Was für ein Schock: die ägyptischen Sicherheitskräfte
erschiessen „versehentlich“ 12 Touristen in der Weissen Wüste. So steht es
heute in den Online-Nachrichten.
Angeblich hatte die Gruppe keine Bewilligung und befand sich
in einem Sperrgebiet. Für jeden Meter abseits der Strasse muss man in Ägypten eine
Bewilligung einholen. Das Verfahren ist mühsam, langwierig und kostet viel
Geld. Die Gebiete der Weissen und Schwarzen Wüste sind seit ca. 2012 Sperrzone,
wegen der offenen Grenze zu Libyen. Man erhält Bewilligungen für Tagestouren,
nicht aber für Mehrtagestouren.
Sollte diese Gruppe tatsächlich ohne Bewilligung und ohne
die Behörden zu informieren in dieses von Bewaffneten aller Couleur wimmelnden
Gebietes gewagt haben, haben sie eindeutig fahrlässig gehandelt. Ich vermute
jedoch, dass die (ausländischen) Touristen das nicht wussten. Die ägyptischen
Organisatoren wollten sich wohl die kafkaesken Behördenmühen ersparen. Das
haben einige jetzt mit dem Leben bezahlt.
Gestern war in einer ägyptischen Zeitung zu lesen: der
Vorsitzende der Reiseleitervereinigung am Roten Meer behauptet, dass
ausländische Reiseleiter eine Gefahr für die nationale Sicherheit darstellten. Diese hätten ungenügende Kenntnisse über Ägyptologie und das Land!!! Mich verwundet
bald gar nichts mehr.
Die Sicherheitskräfte hätten den Touristenconvoi mit
Terroristen „verwechselt“, heisst es. Offenbar haben sie die Gruppe nicht
aufgefordert anzuhalten, Warnschüsse abgegeben und geprüft, ob sie bewaffnet
ist. Sie haben sofort geschossen. So weit zu den Fähigkeiten der „besten“ Armee
im arabischen Raum. Wer zuerst schiesst, überlebt.
Lauter Vermutungen meinerseits. Sie basieren auf dem,
was ich hier täglich sehe, höre und erlebe. Die Wahrheit wird sowieso niemand
erfahren, denn jede Version, die NICHT der offiziellen Version entspricht, kann
den Schreiber hinter Gitter bringen.
Update 1: Überlebende und Zeugen sagen, sie wären von einem Apache-Helikopter aus beschossen worden. Und: der Tourguide hatte die nötigen Bewilligungen. Chaos total, fehlende Kommunikation zwischen den Ministerien. Halt wie immer.
Update 1: Überlebende und Zeugen sagen, sie wären von einem Apache-Helikopter aus beschossen worden. Und: der Tourguide hatte die nötigen Bewilligungen. Chaos total, fehlende Kommunikation zwischen den Ministerien. Halt wie immer.
Update 2: Das Tourismus-Ministerium bestätigt, dass die Gruppe alle nötigen Bewilligungen und das Ok vom Innenministerium hatte. Polizisten hatten den Konvoi begleitet. Allerdings hätte die Gruppe sich 2 km von der geplanten Route entfernt und sich in Sperrgebiet begeben, das aber nicht so bezeichnet war. Das Innenministerium beharrt darauf, dass die Gruppe ohne Bewilligung unterwegs war. Unter den Toten sind auch die begleitenden Polizisten.
Schrecklich.
Ob das "Missverständnis" mit dem Rücktritt der Regierung zu tun hat? Keiner mehr verantwortlich? Egal: Ägypten hat wieder gezeigt, wie "gefährlich" das Land ist: es sind nicht die Terroristen, es ist Unfähigkeit. Da nützt auch die schönste und teuerste Werbekampagne nichts.
Update 3: Der Vorfall ist tragisch. Wie das offizielle Ägypten damit umgeht, spottet jeder Beschreibung. Hier Hintergrundinformationen (nur in Englisch).
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Danke für Ihren Kommentar. Ich freue mich über jede aktive Teilnahme an meinem Blog. Meinungsfreiheit gilt auch hier. Ich behalte mir jedoch vor, freche und beleidigende Kommentare zu löschen.