Am 23. Dezember feiern die sunnitischen Muslime die Geburt
des Propheten Mohamed. Am 25. Dezember feiern die Christen die Geburt Jesu –
die Sunniten feiern das gleiche Ereignis als Geburt des Propheten Jesu. Während
die Geburt Jesu jedes Jahr auf das gleiche Datum fällt, ist das beim Geburtstag
des Propheten Mohamed heuer eine Ausnahme, weil der Kalender der Muslime dem Lauf des Mondes folgt.
Für viele meiner muslimischen Bekannten ist der Zusammenfall
beider Feste ein besonderes spirituelles Ereignis, das mit grosser Hoffnung,
Friede und Liebe verbunden ist.
Auf jeden Fall wird doppelt gefeiert: muslimisch mit traditionell
arabischen Süssigkeiten, die schon seit Wochen in extra dafür aufgestellten
Ständen angeboten werden und traditionell weihnachtlich mit geschmücktem Tannenbaum,
Geschenken und Weihnachtskeksen. Und ja, auch Muslime feiern Weihnachten. Immer
wieder erhielt ich zur Antwort „Ja, natürlich!“ auf meine Frage, ob sie auch
Weihnachten feierten. Quer über Religionen hinweg wird „Frohe Weihnachten“
gewünscht. Im Januar, zu den Koptischen Weihnachten, wird das Ritual wiederholt.
Ich liebe das! Ich liebe dieses Gemisch, dieses Miteinander,
den Respekt des Anderen über (von Menschen künstlich errichtete) Grenzen
hinweg. In Europa kann sich das niemand vorstellen; ja, niemand kommt auf die
Idee, dass Muslime „unsere“ Weihnachten feiern könnten. Wir in Europa fasten ja
auch nicht im Ramadan, schlachten ein Schaf zum Opferfest und teilen es mit den
Bedürftigen. Diese Momente gehören zu jenen, die mich sehr berühren und mich tiefe
Dankbarkeit spüren lassen; Dankbarkeit, dass ich meinen „Horizont“ auf solche
Art erweitern darf.
Es zeigt aber auch, wie schizophren wir uns eingerichtet
haben: jede Religion folgt ihrem eigenen Kalender – dabei wird das gleiche
Ereignis gefeiert! Ist da nicht doch etwas schief gelaufen?
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