Samstag, Juni 17, 2017

Erlebnis Einkaufen im Supermarkt

Reglos sitzen sie da, junge Männer auf Kisten oder am Boden vor Regalen. So zumindest scheint es auf den ersten Blick. Doch sie bewegen sich - im Schlaftablettentempo.

Mehrmals gehe ich suchend am selben Regal vorbei und beobachte, wie ein fülliger junger Mann dieselbe Zahnpastaschachtel milimeterweise verschiebt, seine Hände sinken lässt, dann die Bewegung von vorne wiederholt. Immer wieder, genau in dem Moment, als ich hinter ihm vorbeigehe.

Arg ist das. Ok, es ist Ramadan. Und vermutlich sind das junge Studenten, die in den vier Monaten dauernden Ferien ein paar Pfund verdienen möchten. Entsprechend der Entschädigung bewegen sie sich auch: minim. Zusätzlich mühsam für den Kunden ist das, weil die den Weg zwischen den Waren versperren.

Momentan quillt der Laden über von Palletten mit Sonderangeboten: 5 Kilo Reis, 10 L Kochöl, 3 Kilo Kochfett, Grosspackungen Putzmitteln und anderem Zeugs, das in einem ägyptischen Grosshaushalt im Nu verschwindet. Dadurch hat es noch weniger Platz als sonst, um sich durch die Warenberge zu schlängeln.

In diesem Supermarkt ist das besonders wichtig, denn der willige Käufer findet höchstens zur Hälfte der angebotenen Waren die zugehörigen Preise. Entweder ist gar kein Preisschild vorhanden, es ist kaum lesbar oder es ist falsch. Dafür gibt es in der Nähe der Kassen Bildschirme, an denen die Preise der Waren abgelesen werden können. Zu meinem Betrüben sind die oft falsch programmiert. Im schon erwähnten 50%-Schnitt. Vorgestern war es schlimmer: von drei gescannten Waren erhielt ich völlig falsche Bezeichnungen. Da gibt es nur eins: Ware zurück ins Regal bringen und auf ein andermal warten, hoffen oder woanders suchen. Geduld bringt Rosen, habe ich gelernt, und in Ägypten ist Geduld eine Tugend. So kommen doch ein paar Kilometerlein in dem riesen Geschäft zusammen.

Nein, das ist nicht übertrieben, denn auch die Suche nach den Produkten ist aufwändig. Manchmal sind sie plötzlich woanders, manchmal findet man sie zufällig, manchmal sind sie einfach unauffindbar. So kommen hübsche Distanzen zusammen.

Und aus dem Erlebnis wird Frust. Ich hasse Einkaufen sowieso und lasse deshalb immer eine grosse Liste zusammenkommen, damit sich das Abenteuer auch lohnt. Das Abenteuer ist allerdings endlos, denn ich verlasse die Warenhalle immer mit einem Einkaufszettel, auf dem mindestens ein Viertel der benötigten Dinge nicht abgestrichen ist. Quasi Endlosabenteuerfrust. Zum Glück habe ich mich daran gewöhnt.

Auch an die Poster, die über den Warenbergen auf Palletten stecken. Die sind oft nur in Arabisch beschriftet, wobei sonst alles zweisprachig angeschrieben ist. Oder die Poster stehen beim falschen Warenhaufen. Oder es gibt Warenhaufen ohne Poster, also ohne Preise, Mengen und Bezeichnungen. Das ist mühsam und trägt zu den Kilometerlein und dem Endlosabenteuerfrust bei.

Doch es gibt auch Heiteres, wie das Poster hier, das ich über einem Gebirge von „Kahk“ (man spreche das H bitte aus) – speziellen Keksen mit viel Puderstaub zu den Feiertagen am Ende des Ramadans: über der Zuckerverführung steht gross in Englisch und Arabisch: Getränke!
Und so marschiere ich lachend zur Kasse und vergesse den Endlosabenteuerfrust.


da passt was nicht 😊

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