Nach Jahren des
Niedergangs (in jeder Hinsicht) scheint sich Ägypten doch etwas vorwärts und
aufwärts zu bewegen. Damit meine ich jetzt nicht die Milliarden verschlingenden
Grossprojekte in die Infrastruktur – die sieht man, wenn man in diesem
riesigen Land unterwegs ist: Windparks, Städte, Strassen und Brücken.
Es sind andere
Veränderungen, die mir einen Hauch von Hoffnung auf Besserung und
Modernisierung des trägen, in der Mitte der ersten Hälfte des letzten
Jahrhunderts stehen gebliebenen Landes geben.
Gesundheit: Obdachlose werden eingesammelt und in
Schutzeinrichtungen gebracht. Ob die gut sind oder nicht, ist eine andere
Frage. Viele bleiben auf der Strecke. Aber immerhin: es bewegt sich.
Landesweit werden
Einwohner auf Hepatitis C und Diabetes untersucht. Beide Krankheiten sind weit
verbreitet.
Bürokratie: Der träge, sich selbst am Leben
erhaltende und sich im Kreis drehende Koloss mit Millionen von Beamten, die in
einem Kabäuschen sitzen und eine Marke auf ein Papier kleben oder einen Stempel
auf ein Dokument knallen, um dann genüsslich Tee zu schlürfen, sich Witze zu erzählen
und den nächsten Antragsteller wie Luft zu behandeln oder die Beamtinnen, die
an einem wackeligen Holztisch Gemüse für die Grossfamilie daheim rüsten und die
Antragstellerin zu einem Glas Tee einladen… Also eben jene Millionen von
Beamten, die weder eine Auskunft geben (wollen), noch einen Computer bedienen
(können) sieht man vielleicht bald nicht mehr.
Als ich meinen
Fahrzeugausweis verlängerte – schön in Einklang mit meinem Visum – wurde ich
zwar noch immer in einem Sternlauf von A nach B und zurück, dann nach C und
zurück, dann nach D und zurück, dann nach E… u.s.w. geschickt. Und ich fragte
erneut: weshalb krieg ich denn das Papiermäppchen, den Antrag zur Verlängerung
des Fahrzeugausweise, die Marken, den Antrag zur Prüfung von Verkehrsbussen,
die Versicherung, die Steuer und noch ein Papier und noch eine Marke… weshalb
also krieg ich das nicht an ein und demselben Ort?
Eine
Routinefrage, quasi, rein rhetorisch gemeint.
Aber trotzdem
erlebte ich einige positive Überraschungen. Auf dem Gericht, wo ich hin musste,
um eine allfällige Verkehrsbusse zu bezahlen, war der Angestellte grad im
Begriff umzuziehen. Wohin des Weges, fragte ich ihn? Zum Verkehrsamt! Wow,
dachte ich, da wird zentralisiert.
Als ich dann
endlich meinte, alle Papierchen, Marken, Stempelchen und Quittungen zu haben, wurde
mir verlautbart, ich solle die Autoschilder abschrauben lassen und bringen, ich
erhalte neue.
Warum denn das?
Vereinheitlichung! Oha! Tolle Idee. Momentan zirkulieren nämlich vier oder fünf
verschiedene Varianten von Autoschildern für das Gouvernement Red Sea.
Und diesmal
musste ich nicht in irgendeinen anderen Stadtteil fahren, um neue Autoschilder
stanzen zu lassen, nein: ich erhielt beim Verkehrsamt neue gegen meine alten!
Und schön der Reihe nach, wie im Computer abgespeichert.
Das nennt sich
doch Fortschritt, wenn all diese Abläufe zentralisiert und effizienter
gestaltet werden, nicht wahr?
Bleibt die Frage,
wie die Beamten mit der längst überfälligen Modernisierung klar kommen und was
mit jenen geschehen wird, die in ein solches System nicht reinpassen.
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