verwirrt. Mein vergnügtes Lächeln erstarrte null Komma plötzlich, als nach der Kurve ein Sattelschlepper mit Stahlstreben und zwei knallgelbe Ambulanzfahrzeuge am Strassenrand auftauchten. 

Links im Strassengraben lag ein verbeulter, weisser PW auf dem Dach. „How come?“. Mir schossen Tränen in die Augen: Wie kann man hier einen Unfall bauen? Breite Strasse, kaum Verkehr, kein Gegenverkehr... Im Schock suchte mein Gehirn nach Erklärungen... in der Endlosschlaufe blieben sie hängen. Noch während ich überlegte, kam mir auch noch eine Polizeistreife entgegen.Typisch, mit Verspätung. Ich verstand: Der Ambulanzposten liegt weiter oben, die Gegenfahrbahn liegt hinter ein paar Bergen. Was läuft da falsch?

Meine Freude ist dahin, meine Gedanken kreisen um den Unfall... eine halbe Stunde früher... der Fahrer des weissen PWs wird wohl den Lastwagen in der Kurve überrascht haben, zu schnell, hat die Kurve nicht mehr gekriegt und ist an die Felswand geprallt...

In dem Land können die Strassen noch so gut sein. So lange die Fahrer mit Bleifuss, hirnlos und mit Handy am Ohr unterwegs sind oder sogar während des Fahrens Nachrichten schreiben, wird es nie genügend Ambulanzen am rechten Ort geben.

15 km vor Qena zweigt eine Wüstenautobahn nach Luxor ab. Jedesmal bibbere ich ein wenig, wenn ich da abbiege. Zwei Mal haben mir die Polizisten die Fahrt verweigert und ich musste einen langen, mühevollen Umweg dem Nil entlang und durch Dörfer nehmen. Das scheint jetzt auch vorbei zu sein. Auf den 90 km gibt es nicht mehr nur Checkpoints sondern auch moderne Ambulanzposten.

Gut so. Wenigstens eine Verbesserung der Infrastruktur in Oberägypten.

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