So heisst in Ägypten das Fest, an dem der Frühling gefeiert
wird. Traditionell strömen die Menschen morgens aus dem Haus, sitzen an den Nil
oder ans Meer, lassen sich in Parks und auf Plätzen nieder und geniessen die
frische Brise mit gekochten und bemalten Eiern, Frühlingszwiebeln und
gesalzenem Fisch.
Ich zieh mir ein hübsches Kleid an, wähl dazu passende
Ohrringe und Halskette sowie ein leichtes Jäckchen… am Morgen habe ich schon
den Balkon gewischt und die Möbel abgestaubt. Nach der kurzen Hitzewelle und
dem darauffolgenden Kälteeinbruch mit Sandsturm ist es endlich wieder mild und
angenehm. Herrlich mild mit kühlen Nächten und warmen Tagen, warm genug auch im
Schatten zu sitzen. Ich würd am liebsten die ganze Wohnung auf den Kopf
stellen, umstellen und putzen, den Staub und Sand hinaus befördern. Deutliches
Zeichen für den Frühling.
Mit einem frisch gebackenen Kuchen setz ich mich ins Auto
und fahre zu einer Freundin. Sie hat zu Sham El Nessim eingeladen. Kinder
springen quirlig im schattigen Garten herum; sie sind aufgeregt: sie dürfen
Eier anmalen und das schönste Ei soll mit 20 Pfund prämiert werden. Die
Erwachsenen sitzen und plaudern, geniessen die laue Brise. Fröhliches Sprachengewirr
aus einem halben Dutzend Länder. Unsere Gastgeber haben typisch ägyptische Gerichte
zubereitet: Ta’ameya (in Fett gebratene Klösschen aus Bohnen und Hummus),
Fatira (lecker, aber furchtbar fettig), frisches, selbst gebackenes Fladenbrot,
Frischkäse und Oliven, Ruccola, Joghurtsauce mit Gurken und Zwiebeln und
vielerlei Kuchen. Ein Festschmaus.
Mir ist festlich zumute, wie schon lange nicht mehr. Es ist,
als ob etwas Spezielles in der Luft läge. Hurghada wimmelt von Menschen aus dem
ganzen Land, sie werden in fahruntüchtigen Bussen und in klapprigen Peugeots herangekarrt,
sausen in funkelnden Mercedes und BMWs herbei und wollen alle dasselbe: den
Frühling geniessen, weg von Lärm und Hektik der Städte und fern der
Alltagssorgen – und bringen dabei einen Teil davon mit. An Tagen wie diesen
meide ich mir zuliebe die Stadt und die Geschäfte.
Frühling ist meine liebste Jahreszeit und dieses Jahr
vermisse ich das Erwachen der Natur mit all ihrer Blütenpracht, dem Zwitschern
der Vögel und dem Geruch der Wiesen an einem sonnigen Tag. Wohl deshalb habe
ich mir neulich ein paar Pflanzen gekauft und heute ein Frühlingskleid angezogen.
Ich spür den Frühling, es ist Sham El Nessim.
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