Freitag, Mai 05, 2017

Auto-Service

Zwanzigtausend Kilometer zeigt der Zähler an und so ist ein Service fällig. Ein grosses Unterfangen in dieser Region.

Die Preise in Kairo sind anders. Zwei Garagen rufe ich vorher an, zwei unterschiedliche Auskünfte bekomme ich. In Hurghada erhalte ich nochmas eine andere Auskunft, teurer auf jeden Fall. Aber die Aussicht, mich in Kairo durch den Verkehr zu wühlen und die Garage nicht zur vereinbarten Zeit zu erreichen, bereitet mir Kummer und so lass ich die Idee fallen, obwohl ich grad nach Kairo muss.

Also Hurghada. Während ich vom Warteraum mit Fensterscheibe (wie auf dem Flughafen!) dem Treiben in der Halle zugucke, unterhalte ich mich mit den anderen Kunden. Einer schimpft mit Zornesröte im Gesicht, er warte schon seit einer Woche auf eine neue Batterie. Unglaublich. Kairo liegt auf dem Mond. Dort liegen auch die Ersatzteile. So etwas wie ein Ersatzteillager scheint hier unbekannt zu sein.

Ein anderer Kunde erzählt mir, dass er den Service hier nur wegen der Garantie machen lässt und alles nochmals bei einem Mechaniker seines Vertrauens überprüfen lässt. Mich schaudert. Er empfiehlt mir auch, Ersatzteile in Kairo zu kaufen und wenn möglich, dort den Service machen zu lassen. Preis und Qualität seien nicht mit jenen in Hurghada zu vergleichen. Mich schaudert noch mehr. Das ist ein Ägypter, der mir diesen Rat gibt. Umso schlimmer.


Die Typen rund um mein Auto gucken hilflos in den Motorraum. Zwei Männer und ein Bürschchen stehen herum, einer kaut an den Fingernägeln. Ein vierter arbeitet. Zwischendurch kommt der Chef – da treten alle ehrfürchtig zwei Schritte zurück und schauen noch mehr.

Die Reifen werden zwei Mal abmontiert. Keine Ahnung weshalb. Irgendetwas vergessen. So dauert es und ich versuche zu lesen, um die Zeit tot zu schlagen und meine Bedenken zu verscheuchen.

Nach eineinhalb Stunden kommt der Chef und sagt, es sei alles in Ordnung. Ich bezahle und gehe. Beim Fahren stelle ich aber fest, dass die Handbremse so hart eingestellt ist, dass ich sie fast nicht mehr bedienen kann. Also zurück.

Der Chef will mir erklären, dass das für mich besser sei. Dann müsse ich nicht so schnell wieder kommen. Der Typ ist beinahe halb so alt wie ich und denkt wohl, ich bin eine Frau und habe keine Ahnung. Stimmt ja auch. Trotzdem bestehe ich darauf, dass die Handbremse wieder drei bis viermal klicken kann (meinem Brüderlein sei Dank). Also Auto nochmals in die Halle, Reifen wieder runter, zugucken, rumstehen, trödeln… und ich warte.

Ich muss aber noch ein drittes Mal zurück, denn seit der Luftfilter ausgewechsel worden ist, flattert was in der Lüftung. Auch das wird erledigt. Tief atmen. Alles ok.

Autos werden dort nicht gereinigt und auch der Luftdruck der Reifen wird nicht geprüft. Das muss ich anderswo erledigen lassen. Wie das Tanken. Ist doch logisch, oder? Jeder hat seinen Job.

Zugute halten möchte ich den Leuten in der Garage jedoch, dass ich nie etwas bezahlen muss, wenn ich die Flüssigkeiten vor einer längeren Fahrt überprüfen und nachfüllen lasse. Immerhin doch so etwas wie Kundenservice.

Den 40‘000er Service lasse ich aber definitiv in Kairo machen – sofern ich dann noch Besitzerin dieses Wagens bin. Einfach zur Sicherheit.


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