Grad wieder
wurde ich von einer jungen Frau angeschrieben, ob ich ihrem ägyptischen Mann
Deutsch beibringen könne.
Die Dame
meinte, er sei sehr sprachtalentiert.
Nachdem ich
meine üblichen Informationen zu Methode, Preisen, Zeiten und Bedingungen
mitgeteilt habe, vereinbaren wir, dass der Mann sich melden soll.
Das tut er
nach ein paar Tagen telefonisch. Sein Englisch verstehe ich kaum und so
wechseln wir ins Arabische. Scheinbar ist mein Arabisch besser als sein
Englisch, obwohl meine Kenntnisse mangels regelmässigen Gebrauchs dürftig sind.
Aber wir verstehen uns.
Der Haken
ist: Der Mann kann weder lesen noch schreiben, auch nicht in seiner
Muttersprache. Analphabet also. Er arbeitet im Bazar. Ja, die sind alle
sprachtalentiert, die können in 10 verschiedenen Sprachen gefühlte 10 Sätze
sagen. Und charmant lächeln und blendend aussehen. Damit hat es sich aber.
Der
offizielle Anteil an Analphabten in Ägyten liebt bei Männern je nach Quelle
zwischen 17% bis 25%, bei Frauen um die 40%. Anders herum gesagt: jeder FÜNFTE
Mann und jede DRITTE Frau kann weder lesen noch schreiben. Dazu kommen noch
diejenigen, die nur die Zahlen und ihren Namen schreiben und lesen können.
Die Anfrage
der Dame hiess deshalb: ob ich ihm denn auch Lesen und Schreiben beibringen
könne? Theoretisch ja, aber...
Ich habe es
schon einmal mit zwei knapp 30-jährigen Männern versucht: Sie haben nach einem
Monat aufgegeben – zu schwierig, zu mühsam, zu wenig motiviert. Das war auf
Englisch, denn sie konnten etwas Englisch sprechen. Besser wäre, sie würden
ihre eigene Sprache zuerst lesen und schreiben lernen.
Mich
beschäftigt die Frage: Was will eine junge Deutsche mit einem Ägypter, der
keinerlei Schulbildung hat? Wie soll der in Deutschland klarkommen? Wie stellen
sich diese jungen Frauen die Zukunft vor? Soll ihr Partner Strassen wischen
oder Küchen und Toiletten putzen? Selbst jene Menschen, die aus einem
Drittweltland stammen, doch leidlich gut Deutsch sprechen, stehen vor grossen
Schwierigkeiten im Alltag der sogenannten „Ersten Welt“. Natürlich kann einer,
wenn er clever ist, Bildung nachholen. Aber das braucht Zeit.
Ich kann
das nicht nachvollziehen und mir ist wind und weh, wenn ich an die Mädels denke. Je mehr ich über Land und Leute weiss, umso mehr graut mir. Doch einmischen geht nicht. Liebe Mädels, lacht euch doch wenigstens einen an, der
studiert hat! Es gibt dann noch genügend andere Verschiedenheiten zu
überbrücken.
Aber im letzten
Fall könnte sich die ganze Geschichte auch wieder in Luft auflösen. Der junge
Mann hätte sich nach den Feiertagen wegen einem Termin melden sollen. Hat er
nicht - was ich auch nicht erwartet habe...
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