Mitte März ging ein Aufschrei durch Ägypten, ausgestossen
von den Vertretern der Tourismus-Branche und von Touristen gleichermassen. Ägypten
wollte den Erhalt des Einreisevisums neu regeln: nur noch Gruppenreisende sollten
ab Mitte Mai ein Visum bei Ankunft am Flughafen erhalten. Einzelreisende
sollten ihr Visum vor Abreise PERSÖNLICH bei der Ägyptischen Botschaft im Land ihres
Wohnsitzes einholen.
Reisewillige hätten also stundenlange Fahrten auf sich nehmen,
möglicherweise sogar einen freien Tag einsetzen und teurere Gebühren bezahlen
sollen, um mit einem schon Wochen im Voraus gebuchten Flug nach Ägypten zu
fliegen. Kurzfristige Flüge wären somit Vergangenheit gewesen. Wer macht das
schon? Richtig: niemand – dann lieber woanders hinfliegen.
Ägypten braucht Touristen, um die vielen Arbeitssuchenden zu
beschäftigen und dringend nötige Devisen ins Land zu holen, um damit wiederum
Importgüter zu bezahlen. Das Tourismusministerium bemüht sich, den Tourismus
anzukurbeln – was mit dieser Visa-Regelung ziemlich unvereinbar ist. Denn: der
Pauschaltourist (billig, billiger, am billigsten) gibt beileibe nicht so viel
aus wie der Einzelreisende und wird vom ägyptischen Staat subventioniert (!).
Unglaublich hört es sich an, aber wahr ist: nicht das
Tourismusministerium, sondern das Aussenministerium hat diese Visa-Regelung
erfunden. Ganz allein, ohne mit dem Tourismusministerium Rücksprache zu halten.
Die Idee: das Land vor potentiellen Terroristen zu schützen. Genau, ich wusste
nämlich auch nicht, dass Terroristen per Visum von Europa nach Ägypten
einreisen! Die selbst gezüchteten Terroristen im eigenen Land scheinen eine
untergeordnete Rolle zu spielen oder sind vom Aussenministerium einfach
vergessen worden. Der ägyptischen Logik zufolge kümmert sich um letztere
nämlich das Innenministerium.
Und es geht noch weiter…
Einige Ägypter fanden es nur gerecht, dass Europäer endlich
auch mehr für ein Visum zur Einreise in ihr Land bezahlen sollten und das
Wochen vor Reiseantritt beantragen müssten – und vergassen dabei, dass Europa
und die USA nicht auf ägyptische Touristen angewiesen sind, geschweige denn vom
Tourismus abhängig sind.
Soweit zur Logik dieser Geschichte, die mit der üblichen
(westlichen?) Logik nicht verwandt ist.
Natürlich gibt es Einzelreisende, die ihre Ferien in Ägypten
buchen wollten – und inzwischen woanders ihre schönste Zeit des Jahres
verbringen werden. Zu viele Gerüchte, zu unklar die Regelung, zu ungewiss die
Umsetzung - der Schaden ist angerichtet.
Da ich schon ähnliche Ankündigungen miterlebt habe, dachte
ich, warten wir’s mal ab. In Ägypten wird die Suppe auch nicht so heiss
gegessen, wie sie gekocht wird.
Vor einer Woche trafen sich also einige Minister, um dieses
unglückliche Thema miteinander zu besprechen. Es hiess danach, der
Tourismusminister sei grundsätzlich mit der neuen Regelung einverstanden. Hä? „Grundsätzlich“
– das ist ein sehr elastischer Begriff.
Und siehe da: heute ist überall zu lesen, dass die Umsetzung
dieser Regelung verschoben wird, bis ein elektronisches Visa-System
einsatzbereit ist. Das heisst so was Ähnliches wie „grundsätzlich“.
So läuft das hier. Einer macht einen Schnellschuss - viele
stöhnen auf - der Schnellschuss wird zurück gepfiffen - dann wird vergessen.
Mühsam ist es einfach für all diejenigen, die planen möchten.
So, wie der ägyptische Staat funktioniert, kann man eben nicht planen, sondern man
muss dauernd re-agieren und sich ganz schnell auf lauter Überraschungen gefasst
machen. Und das tagtäglich!
Nun ja, nach vielen Kommentaren und Diskussionen, erhitzten
Gemütern und Wirren sind wir nun wieder dort, wo wir bis Mitte März waren :).
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