Reglos
sitzen sie da, junge Männer auf Kisten oder am Boden vor Regalen. So zumindest
scheint es auf den ersten Blick. Doch sie bewegen sich - im
Schlaftablettentempo.
Mehrmals
gehe ich suchend am selben Regal vorbei und beobachte, wie ein fülliger junger
Mann dieselbe Zahnpastaschachtel milimeterweise verschiebt, seine Hände sinken
lässt, dann die Bewegung von vorne wiederholt. Immer wieder, genau in dem
Moment, als ich hinter ihm vorbeigehe.
Arg ist
das. Ok, es ist Ramadan. Und vermutlich sind das junge Studenten, die in den
vier Monaten dauernden Ferien ein paar Pfund verdienen möchten. Entsprechend
der Entschädigung bewegen sie sich auch: minim. Zusätzlich mühsam für den
Kunden ist das, weil die den Weg zwischen den Waren versperren.
Momentan
quillt der Laden über von Palletten mit Sonderangeboten: 5 Kilo Reis, 10 L
Kochöl, 3 Kilo Kochfett, Grosspackungen Putzmitteln und anderem Zeugs, das in
einem ägyptischen Grosshaushalt im Nu verschwindet. Dadurch hat es noch weniger
Platz als sonst, um sich durch die Warenberge zu schlängeln.
In diesem
Supermarkt ist das besonders wichtig, denn der willige Käufer findet höchstens
zur Hälfte der angebotenen Waren die zugehörigen Preise. Entweder ist gar kein
Preisschild vorhanden, es ist kaum lesbar oder es ist falsch. Dafür gibt es in der
Nähe der Kassen Bildschirme, an denen die Preise der Waren abgelesen werden können.
Zu meinem Betrüben sind die oft falsch programmiert. Im schon erwähnten
50%-Schnitt. Vorgestern war es schlimmer: von drei gescannten Waren erhielt ich
völlig falsche Bezeichnungen. Da gibt es nur eins: Ware zurück ins Regal
bringen und auf ein andermal warten, hoffen oder woanders suchen. Geduld bringt
Rosen, habe ich gelernt, und in Ägypten ist Geduld eine Tugend. So kommen doch
ein paar Kilometerlein in dem riesen Geschäft zusammen.
Nein, das
ist nicht übertrieben, denn auch die Suche nach den Produkten ist aufwändig.
Manchmal sind sie plötzlich woanders, manchmal findet man sie zufällig,
manchmal sind sie einfach unauffindbar. So kommen hübsche Distanzen zusammen.
Und aus dem
Erlebnis wird Frust. Ich hasse Einkaufen sowieso und lasse deshalb immer eine
grosse Liste zusammenkommen, damit sich das Abenteuer auch lohnt. Das Abenteuer
ist allerdings endlos, denn ich verlasse die Warenhalle immer mit einem
Einkaufszettel, auf dem mindestens ein Viertel der benötigten Dinge nicht
abgestrichen ist. Quasi Endlosabenteuerfrust. Zum Glück habe ich mich daran
gewöhnt.
Auch an die
Poster, die über den Warenbergen auf Palletten stecken. Die sind oft nur in
Arabisch beschriftet, wobei sonst alles zweisprachig angeschrieben ist. Oder
die Poster stehen beim falschen Warenhaufen. Oder es gibt Warenhaufen ohne
Poster, also ohne Preise, Mengen und Bezeichnungen. Das ist mühsam und trägt zu
den Kilometerlein und dem Endlosabenteuerfrust bei.
Doch es
gibt auch Heiteres, wie das Poster hier, das ich über einem Gebirge von „Kahk“ (man
spreche das H bitte aus) – speziellen Keksen mit viel Puderstaub zu den
Feiertagen am Ende des Ramadans: über der Zuckerverführung steht gross in
Englisch und Arabisch: Getränke!
Und so
marschiere ich lachend zur Kasse und vergesse den Endlosabenteuerfrust.
da passt was nicht 😊 |
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