Ägypten ist
ein islamisches Land – so steht es in der Verfassung. Im Gegensatz zu anderen
islamischen Ländern ist der Genuss von Alkohol jedoch erlaubt.
Die
Pharaonen brauten Bier und die Ägypter haben diese Tradition beibehalten. Es
gibt auch Weinreben aus deren Trauben Weiss-, Rosé-, und Rotweine hergestellt
werden. Die Qualität unterscheidet sich leider noch etwas von wirklich guten
Weinen, da ist noch Potential vorhanden.
Getrunken
wird fleissig – nicht nur an Touristenorten wie Hurghada. In Hotels, Bars und
Restaurants gibt es Wein und Bier und andere einheimische und importierte
Spirituosen, sofern sie dafür eine Erlaubnis haben. Doch Alkohol einkaufen funktioniert
hier anders als in Europa und ist zudem wegen der hohen Alkoholsteuer
schrecklich teuer – bezüglich Qualität und Kaufkraft. Importierte Spirituosen
sind für Normalsterbliche quasi unerschwinglich.
Weder im
Supermarkt noch an der Tankstelle gibt es Alkohol. Dafür gibt es spezielle Geschäfte,
die dank dem Logo einer Biermarke erkennbar sind. Oder: im Schaufenster werden
die Flaschen ausgestellt. In manch einem Restaurant oder einer Bar kann Hopfensaft
und dergleichen über die Gasse erstanden werden. Der Einkäufer marschiert dann
typischerweise mit einer schwarzen Plastiktasche davon, argwöhnisch von
strenggläubigeren Abstinenzlern beäugt.
Manchmal,
wenn ich warten muss, beobachte ich die Kunden, welche in diesen Geschäften
verkehren: junge stürmische Ausländer, Taxifahrer, Unternehmerinnen und
Unternehmer und… ältere Männer mit tiefen Falten im Gesicht, die sich bescheiden
ein Bier oder einen Schnaps in die Tasche legen lassen, schweigsam einen
Geldschein hinreichen und leicht beschämt davontrotten.
Alkohol
kaufen hat etwas Anrüchiges. Man tut es, aber man sollte es sein lassen. Weil
es die Religion gebietet. Die Religion gebietet aber auch, die Finger von
Haschisch zu lassen. Doch Haschisch rauchen ist mindestens so beliebt wie
Alkohol trinken. Ich behaupte sogar, dass es weiter verbreitet ist.
Und jetzt
sind wir im Ramadan und Kurioses findet wieder statt. Als ich vor drei Tagen
mit einem ägyptischen Freund in einer Bar war, bestellten wir Bier. Der Kellner
erklärte dann, es sei verboten im Ramadan Alkohol an Ägypter auszuschenken.
Egal, ob dieser Muslim, Christ, Jude oder Atheist sei. Vater Staat hat das Sagen.
[Sic.]
Und dann
war ich an der Reihe, mir Wein zu kaufen und fragte den Verkäufer, wie er das
gegenüber Ägyptern handhabe. „Kein Problem, wenn sie den Alkohol mitnehmen.
Aber hier hinsetzen und trinken – das geht nicht!“, grinst er und fügt hinzu: „12
Tage haben wir schon.“
In Hurghada
geht das also. In Kairo und Alexandria sind viele dieser Geschäfte zu, entweder
während den Gebetszeiten oder dem ganzen Ramadan. Um Problemen auszuweichen, um
Niemanden zu provozieren. Damals, als ich zwei Monate in Alexandria lebte,
wovon der erste in den Ramadan fiel, staunte ich, als nach den Feiertagen
plötzlich ein Alkoholgeschäft in meiner Nachbarschaft auftauchte.
Eigentlich
staune ich noch immer…
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