Wumm hat’s gemacht, bei 100km/h. Natürlich im Nirgendwo.
Ich hielt das
Auto an, stieg aus, ging nach hinten und entdeckte: Ich bin platt. Also, nicht
ich, aber der Reifen. Der steht ziemlich zerknautscht auf den Felgen. Meine
teuren Reifen!
Und das natürlich in dem Moment, als ich etwas weiter wegfahren wollte, grad lauthals mit Lucio Battisti "Io vorrei... Non vorrei... Ma se vuoi" mitsang und mir vor Freude fast schwindlig war, endlich mal rauszukommen.
Zuvor hatte ich
noch den Reifendruck prüfen lassen, Auto waschen, Öl und Wasser kontrollieren
lassen und dem Mechaniker erklärt, warum ich das will, obwohl ich vor 2‘000 km
gerade einen Service machen liess. Pflichtbewusst, halt so, wie man das bei uns
macht.
Hier nicht. Er hatte dafür nicht grad viel Verständnis.
Trotzdem stand
ich jetzt da und wusste im ersten Überraschungsmoment nichts Gescheiteres zu
tun, als einen Freund anzurufen. Der hätte mir schon geholfen, aber ich war
schon 35km ausserhalb Hurghadas und überhaupt hatte der auch noch andere Pläne. Ich war wohl auch etwas zerknautscht. Doch noch während ich mit ihm redete, fiel mir ein, ich könnte ja einfach an den
Strassenrand stehen. Bin ja eine Frau und Ägypter sind i.d.R. sehr hilfsbereit.
Gesagt, getan.
(Also nur so als
Zwischenbemerkung: Ich habe früher meine Reifen selbst gewechselt, bei meinem
Döschwo und später bei meinem ´69er Kadettle. Aber das ist halt so um die 40
Jahre her und so bin ich etwas aus der Übung gekommen.)
Schon das zweite
Auto hielt an und der Fahrer gestikulierte herum. Ich erzählte ihm mein Malheur
„das Rad ist eingeschlafen“ (siehe einen meiner früheren Blogeinträge). Er
zögerte keine Sekunde, sondern stieg aus, fragte nach dem Werkzeug und machte
sich an die Arbeit.
Was für ein Glück
hatte ich: Er war ein Uber-Fahrer, hatte wohl schon öfter Reifen gewechselt.
Allerdings verzweifelte er ab meinem Wagenheber. Er zeigte mir seine
Werkzeugkiste und empfahl mir so etwas. Ich nickte beeindruckt. Doch: Was
sollte ich mit so einem Ding, wenn ich das gar nicht selbst bedienen kann?
Es ging aber doch
ruckzuck und der Ersatzreifen war montiert. Ich bedankte mich bei dem Mann mit
dem Namen Moussa, der seit zwei Uhr früh von Kairo aus unterwegs war, um eine
Kundin in Marsa Alam abzuholen und mit ihr gleichentags zurückzufahren. Allein
bei der Vorstellung spürte ich Müdigkeit in mir hochkriechen. Im Stillen dachte
ich: So passieren eben die Unfälle hier.
Ich steckte ihm
einen Geldschein zu und wünschte ihm gute Fahrt. Wir tauschten noch weitere
Nettigkeiten aus, bevor er von dannen zog und ich zurück nach Hurghada fuhr, um
meinen Reifen flicken zu lassen.
Hier könnt Ihr
das Loch sehen. Da drin steckte ein Metallstück.
Zwei Stunden
später begab ich mich erneut auf meinen Weg. Lucio Battista war immer noch mein
Begleiter, aber da war noch etwas: Eine unendlich tiefe Dankbarkeit über den
Schutzengel, der mich vor Schaden bewahrt hatte, und das Gute, das ich erfahren
durfte.
Liebe Grü8e an den aufmerksamen Schutzengel!
AntwortenLöschenWenn ich ihn wieder treffe, richte ich ihm die Grüsse aus :)
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