Vor einiger Zeit ist mir auf Facebook ein Film in die Hände
geraten, den ich zuerst mal abspeicherte, weil ich keine Zeit hatte, ihn sofort
anzusehen.
Als ich ihn dann endlich anguckte, dämmerte es mir: Das
Thema! Ich hatte den Regisseur getroffen! Und zwar war das am Filmfestival in Luxor. Damals hatte ich zwar die Filmaufführung verpasst, aber noch die
darauffolgende Diskussion miterlebt.
Der Moderator sprach über das seit langem bekannte und
inzwischen auch öffentlich thematisierte Problem der sexuellen Belästigung gegenüber
den Frauen in Ägypten. Das Publikum bunt gemischt: Frauen und Männer, ältere
und jüngere, Ägypter und Ausländer, äusserte sich ausgiebig zum Film. Eine Frau
meinte, ob die Antwort der Frauen auf sexuelle Belästigung Gewalt sei (im Film
ohrfeigt die belästigte Frau ihren Peiniger). Der junge Regisseur verneinte dies
und meinte, jede Situation verlange nach einer entsprechenden Reaktion. Ein
Mann mittleren Alters meinte, man solle das Thema nicht so aufbauschen, ein so
grosses Problem sei das nun auch wieder nicht. War der ein Politiker? Wohlgemerkt:
98% aller Frauen in Ägypten erleben sexuelle Belästigung.
Während ich zuhörte, sass ich wie auf Nadeln. Sollte ich
mich auch äussern? Ich verstand nicht alles, weil einige Ägypter nur Arabisch
sprachen und die Übersetzung nicht klar war. Als der Moderator aber meinte, das
Problem sei bekannt, aber „man“ suche noch immer nach einer Lösung dazu,
überlegte ich nicht mehr lange und meldete mich doch. Ich sagte, dass ich schon
mehrere Jahre in dem Land leben würde und noch immer nicht verstehen könne, weshalb
Frauen nicht für ihr Recht, respektiert zu werden, einträten. Und ich fügte an,
dass die Lösung einfach sei: Männern und Jungen endlich beizubringen, wie man
sich Mädchen und Frauen gegenüber benehme. Verantwortlich dafür seien alle
Väter und alle Mütter, alle Männer und alle Frauen.
Applaus. Der Regisseur Safwan Nasser El Din kam nach Ende der Diskussion auf mich
zu und meinte, er sei völlig meiner Meinung. Das Problem liege bei der
Erziehung und den Wertvorstellungen. Wenn ich wolle, würde er mir den Film im
Hotel Windsor Palace zeigen. Ich lehnte dankend ab, meinte, ich würde den Film
schon noch zu sehen bekommen.
So war es. Hier ist der Link zum Film auf Youtube, allerdings nur mit Englischem
Untertitel. Ich glaube aber, dass die Nachricht des Films auch ohne Worte zu verstehen ist. Tut mir leid, ich schaffe es nicht, den Film direkt zu importieren. Bitte deshalb auf den Link klicken.
Das ist schade zu hören, dass das Problem so dominant ist. Ich hoffte, dass es in den touristischen Gebieten weniger präsent ist. Da werde ich doch meine Freundin wann immer möglich bei Gängen in die Öffentlichkeit begleiten, ich möchte nicht, dass sie frustriert wird, denn die Erfahrungen können belastend und irritierend sein. Ich werde ihr berichten, dass es wohl nicht ohne ist sich als Frau allein zu bewegen.
AntwortenLöschenEs kommt drauf an, wo man ist. Es ist nicht überall ein Problem.
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